Stadt- und Regionalentwicklung auf Java

Im Juli waren Studierende der Universität Wien im Rahmen einer Lehrveranstaltung in Indonesien unterwegs und haben sich dort mit der Stadt- und Regionalentwicklung beschäftigt. Im Gastbeitrag berichten sie über ihre Erfahrungen.

24 Studierende haben die ersten beiden Juli-Wochen auf der indonesischen Hauptinsel verbracht. Die Exkursion "Stadt- und Regionalentwicklung auf Java" wurde von den Leitern und Organisatoren der Lehrveranstaltung, Martin Heintel und Günther Spreizhofer, begleitet. Von Jakarta aus führte der Weg über Bandung nach Yogyakarta. Mit im Gepäck: Ein abwechslungsreiches Programm.


Central Business District von Jakarta. © Matthias Halbritter

Mehr als die Hälfte der Bevölkerung des größten Inselstaates der Welt lebt auf Java. Deshalb stellt die Insel – unter anderem aufgrund der damit einhergehenden Herausforderungen – eine spannende Exkursionsdestination im Sinne der Stadt- und Regionalentwicklung dar.

Auslandsexkursionen wie diese sind in allen geographischen Studienrichtungen Pflicht und blicken auf eine lange Tradition am Institut für Geographie und Regionalforschung zurück. Den Studierenden werden dadurch geographische Phänomene vor Ort veranschaulicht, was dazu beiträgt, diese und deren Zusammenhänge besser zu verstehen und umfangreicher zu beleuchten. Als Vorbereitung diente ein Proseminar mit inhaltlichen Inputs sowie die Posterpräsentation der Arbeitsgruppen, die sich im Vorfeld mit diversen Schwerpunkten auseinandersetzten.


Modell des Stadtteilprojekts Bumi-Serpong Damai bei Jakarta © Matthias Halbritter

Stadt- und Regionalentwicklung im Fokus

Zwischen den von uns besuchten Städten gibt es deutliche Unterschiede in der planerischen Gestaltung. Während es in Jakarta aufgrund großer Distanzen und kaum ausgebauten Gehwegen wenige Fußgänger gibt, sieht man an den Hauptstraßen und größeren Plätzen von Bandung und Yogyakarta deutliche Bestrebungen, die Städte fußgängerfreundlicher zu gestalten.

Neue Infrastruktur- und Mobilitätsprojekte wie das Smart-City Projekt "Bumi-Serpong Damai" bei Jakarta oder Pläne zum Ausbau von U-Bahn- und Bussystemen machen den Einfluss internationaler Vorbilder deutlich. Die "Bandung Planning Gallery" gab uns auch einen Einblick in mögliche zukünftige Mobilitätskonzepte, wie beispielsweise das eines Seilbahnsystems in Bandung.

Die größten Aufgaben, denen sich die öffentliche Hand stellen muss, liegen gewiss im Bereich des Verkehrs und der Umwelt. Ein auf den motorisierten (Individual-)Verkehr ausgelegtes Straßennetz, das unzureichend vom ÖPNV bedient wird, gehört ebenso zum Stadtbild wie Müllverbrennung oder verunreinigte Gewässer. Diese Herausforderungen werden sich durch den erwartbaren Anstieg der Mittelklasse künftig wohl verstärken, was die Bedeutung von vorausschauender Stadt- und Regionalentwicklung unterstreicht.

Bemerkenswert ist der selbstorganisierende Umgang der Bevölkerung in puncto Mobilität; Motorradtaxis etwa, die über Apps gebucht werden können, leisten einen wichtigen Beitrag zur Mobilität ohne eigene Fortbewegungsmittel.


Besuch in einem Kampung bei Purwakarta. © Florian Kolbe

Einblicke durch lokale Universitäten

Beim Besuch der University of Indonesia, der Technischen Universität ITB in Bandung und der Gadjah-Mada Universität in Yogyakarta wurde jeweils im Präsentations- und Diskussionsformat die lokale und nationale Stadt- und Regionalplanung thematisiert. Ebenso unterhielten wir uns mit lokalen Studierenden über die unterschiedlichen Universitätsalltage und die variierenden regionalen Herausforderungen.

Mit dem UNIVIE Teaching Award macht die Universität Wien herausragende Leistungen in der Lehre sichtbar und fördert in weiterer Folge die Entwicklung und Umsetzung anspruchsvoller Lehrkonzepte durch die Lehrenden. Mehr Infos zu den PreisträgerInnen 2019 (zum uni:view Bericht)

Wirtschaftspolitische Beziehungen: Besuch der österreichischen Botschaft

Auch die ökonomische Struktur und die wirtschaftspolitischen Beziehungen mit Österreich bildeten einen Schwerpunkt. Der Besuch der österreichischen Botschaft in Jakarta, wo wir uns mit dem stellvertretenden Wirtschaftsdelegierten der WKO austauschten, lag daher nahe. Als österreichische Vertretung in Indonesien sind sie Netzwerkpartner für österreichische und indonesische Unternehmen und informieren über die Möglichkeiten am indonesischen Markt.


Wanderung in Richtung des Vulkans Mt. Merapi. © Philippe Haag

Wir besichtigten zudem den Standort der Firma Lenzing in Purwakarta – ein in der Textilfaserproduktion global agierendes, österreichisches Unternehmen. Durch Einblicke in die Produktions- und Geschäftsprozesse als auch in die lokalen "Kampungs" (indon. "Dorf") war ersichtlich, welchen Einfluss Lenzing als einer der größten Arbeitgeber in der Region und als Regionalentwickler hat.


Hinduistische Tempelanlage Prambanan © Tobias Schipek

Tempel und Vulkane im touristischen Indonesien

Die Veränderung vom einstigen Backpacker- hin zum Massentourismus ist durch vielfach verbreitete internationale Standards, Hotelketten und Konflikte zwischen der Tourismuslobby und den Einheimischen hinsichtlich der Wasserversorgung erkennbar. In Yogyakarta, der zweitwichtigsten Touristendestination nach Bali, ist der Tourismus eine wichtige Säule, wohingegen Jakarta kaum Tourismus aufweist. Indonesien ist ein ernstzunehmender Player am internationalen Tourismusmarkt und verdankt seine Position erheblich seiner Natur- und Kulturvielfalt. Auch wir genossen die Tempel und Vulkane zum krönenden Abschluss der Reise. (Text: Nora Arbesleitner, David Fritz, Valentin Gebhardt, Laura Rottmann, Tobias Schipek, Fabian Sparlinek)