Home-Schooling: Herausforderung für Lehrer*innen und Schüler*innen

Kinder beim Lernen

Die Umstellung des Schulunterrichts auf Fernlehre war für viele der Lehrer*innen eine große Belastung. Auch den Kindern fehlen persönliche Kontakt und Ressourcen im Home-Schooling. Das zeigt Susanne Schwab vom Zentrum für Lehrer*innenbildung in einer aktuellen Studie.

Die Fernlehre, also die Umstellung der Schulen auf Heimunterricht, bedeutet für mehr als 60 Prozent der Lehrer*innen eine starke Belastung. Unter den Schülern*innen ist der Anteil nach Einschätzung der Pädagog*innen sogar noch etwas größer.

Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie, die ein Team rund um Susanne Schwab vom Zentrum für Lehrer*innenbildung der Uni Wien durchgeführt hat. Dabei wurden knapp 3.500 Lehrer*innen aus allen Bundesländern befragt. Im Fokus standen dabei Lehrende der Volks-, Sonder- und Neuen Mittelschule sowie der AHS. Besonders groß schätzen die befragten Lehrer*innen demnach das Entwicklungsrisiko durch die Umstellung des Unterrichts für Schüler*innen in Deutschförderklassen bzw. -gruppen und für Schüler*innen mit niedrigem sozio-ökonomischem Status ein. Diese Kinder fühlen sich nach Einschätzung der Lehrer*innen beim Homeschooling eher alleine und haben Motivationsprobleme.

Fehlende Ressourcen

Als Herausforderung sehen Lehrer*innen bei Risikoschüler*innen vor allem die fehlenden Ressourcen daheim, weil Eltern sie nicht unterstützen können oder ihnen pädagogische Materialien fehlen. Außerdem hat nach Einschätzung der Lehrer*innen ein Drittel der Schülerinnen nicht genug Möglichkeiten, daheim am Computer, Laptop oder Tablet zu arbeiten. Der persönliche Kontakt sei für diese Schüler*innengruppe besonders wichtig.

In der Elternarbeit ist es den Lehrern*innen wichtig, die Kinder nicht zu "verlieren". Gerade in speziellen Formen wie den Deutschförderklassen berichten sie allerdings von Problemen, die Eltern mit einzubeziehen, weil diese die Kinder nicht ausreichend unterstützen können. 

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Ein Großteil der Lehrer*innen geben an, dass sie sich durch das Hometeaching mehr für die privaten Lebenslagen ihrer Schüler*innen interessieren, knapp 86 Prozent nehmen darauf nun auch stärker Rücksicht. Lehrer*innen aus Sonderschulklassen haben laut der Befragung die Lernangebote am stärksten individualisiert, gleichzeitig haben sie aber weniger persönlichen Kontakt mit ihren Schüler*innen halten können als Lehrer*innen aus Integrations- oder Regelklassen.

Für Unverständnis und Enttäuschung unter den befragten Lehrer*innen hat in der Zeit seit den Schulschließungen die Kommunikation des Bildungsministeriums per Pressekonferenz gesorgt. Lehrer*innen hätten keine zusätzlichen Informationen bekommen. Das habe die Eltern verunsichert, die wiederum den Druck an die Lehrer*innen weitergegeben hätten. (APA/red)  

Susanne Schwab ist Professorin für Bildungswissenschaften am Zentrum für Lehrer*innenbildung, sowie an der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft. Sie forscht zu sozialer Partizipation von Schülerinnen und Schülern, schulischer Inklusion, Einstellungen gegenüber schulischer Inklusion, Selbstwirksamkeit von Lehrkräften;