COVID-19 im Vorlesungsverzeichnis

Studierende am Laptop

Medical Humanities oder Grenzen der Virologie: uni:view hat sich durch das Vorlesungsverzeichnis gescrollt und eine Auswahl an Lehrveranstaltungen zusammengestellt, die sich mit den aktuellen Herausforderungen rund um COVID-19 befassen.

Ringvorlesung: Medical Humanities: Bodies, Sciences, Media 
Studienprogrammleitung Anglistik
Die Ringvorlesung gibt einen Einblick in die Medical Humanities – ein interdisziplinäres Feld an der Schnittstelle zwischen Medizin, Kultur, Ethik, den Künsten und anderen Disziplinen. Dementsprechend multidisziplinär ist auch die Vorlesungsreihe aufgestellt: Die Mitwirkenden sind Expert*innen in Kultur-, und Medienwissenschaften, Literaturwissenschaften, der Geschichte, Soziologie und Anthropologie, den Theaterwissenschaften, den angewandten Künsten, oder der Medizin und Medizindidaktik.

"COVID-19 bietet die Möglichkeit, Medical Humanities in der Praxis zu erleben", so Lehrveranstaltungsleiterin Monika Pietrzak-Franger: "Im Rahmen der Vorlesungsreihe drängt sich dabei immer wieder die Frage auf, welche Rolle den Medical Humanities in Zeiten globaler Pandemien zukommt. Neben tiefsitzenden viszeralen Ängsten, die das Corona-Virus schürt, rücken dabei ethische und soziale Fragen in den Mittelpunkt. Während die Medizin sich nun vornehmlich der Erforschung des Virus widmen muss, nehmen sich die Medical Humanities Zeit, individuelles Leiden zu beleuchten. Den neuen Medien kommt hierbei eine besondere Rolle zu. In Zeiten von physical/social distancing bieten sie dem Einzelnen ganz neue Möglichkeiten, sich Gehör zu verschaffen und sich kreativ auszudrücken."

Wie alle Veranstaltungen der Universität Wien im Sommersemester 2020 findet die Ringvorlesung im home-learning statt. Zum Einsatz kommen sowohl PowerPoint-Präsentationen wie auch Recordings oder Schriftbeiträge. Zusätzlich wird illustratives Material in Form von Clips, Links, z.B. zu Kunstprojekten, oder Lektürehinweise zur Verfügung gestellt. "Interessierte Personen, auch wenn sich nicht an der Uni Wien studieren, sind herzlich eingeladen, mit uns in Kontakt zu treten und mitzudiskutieren – über E-Mail, Twitter oder bald auch über unseren Blog", so Pietrzak-Franger. 
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Vorlesung und Seminar: Gesundheits- und Medizinsoziologie
Studienprogrammleitung Soziologie
Die Lehrveranstaltung bietet eine Einführung in Analysen des gesellschaftlichen Umgangs mit Gesundheit/Krankheit, darunter fallen unterschiedliche Gesundheitsbegriffe, gesellschaftliche Determinanten von Gesundheit/Krankheit, aber auch Themen wie gesundheitliche Ungleichheit, organisierte Krankenversorgung, Prävention und Gesundheitsförderung, Wachstum der gesellschaftlichen Bedeutung von Gesundheit sowie Arbeit und Gesundheit.

"COVID-19 ist ein guter Analysator dafür, wie (welt-)gesellschaftliche Strukturen und Prozesse und primär biologisch verstandene Gesundheit/Krankheit zusammenhängen", so Lehrveranstaltungsleiter Karl Krajic: "Parallel zur sich ausdifferenzierenden öffentlichen Kommunikation gewinnt COVID-19 zunehmend an Relevanz; auch in meiner Lehrveranstaltung und im Rahmen der Seminararbeiten."

Zentrale Kommunikationsmedien in der Vorlesungsphase sind Screencasts (PPPs mit Audio-Kommentaren) sowie Diskussionsforen. In der Seminarphase (ab Mai) werden Arbeiten in Kleingruppen erstellt und es gibt einen interaktiven Abschluss mit der Gesamtgruppe. Eine Anmeldung ist nicht mehr möglich, Krajic empfiehlt Interessierten aber die Webinar-Reihe des Wissenschaftszentrum Berlin zum Thema Corona. "Der Beitrag von Karl Ulrich Mayer geht auf die Soziologie der Pandemie ein und bietet viele Anschlussmöglichkeiten an gesundheits- und medizinsoziologische Forschung, vor allem rund um das Thema soziale Ungleichheit von Krankheit und Gesundheit", so Krajic: "Auch sehr spannend ist die Einheit von Armin Nassehi, 'Die Infektion der Gesellschaft', in der erörtert wird, wie funktional differenzierte Gesellschaften auf Bedrohungen reagieren."
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Corona-Virus: Wie es unser Leben verändert
Von neuen familiären Abläufen bis hin zu den Auswirkungen auf Logistikketten: Expert*innen der Universität Wien sprechen über die Konsequenzen des Corona-Virus in unterschiedlichsten Bereichen. (© iXismus/Pixabay)
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Vorlesung: Grenzen der Virologie 
Studienprogrammleitung Biologie
In der Vorlesung geht es um Viren, die die Welt beschäftigen, hauptsächlich Polio, HIV und Influenza, erklärt Lehrveranstaltungsleiter Tim Skern. Aus gegebenem Anlass spielt heuer auch COVID-19 eine Rolle: Diskutiert werden u.a. Entstehung und Ursprung des Virus, die "silent transmission", Variation und genetische Beziehung zwischen Coronaviren sowie die Übertragung zwischen Tier und Mensch. Die Lehrveranstaltung findet auf Englisch statt und eine Anmeldung ist noch möglich. Lektüretipps zum aktuellen Virus hat Tim Skern auch parat, zum Beispiel die Analyse des ersten Coronafalles in Wuhan, nachzulesen in "The Lancet".
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Seminar: "Inszenierungsformen und ästhetische Wahrnehmung": Welt ohne Theater. Wie transformiert die COVID-19-Pandemie das Sozialleben und die Szenischen Künste
? Studienprogrammleitung Theater-, Film- und Medienwissenschaft
Im Seminar wird die derzeitige Welt ohne Live-Kultur und Theater beleuchtet und nach dem Stellenwert unmittelbarer Sozialkontakte im Verhältnis zu den digitalen Substituten sowie nach derzeitigen Strategien von Theaterschaffenden gefragt. "Wir beobachten, welche Veränderungen mit der 'Normalisierung' des Kultur- und Theaterbetriebs einhergehen werden, und eruieren Wissensfelder und Theorien zum pandemisch bedingten Ausnahmezustand", erklärt Lehrveranstaltungsleiter Stefan Hulfeld: "Geplant war ein Seminar, das sich im Rahmen der Wiener Festwochen mit Gegenwartstheater auseinandergesetzt hätte. COVID-19 hat das verhindert; nun machen wir die Pandemie in kulturgeschichtlicher und -theoretischer Perspektive selbst zum Thema."

Im Laufe des Seminars arbeiten die Studierenden ein eigenes Vorhaben mit COVID-19-Bezug. Im home-learning-Modus wird der Prozess von der Konzeption über die Recherche bis hin zur Ausformulierung der Erkenntnisse begleitet. Eine Anmeldung ist nicht mehr möglich, doch das Online-Theaterfeuilleton Nachtkritik bietet derzeit Streaming-Aktivitäten an und bündelt kritische Reflexion zu dem Thema.
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Seminar: Geographies of health: Why here and not there? Lessons from pandemics
Studienprogrammleitung Geographie
In the course, teacher Marion Borderon and her students are looking at the various ways in which some high impact infectious diseases have affected societies at different epochs and places. Those diseases are considered not only in their biological effects, but also as social, political and cultural phenomena. As geographers, they shed some light on the spatial dynamics of pandemics when possible.

"The first time this course was given in 2019, the term COVID-19 simply didn't exist", remembers Borderon. This semester the COVID-19 pandemic stands as an ongoing case study. It is not possible to sign up for the course anymore, but Borderon has a reading tipp for all the people interested in the topic: "Historian Frank Snowden’s recent book 'Epidemics and Society: From the Black Death to the Present' is outstanding (and online available at the University Library). There are also videos produced by students, the first one of this semester on HIV and stigma is online!"
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Seminar: Corona und seine rechtliche Dimension
Studienprogrammleitung Rechtswissenschaften
Das Seminar dient der vertieften, wissenschaftlichen Bearbeitung der mit dem Coronavirus verbundenen Rechtsfragen. Es handelt sich um ein fächerübergreifendes, gesamtfakultäres Seminar, sodass Rechtsfragen aus dem Blickwinkel des Öffentlichen Rechts, des Zivilrechts, des Arbeitsrechts, des Zivilverfahrensrechts, des Unternehmens- und Gesellschaftsrechts, des Europarechts, des Strafrechts, des Steuerrechts, des Datenschutzrechts, der Rechtsphilosophie, der Rechtsgeschichte und des Römischen Rechts behandelt werden. Sämtliche Maßnahmengesetze finden sich im KODEX Corona-Gesetze 2020, der auf der Homepage des Linde-Verlags zum Gratis-Download zur Verfügung steht.
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Arbeitstechnik: Journalismus
Studienprogrammleitung Publizistik- und Kommunikationswissenschaft
"Die Arbeitstechnik Journalismus beleuchtet das Medium "Bewegtbild". Wie werden Inhalte für AV-Medien aufbereitet? Welche Rolle spielen Mobile Reporting und Medien-Konvergenz? Neben Kamera, Ton und Schnitt stehen Recherche, Interviewführung, Beitragsgestaltung oder audio-visuelle Codes im Fokus. "Sozio-kulturelle Codes, die derzeit begegnen, sind Bücherregale bei Videokonferenzen (sieh her, ich bin belesen) oder Gesichtsmasken (bislang eher mit Südostasien assoziiert)", erklärt Lehrveranstaltungsleiter Thomas Lindermayer."

"COVID-19 hat eine Tele- bzw. Ferngesellschaft begünstigt, die Videos und digitale Medien-Nutzung aufwertet (E-Learning, Bewerbungsvideos, Videokonferenz etc.). Die Arbeitstechnik reflektiert die COVID-19 Berichterstattung. Durch die Konvergenz von Internet und Fernsehen breiten sich Infos auf verschiedenen Kanälen aus. Neben COVID-19 Memes gehen Verschwörungstheorien und Fake News viral. Die Gate Keeper Funktion des Journalismus kommt zusehends abhanden. Für viele Rezipient*innen wirkt die Informationslage unübersichtlich, kritisches Denken und Einordnen ist gefragter denn je."

Die Semesterfrage "Wie wirkt Sprache?" wurde in der Lehrveranstaltung mit COVID-19 verknüpft und zu "Wie wirkt die Bildsprache der Corona-Krise?" umformuliert. Bei den Bildsujets lässt sich ein Boom von Info-Grafiken beobachten, die komplexe Inhalte anschaulich vermitteln. Der unsichtbare Gegner wächst zur überdimensionalen Viruszelle. Bilder von leeren Städten, Masken, Aufbahrungen, Balkon-Konzerten oder Videokonferenzen haben sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt.

Die Kommunikation innerhalb der Lehrveranstaltung läuft primär über die Lernplattform Moodle. Es gibt ein "VideoJOURnal" mit aktuellen Analysen und Inputs. Übungen werden von den Student*innen als E-Paper oder als Video aufbereitet. Dies fördert Recherche- und Produktionsskills gleichermaßen. Jede zweite Woche tagt die Arbeitstechnik im virtuellen Raum per Jitsi-Videokonferenz. Für alle Interessierten, die nicht angemeldet sind, hat Thomas Lindermayer einen Tipp parat: Okto bietet Webinare zu Mobile Reporting, Sprech-Training, Ton- oder Bildgestaltung an.
Weitere Infomationen


Eine Gesamtübersicht aller aktuellen Lehrveranstaltungen an der Universität Wien bietet das Vorlesungsverzeichnis u:find
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