Forschen an der University of Chicago

Martin Tschiggerl ist Universitätsassistent am Institut für Geschichte. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen die Themenfelder Zeit- und Kulturgeschichte, Wissenschafts- und Medientheorie sowie Digital History. Er verbrachte zwei Monate an der University of Chicago mit dem Mobility Fellowships Programm. Im Interview berichtet er von seinen Erfahrungen.

Was motivierte dich zu einer Bewerbung am Mobility Fellowship Programm?
Martin Tschiggerl: Zunächst war es wohl die Möglichkeit, bereits während meiner Anstellung an der Universität Wien zusätzliche Auslandserfahrungen zu sammeln. Ich bin grundsätzlich sehr reisefreudig und offen für Neues. Da kam das neu ins Leben gerufene Mobility Fellowship Programm gerade recht. Natürlich war auch die Dotierung des Fellowships ausschlaggebend: Im Gegensatz zu anderen Fellowships ist beim Mobility Fellowship gewährleistet, dass einem selbst kein allzu großer finanzieller Nachteil entsteht.

Warum fiel deine Wahl auf die University of Chicago?
Tschiggerl: Die University of Chicago ist nicht nur eine der besten Universitäten der Welt, sondern auch die berufliche Heimat vieler Kolleginnen und Kollegen mit für mich interessanten Forschungsgebieten. Dadurch konnte ich mit einem regen fachlichen Austausch rechnen. Außerdem war mir mein Gastgeber John Boyer aufgrund seiner Arbeiten zur österreichischen Geschichte bereits bekannt – dies hat die Zusammenarbeit deutlich erleichtert. Ein zusätzlicher Bonus war mit Sicherheit auch, dass Chicago auch losgelöst von der Universität eine sehr spannende und sehenswerte Stadt ist.

In deinen aktuellen Forschungsprojekten beschäftigst du dich mit dem Umgang und der Aufarbeitung des Nationalsozialismus in Österreich. Welche Fortschritte konntest du für deine Forschung durch den Aufenthalt an der University of Chicago verzeichnen?
Tschiggerl: Ich arbeite derzeit an zwei großen Forschungsprojekten: einerseits der Umgang mit der NS-Zeit in Österreich und andererseits die Funktion Sozialer Medien als Erinnerungsräume. Die Zeit in Chicago konnte ich nicht zuletzt aufgrund der großartigen Unterstützung durch die University of Chicago für Arbeiten an beiden Projekten nutzen. Vor allem die Teilnahme an zahlreichen Workshops im Bereich Digital Humanities hat sich im Nachhinein als sehr ergiebig erwiesen.

Sehr hilfreich war auch die absolute zeitliche Freiheit während meines Aufenthalts in Chicago: Aufgrund meiner Freistellung an der Universität Wien war ich von Lehr- und Verwaltungsaufgaben weitestgehend befreit und konnte mich voll und ganz auf meine Forschung konzentrieren. Dadurch war es mir möglich, die Zeit in Chicago optimal zu nutzen. Als überraschend hilfreich erwies sich dabei auch die Bibliothek der University of Chicago, die über sehr umfangreiche Bestände zur österreichischen Zeitgeschichte verfügt.  

Was waren die Auswirkungen deiner Teilnahme am Mobility Fellowship Programm? Würdest du das Programm weiterempfehlen?
Tschiggerl: Das Programm kann ich uneingeschränkt weiterempfehlen. Sowohl die Unterstützung durch das International Office der Universität Wien, als auch durch meine Gastgeber – John Boyer und Mark Bradley – in Chicago haben einen sehr angenehmen und vor allem auch unkomplizierten Aufenthalt in Chicago ermöglicht. Die Zeit in Chicago konnte ich nicht nur für Arbeiten an meinen Forschungsprojekten nutzen, sondern auch zum Knüpfen sehr interessanter Kontakte, die ich mit Sicherheit auch in Zukunft weiter pflegen werde.

Was ist dein Fazit über deinen Aufenthalt mit dem Mobility Fellowship Programm an der University of Chicago?
Tschiggerl: Mein Fazit fällt ausgesprochen positiv aus: Ich hatte eine wunderbare Zeit an der University of Chicago und plane bereits meinen nächsten Aufenthalt dort. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an John Boyer und Elise Covic, die diesen Aufenthalt so gut gestaltet haben und an die Universität Wien für die Zuerkennung des Mobility Fellowships und die Unterstützung bei der Planung!

Mit den Mobility Fellowships haben WissenschafterInnen der Universität Wien die Möglichkeit gemeinsame Forschungsaktivitäten mit KollegInnen der Strategischen Partneruniversitäten zu realisieren. Aktuell sind Bewerbungen für einen Forschungsaufenthalt an folgenden international renommierten Universitäten möglich: Hebrew University of Jerusalem, University of Chicago, Kyoto University, Peking University sowie Fudan University, Shanghai