EmMeth 2013: Der Nachwuchs forscht empirisch

Am 8. und 9. Februar fand an der Universität Wien die internationale Nachwuchstagung "Empirische Methoden in Deutsch als Fremd- und Zweitsprache" statt. Gemäß der Interdisziplinarität der Forschungsfelder DaF/DaZ wurde die Tagung von Nachwuchswissenschafterinnen verschiedener Institute organisiert.

Nach Bielefeld im Jahr 2011 und Jena im Jahr 2012 fand die internationale Nachwuchstagung "Empirische Methoden in Deutsch als Fremd- und Zweitsprache" (EmMeth) heuer erstmals an der Universität Wien statt. Im Mittelpunkt der Tagung standen die Vermittlung von forschungsmethodologischem Wissen, die Arbeit an empirischem Material und die Fragen der TeilnehmerInnen zum methodischen Vorgehen in konkreten Forschungsprojekten sowie die wissenschaftliche Vernetzung. Die Tagung versammelte über hundert NachwuchswissenschafterInnen aus dem In- und Ausland. "Ich habe viele Leute kennengelernt, neues Wissen dazugelernt und neue Denkanstöße zur Methode für meine Masterarbeit bekommen", so Alexandra Seppi, Studentin der Angewandten Linguistik an der Universität Wien, die heuer erstmals an der EmMeth teilgenommen hat.

Interdisziplinär: Interkulturelle sprachliche Bildung

Ursula Neumann von der Universität Hamburg hielt den Eröffnungsvortrag zum Thema "Interkulturelle sprachliche Bildung: ein interdisziplinäres Forschungsfeld". Sie zeigte auf, dass linguistische, erziehungswissenschaftliche und weitere sozialwissenschaftliche Erkenntnisse erforderlich sind, um die Wirkmechanismen sprachlicher Bildung in modernen, von Mehrsprachigkeit geprägten Gesellschaften zu durchschauen und Bildungsprozesse zu begleiten. Anhand von aktuellen Forschungsprojekten machte sie deutlich, wie sich die Zugänge der verschiedenen Disziplinen sowie qualitative und quantitative Methoden ergänzen.

Lehrreich: forschungsmethodologische Workshops

Den Kern der Tagung bildeten neun forschungsmethodologische Workshops für EinsteigerInnen und Fortgeschrittene, sowohl zu qualitativen als auch zu quantitativen Aspekten von empirischen Forschungsprojekten. Der Schreibworkshop von Magdalena Knappik vom Institut für Germanistik war "besonders inspirierend. Es wurden nicht nur hilfreiche Tipps und Tricks rund um das Thema Schreiben vorgestellt, sondern auch verschiedene kleine Übungen, die helfen sollen leichter mit dem Schreiben zu beginnen", so Germanistikstudentin Danijela Vanjo.


Elisabetta Terrasi-Haufe von der Ludwig-Maximilians-Universität München bot einen praktisch orientierten Workshop zur Transkription mit dem Programm EXmARALDA an. Den trickreichen Umgang mit Missing Data in der statistischen Analyse und die komplexen Imputationsmethoden hat Takuya Yanagida (bifie und Universität Wien) laut einer Teilnehmerin "ausgezeichnet erklärt". In einem weiteren Workshop gab er einen Einblick in die statistische Vorgangsweise von Studien wie PISA.



Lisanne Heller vom Institut für Germanistik bot gemeinsam mit Dominik Fröhlich einen Workshop zur Software Mendeley an, mit der man Artikel verwalten, teilen, kommentieren sowie zitieren und sich mit anderen WissenschaftlerInnen vernetzen kann. Die Migrantinnenorganisation maiz, die in Linz seit vielen Jahren im Bereich Erwachsenenbildung und DaZ forscht, setzte sich in ihrem Workshop "Wissensproduktion von MigrantInnen" mit einem kolonial geprägten Verständnis von Forschung und Wissensproduktion auseinander und führte in das Kodieren nach der Grounded Theory ein.

Anschaulich: Poster-Session

Im Rahmen einer gut besuchten moderierten Poster-Session erhielten die TeilnehmerInnen die Möglichkeit, ihre Forschungsprojekte vor Peers und erfahreneren KollegInnen zu präsentieren und Feedback zu erhalten. Mittels Feedbackbogen wurden die besten drei Poster ermittelt. Die Preisträgerinnen waren Ina Brauckhoff von der Universität Duisburg-Essen, Kirsten Beier-Marchesi vom Sprachenzentrum Meran und Anna Korneva von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. "Das Niveau der Veranstaltungen war nicht nur fachlich sehr gut. Durch die positive und kollegiale Atmosphäre habe ich mich während der Tagung überaus wohl gefühlt", so Anna Korneva, die in Jena am Institut für Auslandsgermanistik/DaF/DaZ ihre Dissertation schreibt.


Zum Abschluss der Tagung stellten İnci Dirim und Marion Döll vom Institut für Germanistik in ihrem Vortrag die Frage "Forschungsmethoden im Studium? – Ja, aber wie viel, was und wie?". Ausgehend von der curricularen Situation und Erfahrungen an der Universität Wien diskutierten sie mit den TeilnehmerInnen über den Stellenwert einer forschungsmethodischen Ausbildung in den Fachbereichen Deutsch als Fremd- und Zweitsprache..



Für die Organisation der nächsten Tagung haben sich sofort einige NachwuchsforscherInnen bereit erklärt. Das zeigt, dass der Bedarf an der Vermittlung von Forschungsmethoden im DaF/DaZ-Bereich nach wie vor hoch ist. Die nächste EmMeth wird übrigens 2014 an der Universität Bamberg stattfinden. (red)

Die EmMeth 2013 wurde von Marion Döll, Lisanne Heller, Magdalena Knappik und Birgit Springsits vom Institut für Germanistik, Nadja Thoma und Marlene Roch vom Institut für Bildungswissenschaften und Christine Czinglar vom Institut für Sprachwissenschaft organisiert.