Hans-Kelsen-Symposium in Peking

Vom 25. bis 26. Mai 2011 findet an der Renmin Universität in Peking zum 130. Geburtsjahr des bedeutenden Juristen Hans Kelsen die internationale Tagung "Hans Kelsen und ostasiatische Rechtszivilisation" statt. Kelsen war von 1919-30 Professor des Staats- und Verwaltungsrechts an der Universität Wien und gilt als Vater der österreichischen Verfassung. Initiiert hat die Konferenz Heinz Mayer, Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, 2009 bei einem Besuch in Peking gemeinsam mit Han Dayuan, Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Renmin Universität. Darüber hinaus haben das Hans-Kelsen-Institut und die Universität Kiel das Symposium mitorganisiert. Zur Eröffnung wird Martin Sajdik, österreichischer Botschafter in der Volksrepublik China, erwartet.

"Inhaltlicher Schwerpunkt der vom 25. bis 26. Mai 2011 in Peking stattfindenden, großen internationalen rechtstheoretischen Tagung sind die Auswirkungen der Rechtstheorie Hans Kelsens auf die asiatische Rechtskultur", erklärt Heinz Mayer, Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät. Mayer spricht in Peking zur Interpretationstheorie der "Reinen Rechtslehre" von Hans Kelsen. Darüber hinaus sind weitere Vorträge von Wiener Juristen geplant: Thomas Olechowski, Institut für Rechts- und Verfassungsgeschichte, liefert einen Beitrag zu Leben und Werk von Hans Kelsen. Clemens Jabloner, Privatdozent an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, Geschäftsführer des Hans-Kelsen-Instituts und Präsident des Verwaltungsgerichtshofes, erörtert den Rechtsbegriff von Hans Kelsen sowie Karl Stöger, Privatdozent an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät und derzeit Professor an der Karl-Franzens-Universität Graz, setzt sich mit dem Stufenbau der Rechtsordnung auseinander. An dem Symposium nehmen neben chinesischen und österreichischen WissenschafterInnen auch Gelehrte aus Deutschland, Japan, Südkorea und den USA teil.

Das Symposium geht auf eine Initiative der Universität Wien – insbesondere des Dekans der Rechtswissenschaftlichen Fakultät – zurück. Maßgebliche Unterstützung leistete Richard Trappl, Professor am Institut für Ostasienwissenschaften und Leiter des dortigen Konfuzius-Instituts. "Wir haben intensive wissenschaftliche Kontakte mit China, aber diese Konferenz, die im 40. Jahr des Jubiläums der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Österreich und China, in Peking stattfindet und so international besetzt ist, ist etwas ganz Besonderes", erklärt Sinologe Trappl, der über 30 Jahre China-Erfahrung hat und Chinabeauftragter der Universität Wien ist.

Zur Biografie von Hans Kelsen

Hans Kelsen (1881-1973) war einer der bedeutendsten Juristen weltweit. Er gilt als Vater der österreichischen Bundesverfassung, war in der ersten Republik Professor an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien und Begründer der "Wiener Rechtstheoretischen Schule". Hans Kelsen hat die Theorie des kritischen Rechtspositivismus begründet und damit weltweit Beachtung gefunden. Seine Rechtstheorie wird auch als "Reine Rechtslehre" bezeichnet. "Hans Kelsens Bestreben war es, eine Rechtstheorie zu gründen, die die Rechtswissenschaft annähernd zu der Objektivität und Präzision führt, die er in den Naturwissenschaften verwirklicht sah", bringt Dekan Mayer die Leistungen von Hans Kelsen auf den Punkt. Die über 400 Werke Hans Kelsens wurden in fast alle Sprachen dieser Welt übersetzt. Auch beinahe 40 Jahre nach seinem Tod genießt seine Theorie der "Reinen Rechtslehre" international Beachtung. Die von Hans Kelsen entwickelten Thesen werden von RechtstheoretikerInnen auf der ganzen Welt diskutiert. (vs)