Erkundungen im Sudan
| 23. Februar 2016Seit 18. Februar ist eine Gruppe von Studierenden des Instituts für Orientalistik auf einer zweiwöchigen Exkursion im "afrikanischsten" aller arabischen Staaten unterwegs, dem Sudan. Für uni:view berichtet die Gruppe von ihren Erlebnissen und Eindrücken vor Ort.
Die ersten drei Tage der Exkursion verbringen wir in der Hauptstadt Khartoum, einer arabisch geprägten afrikanischen Großstadt mit geschätzten acht Millionen EinwohnerInnen. Die Bevölkerung wächst rasant und selbst hier gibt es schon fast 100.000 syrische Flüchtlinge. Eine funktionierende städtische Infrastruktur ist für einen Großteil der Bewohnerinnen und Bewohner nur rudimentär vorhanden. Die Stadt liegt am Zusammenfluss des Blauen und des Weißen Nils; eine Bootstour führt uns direkt dorthin, im Bildhintergrund sieht man die "Moschee der beiden Nile".
Etwa 60 Prozent der sudanesischen Muslime fühlen sich dem mystisch geprägten Islam der Sufis zugehörig. Es gibt eine Reihe von Orden, welche verschiedene Rituale praktizieren. Bei diesen fallen die Teilnehmer manchmal auch in Trance-ähnliche Zustände. Ein Abend in der Moschee des Sammaniyya Ordens war für uns alle extrem beeindruckend. Nicht nur wegen der ganz besonderen Atmosphäre, sondern auch, weil wir als nicht-muslimische Gäste vom Scheich des Ordens so offen und herzlich willkommen geheißen wurden.
Das Nationalmuseum in Khartoum wirkt zwar etwas verstaubt, es birgt aber faszinierende Exponate aus der Zeit des antiken Sudan und des christlichen Nubiens. Michael Zach, Professor an der Universität Wien und Experte für den Sudan in der Antike, bietet uns eine fachkundige Führung durch das Museum – hier erklärt er unserer Gruppe die Geschichte eines Thronsockels aus Naga, den er selbst in den 1980er Jahren gefunden hat.
Der Sudan ist das Land mit den meisten Kamelen weltweit. Heute besuchen wir den großen Kamelmarkt am Stadtrand von Omdurman und erfahren, dass manche der Herdenbesitzer bis hierher dreißig Tage lang unterwegs waren. Ein Großteil der Kamele wird nach Ägypten für den Fleischkonsum verkauft. Mit viel Geduld erklären uns die Beduinen die verschiedenen arabischen Bezeichnungen für das Alter und die Farben der Tiere und wir staunen ein wenig, dass es in ihrer Klassifikation auch blaue und grüne Kamele gibt. (Text und Fotos: Studierende der Orientalistik) Fortsetzung folgt ...
Die interdisziplinär ausgelegte Sudan-Exkursion von 18. Februar bis 5. März 2016, organisiert vom Institut für Orientalistik, wird von unterschiedlichen ExpertInnen der Universität Wien begleitet: Michael Zach, Experte für Sudan in der Antike und Kirsten Rüther, Expertin für die Geschichte Afrikas, beide vom Institut für Afrikawissenschaften. Vom Institut für Orientalistik sind mit dabei: George Hatke, Experte für christliches Nubien, Gisela Prochazka-Eisl, Expertin für den Sudan in der Osmanenzeit, Tarek Eltayeb, Experte für Literaturgeschichte (selbst Schriftsteller sudanesischer Herkunft), Gisela Kitzler, Expertin für Alltagskultur und Musik sowie Stephan Prochazka, Experte für Sprache und Volksreligion.
