Gedenktafel für Emil Zuckerkandl an der Universität Wien wieder hergestellt

Die Nationalsozialisten montierten die 1914 zu Ehren des bekannten und beliebten Anatomieprofessors Emil Zuckerkandl errichtete Gedenktafel ab. Seither gilt diese als verschollen. Anlässlich der Errichtung einer neuen Reliefstafel findet am Mittwoch, dem 22. Jänner 2003, im Institut für Anatomie der Universität Wien eine Feier statt.

Nach Begrüßungsworten von Univ.-Prof. Dr. Georg Winckler, Rektor der Universität Wien, und Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Schütz, Dekan der Medizinischen Fakultät, werden Univ.-Prof. DDr. Michael Hubenstorf, Vorstand des Instituts für Geschichte der Medizin, emer. Univ.-Prof. Dr. Walter Krause, der den Wiederaufbau des Anatomischen Instituts nach dem Zweiten Weltkrieg entscheidend vorantrieb und langjähriger Professor für topographische Anatomie war, und Hans Benke, Bezirksvorsteher des 9. Wiener Gemeindebezirkes, die Festreden halten.

Die Feier zur Wiederherstellung der Gedenktafel für Emil Zuckerkandl findet am Mittwoch, den 22. Jänner 2003, um 14.00 Uhr c. t., im Hörsaal 1 des Instituts für Anatomie der Universität Wien, Währingerstraße 13, 1090 Wien, statt.

Emil Zuckerkandl (geb. 1849 in Raab, gest. 1910 in Wien) studierte ab 1867 an der Universität Wien Medizin. 1870 ging er auf Empfehlung von Josef Hyrtl, der die Wiener anatomische Schule zu Spitzenleistungen führte, als Prosektor nach Amsterdam. 1873 kehrte er nach Wien zurück und arbeitete als Assistent an der Pathologischen-Anatomischen Anstalt, damals unter der Leitung des Pathologen Carl Freiherr von Rokitansky. 1874 promovierte und 1880 habilitierte sich Zuckerkandl. Ab 1882 wurde Zuckerkandl zum ordentlichen Professor für Anatomie an die Universität Graz berufen, sechs Jahre später folgte er dem Ruf an den Wiener Lehrstuhl für Anatomie. Ab 1898 war Zuckerkandl Mitglied der Akademie der Wissenschaften. In den Jahren 1890 bis 1900 entstand sein fünfbändiges Hauptwerk "Atlas der topographischen Anatomie des Menschen". Spezialgebiete seiner Forschungen waren das Gehörorgan, die Nasenhöhle und die Zähne.

Seine Frau Bertha Zuckerkandl-Szeps war eine herausragende Persönlichkeit in der Wiener jüdischen Intellektuellenschicht. Ihr Vater, gebürtiger Galizier, hatte sich vom Journalisten zum Besitzer des "Neuen Wiener Tagblattes" hinaufgearbeitet. Als Schriftstellerin und Journalistin engagierte sich Bertha Zuckerkandl-Szeps für moderne Kunst. Z. B. war sie Mitbegründerin der Salzburger Festspiele und Vorkämpferin der Sezession. Das Haus der Zuckerkandls war Treffpunkt der künstlerischen Avantgarde und wissenschaftlichen Elite. Gäste im Salon waren u. a. Gustav Klimt, Otto Wagner, Hermann Bahr, Arthur Schnitzler und Gustav Mahler, der seiner späteren Frau Alma dort begegnete. Darüber hinaus engagierte sich das Ehepaar auch sozial und unterstützte das "Wiener Volksbildungswerk".

Im Mai 1914 - zum fünften Todestag Zuckerkandls - wurde ihm zu Ehren im Anatomischen Institut eine Gedenktafel enthüllt. Neben Julius Tandler, Zuckerkandls Amtsnachfolger, hielten der damalige Rektor der Universität Wien, der Botaniker Richard Wettstein, und der damalige Dekan der Medizinischen Fakultät, Richard Paltauf, Festansprachen. Die Inschrift "Dem Lehrer Emil Zuckerkandl, die Schüler" wies auf Zuckerkandls besondere pädagogische Fähigkeiten hin.

Das neue Relief fertigten der Kunstspengler Ludwig Kyral und der Steinbildhauer Martin Schmeiser an. Als Vorlage diente ihnen das im Hanak-Museum in Langenzersdorf aufbewahrte Denkmal von Emil Zuckerkandl.

Rückfragehinweis:

Mag. Veronika Schallhart

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