Meteorologie: Extreme Regenmengen im Juli

Der vergangene Monat fiel in den meisten Regionen Österreichs überdurchschnittlich niederschlagsreich aus. Am meisten geregnet hat es in Kärnten und der Steiermark. Die Meteorologen Dieter Mayer und Reinhold Steinacker von der Universität Wien analysieren das Wetter im Juli.

Die regenreichsten Gebiete Österreichs im Juli 2012 sind die Bundesländer Kärnten und Steiermark. Das ergibt die Monatssumme aus den aufsummierten sechsstündigen Niederschlagsanalysen des am Institut für Meteorologie und Geophysik der Universität Wien entwickelten Wetteranalysetools VERA (Vienna Enhanced Resolution Analysis): Von den Karnischen Alpen an der Grenze zu Italien bis zu den steirisch-niederösterreichischen Kalkalpen fielen mehr als 250 Millimeter Niederschlag, in der Obersteiermark fast durchgehend mehr als 300 Millimeter, und zwischen den Eisenerzer Alpen und dem Hochschwab lokal sogar bis zu 450 Millimeter.


Niederschlagssumme für den Juli 2012 in mm bzw. Liter pro Quadratmeter für den Alpenraum. Rote Farbtöne deuten geringe, blaue Farben hohe Niederschlagsmengen an.



Auch Wien regenreich

Auch die Bundeshauptstadt Wien verzeichnete mit Summen zwischen 100 und 150 Millimeter einen durchaus regenreichen Juli, wenn man diesen mit einem durchschnittlichen Juli mit 70 Millimeter Niederschlag vergleicht.

Viel Regen – aber nicht überall!


Dennoch hat es auch Regionen mit vergleichsweise wenig Niederschlag gegeben. Die Gebiete mit unter 100 Millimetern Niederschlag finden sich am Bodensee, im oberösterreichischen Innviertel, im Weinviertel und im Marchfeld. Ungewöhnlich ist, dass diesmal im Juli am Neusiedlersee mehr Niederschlag als am Bodensee gefallen ist.

Ursache: Großwetterlage

Der Grund für diese in vielen Teilen sehr großen Niederschlagsmengen ist in der Großwetterlage zu finden. An den meisten Tagen lag Österreich im Grenzbereich zwischen kühler und meist feuchter Luft im Westen und sehr heißer und zeitweise mit Feuchtigkeit aus dem Mittelmeerraum angereicherter Luft im Süden und Südosten. Die ungewöhnlich lange Stationarität dieser Luftmassengrenze führte immer wieder zur Entstehung von Gewitterzellen, die nicht lokal beschränkt, sondern in organisierter Form und großer Ausdehnung von Südwest nach Nordost über Österreich gezogen sind. Anders als in vielen Sommermonaten konnte sich kein ausgedehntes und langanhaltendes Hochdruckgebiet über Mitteleuropa etablieren, sodass die österreichweit gemessenen Niederschlagsmengen nur an fünf Tagen im Monat nirgendwo mehr als fünf Millimeter betrugen.

Heiße Tage in Österreich

Dieser West-Ost Kontrast spiegelt sich auch in einer anderen Klimagröße wider, und zwar in der Summe der so genannten Heißen Tage. Das sind Tage, an denen der Tageshöchstwert 30 Grad Celsius erreicht oder überschritten wird.



Anzahl der Tage mit einem Höchstwert von 30°C oder mehr für den Juli 2012. Je rötlicher die Farbtöne sind, desto größer ist die Anzahl der "Heißen Tage".



Nördlich vom Neusiedlersee zählt man im heurigen Juli 14, im Raum Wien im Mittel zwölf und im Grazer und Klagenfurter Becken neun bis elf dieser speziellen Tage. Die im Einfluss der nicht ganz so heißen Luftmasse gelegenen Regionen in Tirol und Salzburg wiesen lediglich ein bis zwei Heiße Tage auf.
Im Süden und Osten waren heuer etwa zwei bis dreimal so viele Heiße Tage wie sonst üblich, im Bereich Oberösterreich und Salzburg gibt es kaum eine Abweichung zum Durchschnitt und im Westen waren weniger Heiße Tage zu verzeichnen (mittlere Anzahl der Heißen Tage im Klimazeitraum 1971 bis 2000:
Wien: 4.7; St. Pölten 4.3; Eisenstadt: 5.0; Linz 3.3; Graz: 2.6; Klagenfurt: 3.4; Salzburg: 3.4; Innsbruck: 3.6; Bregenz: 1.5).

Aktuelle Wetteranalysen online

Interessierte können nicht nur die aktuellen Wetteranalysen, sondern auch Echtzeitauswertungen der klimatologischen Größen Maximum, Mittelwert, Minimum und Spannweite der tatsächlichen sowie der gefühlten Temperatur sowie des Luftdrucks, desweiteren Mittelwerte und Maxima der Windgeschwindigkeit und schließlich Summen der Niederschlagsmenge online auf der VERA-Website des Instituts für Meteorologie und Geophysik betrachten. Derartige Auswertungen existieren für Tages-, Monats-, Jahreszeiten und Jahresbasis und werden stündlich für die täglichen bzw. täglich für alle anderen Bezugszeiten aktualisiert.


Dem Trend der Zeit folgend zeigt das Analyseverfahren VERA auch in den Social Media wie auf Facebook Präsenz. Bei interessanten Wetterlagen werden die aussagekräftigen Karten gepostet und diskutiert sowie Tages- und Monatsauswertungen online gestellt. VERA auf Facebook erfreut sich zunehmender Beliebtheit mit einer stetig wachsenden Zahl an Fans. VERA auf Facebook



Univ.-Prof. Dr. Reinhold Steinacker (reinhold.steinacker(at)univie.ac.at) und Dipl.-Ing. Mag. Dr. Dieter Mayer (dieter.mayer(at)univie.ac.at) vom Institut für Meteorologie und Geophysik stehen für Rückfragen gerne zur Verfügung.