Gebündelte Forschung für unsere Umwelt

Der Schutz unserer Umwelt ist ein Anliegen, das uns alle betrifft. Mit dem Forschungsverbund Umwelt hat die Universität Wien eine offene Plattform geschaffen, über die sich WissenschafterInnen aller Fachdisziplinen vernetzen und gemeinsam an zentralen Fragen der Umweltforschung arbeiten können.

"Unsere Umwelt ist ein sehr komplexes, nicht-lineares System – um es verstehen zu können, müssen wir alle Fachgrenzen hinter uns lassen", erklärt Thilo Hofmann, Dekan der Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie und Leiter des neuen Forschungsverbunds Umwelt. Dieser wurde 2014 mit Unterstützung des Rektorats auf gemeinsame Initiative von vier Fakultäten der Universität Wien ins Leben gerufen: Geowissenschaften, Lebenswissenschaften, Physik und Chemie. "Unabhängig davon ist der Verbund aber für Umweltforschende aller Fachrichtungen offen", so der renommierte Umweltgeowissenschafter Hofmann.

Auch der stellvertretende Leiter des neuen Verbunds gehört zu den absoluten Top-Forschern seines Bereichs: der Meeresbiologe und Wittgenstein-Preisträger Gerhard Herndl. "Wir haben eine exzellente Umweltforschung an der Universität Wien. Die ist jedoch bisher zum Großteil noch sehr fragmentiert", sagt Herndl. Ziel des Verbunds sei es, die Expertise aus den einzelnen Feldern zusammenzuführen, neue interdisziplinäre Themenfelder zu identifizieren und dadurch der Umweltforschung insgesamt kreative neue Impulse zu geben, so der Dekan der Fakultät für Lebenswissenschaften weiter.

Der neue Forschungsverbund bringt auch finanzielle Vorteile: "Die Anschaffung von Forschungsinfrastruktur kann sehr teuer werden. Manche Geräte wie das NanoSIMS (Bild) am Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung kosten mehrere Millionen. Durch den Forschungsverbund Umwelt ist eine Abstimmung jetzt noch besser möglich", meint Thilo Hofmann.


Von Aerosolphysik bis Umweltrecht und -ethik


Die Umweltforschung an der Universität Wien ist breit gefächert und reicht von A wie Aerosolphysik bis U wie Umweltgeowissenschaften. Diese Vielfalt spiegelt sich auch im neuen Forschungsverbund wieder, an dem Natur-, Geistes- und SozialwissenschafterInnen von rund 30 Departments und Instituten beteiligt sind. "Die SoziologInnen interessieren sich zum Beispiel für Fragen zur BürgerInnenbeteiligung in Umweltprozessen, PhilosophInnen befassen sich mit Umweltethik, RechtswissenschafterInnen mit juristischen Fragen zur Nanotechnologie und die WirtschaftswissenschafterInnen untersuchen, wie die Ökonomie die Umwelt beeinflusst und umgekehrt", veranschaulicht Thilo Hofmann.

Denn der Großteil dieser Fragestellungen lasse sich durch eine einzelne Person oder Forschungsgruppe nicht beantworten. "Das geht nur mit interdisziplinären oder transdisziplinären Ansätzen", stimmt ihm sein Kollege Herndl zu: "Mit dem Verbund haben wir nicht nur eine Forschungs-, sondern auch eine Diskussionsplattform geschaffen, auf der man sich austauschen und verschiedene Perspektiven kennenlernen kann. Es ist ungemein wichtig und spannend zu sehen, woran in anderen Bereichen gearbeitet wird."

Vom Kick-off zu Flash-Talks

Dass diese Möglichkeit des fächerübergreifenden Austauschs und der Kooperation bei den ForscherInnen der verschiedenen Fakultäten auf reges Interesse stößt, hat sich bereits bei der Kick-off-Veranstaltung des Forschungsverbunds gezeigt, die Ende Jänner am Geozentrum der Universität Wien über die Bühne ging. Rund 80 WissenschafterInnen aus zehn Fakultäten sind der Einladung gefolgt. "Wir haben dort nicht nur vorgestellt, worum es mit dem neuen Verbund geht, sondern uns in kleinen Gruppen überlegt, was wir gemeinsam tun möchten. Schließlich sind im Forschungsverbund Umwelt knapp 40 Arbeitsgruppen der Universität Wien aktiv", freut sich Hofmann.

Bei der Wahl der konkreten Forschungsfragen sind die Mitglieder des Forschungsverbunds völlig frei. "Wir haben hier bewusst auf konkrete Vorgaben verzichtet", merkt Herndl an. "Die einzelnen Gruppen präsentieren ihre Forschungsthemen der großen Runde im Rahmen von Flash-Talk-Workshops, die wir regelmäßig organisieren", ergänzt Hofmann.

Der erste Flash-Talk-Workshop des Forschungsverbundes fand am 10. Juni statt. Knapp 50 WissenschafterInnen kamen zu der internen Veranstaltung. ForscherInnen aus zehn Arbeitsgruppen erläuterten ihren KollegInnen in nur achtminütigen Kurzreferaten und anhand von Postern ihre Forschungsthemen. Der nächste Termin ist für November 2014 geplant.


Förderung des Nachwuchses


Die Workshop-Termine haben darüber hinaus noch einen ganz praktischen Vorteil: Die Mitglieder des Forschungsverbunds tauschen sich dort auch über Fördermöglichkeiten aus und holen sich Tipps für die eigene akademische Karriere. "Der Forschungsverbund Umwelt unterstützt Studierende, DoktorandInnen und ProjektmitarbeiterInnen beim Eintritt in die wissenschaftliche Community. Unsere Workshops und Veranstaltungen richten sich explizit auch an NachwuchswissenschafterInnen, die wir von Anfang an in die Aktivitäten des Forschungsverbundes einbinden", schließt Thilo Hofmann. (ms)

Der Forschungsverbund Umwelt wurde vom Rektorat der Universität Wien mit Beginn des Jahres 2014 für die Dauer von vorerst drei Jahren eingerichtet. Gründungsfakultäten sind die Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie, die Fakultäten für Lebenswissenschaften, die Fakultät für Physik und die Fakultät für Chemie. Als Leiter fungiert Univ.-Prof. Dr. Thilo Hofmann, Dekan der Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie, stellvertretender Leiter ist Univ.-Prof. Dr. Gerhard Herndl, Dekan der Fakultäten für Lebenswissenschaften. Die Koordination liegt bei Dipl.-Holzw. Daniela Große Kathöfer.