Mein Element: Jod

Ohne das Element Jod kann sich unser Organismus nicht ausreichend entwickeln, denn die Schilddrüsenhormone wirken nur, wenn sie Jod enthalten. Im Bild ist eine Grafik des Periodensystems der Elemente zu sehen.

Eine ausreichende Versorgung mit Jod spielt eine wichtige Rolle für die menschliche Gesundheit. Das Element kommt auch in Form instabiler Radionukleotide vor, weiß Ernährungswissenschafter Jürgen König. Anlässlich des Jubiläums "150 Jahre Periodensystem" präsentiert er das vielseitige Element.

Was mich am Element Jod besonders fasziniert …
Elementares Jod ist ein Feststoff, der schon bei Raumtemperatur unter Bildung von violetten Dämpfen sublimiert, daher auch der Name – "ioeides" ist griechisch für violett. Für die Ernährung spielt Jod als Bestandteil der Schilddrüsenhormone eine große Rolle. Es wird über verschiedene Mechanismen in die Aminosäure Tyrosin eingebaut und bildet somit eines der beiden Schilddrüsenhormone (Thyroxin oder Tetraiodthyronin – T4, enthält vier Jod-Atome, und Trijodthyronin – T3, enthält drei Jod-Atome).

In meiner Forschung arbeite ich mit Element Jod, weil …

eine ausreichende Versorgung mit Jod für die menschliche Gesundheit eine wichtige Rolle spielt. Ein Mangel, der weltweit sehr häufig vorkommt und auch in Österreich bis vor der gesetzlich festgelegten Anreicherung von Speisesalz mit Jod nicht unüblich war, führt zu Entwicklungsstörungen von Kindern (Kretinismus) und zur Entstehung des Kropfes bei Erwachsenen.

Wussten Sie, dass...
Der Mensch nur 200 µg, also 200 Millionstel Gramm Jod täglich braucht? Dennoch erreichen wir diese Mengen nicht durch Lebensmittel alleine, sondern sind auf die Anreicherung von Speisesalz mit Jod (in Form von Jodid und Jodat) angewiesen.

Die wichtigsten Kenndaten von Jod:
Ordnungszahl: 53; Symbol: I; Gruppe: Halogene; Masse (gerundet): 126,9u; Vorkommen: natürlich

Ein spannender Fakt zu Jod:
Das Element wurde zum ersten Mal bei der Herstellung von Schießpulver aus der Asche aus Seetang gewonnen, seine Verwendung zur Behandlung von Kropfkranken in Form von Meeresschwämmen oder Schilddrüsenextrakten von Tieren ist aber schon seit dem Altertum bekannt, ohne zu wissen, welches Element dahintersteckt.

Mein Element in drei Worten:
violett, sublimiert, lebensnotwendig


In Österreich gilt: Hergestelltes oder importiertes Speisesalz muss einen Gesamtjodgehalt von mindestens 15 und höchstens 20 Milligramm je Kilogramm in Form von Jodid oder Jodat enthalten. (© Pixabay/Philipp Kleindienst)

Ist Jod ein Held oder Bösewicht?
Ohne Jod kann sich unser Organismus nicht ausreichend entwickeln – die Schilddrüsenhormone wirken nur, wenn sie Jod enthalten. Zudem sind sie die einzigen Verbindungen im Stoffwechsel von Säugetieren, die Jod enthalten. Wie bei allen Mikronährstoffen gibt es aber auch für Jod eine obere Grenze einer sicheren Zufuhr, die in einer Größenordnung von 1000 µg/Tag liegt. Übersteigt die Aufnahme (etwa durch massive Überdosierung von Supplementen), dann kommt es auch hier zu Störungen des Schilddrüsenstoffwechsels. Jod findet sich zudem in Form von instabilen Radionukleotiden, wobei besonders 131J von Bedeutung ist. Dieses war zum einen für einen Teil der radioaktiven Belastung nach den Reaktorunfällen von Tschernobyl und Fukushima verantwortlich, zum anderen wird 131J auch in der klinischen Diagnostik eingesetzt.

Mit wem kann Element Jod gut/mit wem gar nicht?

Jod kann als Halogen (F, Cl, Br, I) gut mit den Alkali- und Erdalkalimetallen (etwa als Natrium- oder Kaliumiodid oder -jodat, wie es auch für die Speisesalzjodierung verwendet wird). Seine Verbindung mit Wasserstoff (Jodwasserstoff) ist wiederum die stärkste bekannte sauerstofffreie Säure.

Ein "Moment of Fame" von Jod?
Jod wurde 1811 von Bernard Courtois bei der Gewinnung von Pottasche (K2CO3) für die Schießpulver- bzw. Seifenproduktion aus Seetang entdeckt.

Eine Welt ohne  Element Jod wäre …
… für den Menschen tödlich.

Jürgen König ist Professor für Spezielle Humanernährung und Leiter des Departments für Ernährungswissenschaften an der Universität Wien. Er hat an der Universität Gießen promoviert und habilitierte im Fach Ernährung des Menschen an der Universität Wien. Er hat an zahlreichen Forschungsprojekten zum Thema Jod gearbeitet, darunter die Österreichischen Ernährungsberichte 1998, 2003, 2017 mit Daten zur Aufnahme und zum Status an Jod.

Der Advent steht im uni:view Magazin ganz im Zeichen der Elemente: Im Dossier "Mein Element" präsentieren Wissenschafter*innen Überraschendes und Wissenswertes zu Elementen, mit denen sie in Forschung und Lehre arbeiten.