Rätselhafte Frauen

Am 8. März erschien die neueste Ausgabe von "univie", dem Magazin des Alumniverbands für die AbsolventInnen und MitarbeiterInnen der Universität Wien. Schwerpunktthema des aktuellen Hefts sind Rätsel der Wissenschaft. Lesen Sie hier einen ausgewählten Artikel von Judith Jennewein über Österreichs einzige Rätselwerkstatt: Die Kreuzworträtsel der phoenixen sind Kult und sorgen seit 20 Jahren für lösungsorientiertes Kopfzerbrechen. Dahinter stehen drei Absolventinnen der Universität Wien.

Die Angabe: "So betreibt man Weinbau im kleinen Stil?" Die Lösung: "winzig". Wäre Ihnen das auf Anhieb eingefallen? Trösten Sie sich: So ergeht es den meisten, die sich das erste Mal ein Rätsel der phoenixen vornehmen. Man braucht ein wenig Übung, um nach und nach zu erkennen, dass die Angaben nur scheinbar sinnfrei sind.

Hinter den phoenixen stehen die Übersetzerinnen Daniela Beuren, Susanne Ofner und Elke Raab. Begonnen hat ihre Rätselkarriere an der Universität Wien: Mitte der 1980er-Jahre lernten sie sich während des Studiums am Institut für Übersetzen und Dolmetschen kennen. Für die Institutszeitung wurden regelmäßig "Hirnwuzler"  erstellt, die heutigen phoenixen waren Teil der großen Rätsel-Gruppe. "Ich hatte für Kreuzworträtsel nicht viel übrig, bin aber trotzdem hingegangen, weil's dort immer so lustig war", erzählt Daniela Beuren. 1989 wurden sie auch beruflich ein Team und gründeten die Arbeitsgemeinschaft "phoenix Übersetzungen".

Fixeinkommen

Als die Zeitung "Der Standard" 1990 neue RätselmacherInnen suchte, bewarben sie sich und wurden sofort engagiert – die "phoenixen" waren geboren. Damals waren sie noch zu viert, Vera Ribarich arbeitet seit 2006 getrennt vom Team und ist heute für das "Standard"-Wochenendrätsel zuständig. Wochentags liefern Beuren, Ofner und Raab die kniffligen Denksportaufgaben und erstellen auch für andere Medien Rätsel, etwa für die Zeitschrift der Arbeiterkammer Wien oder das "ärztemagazin". Mehrere tausend Rätsel gehen inzwischen auf das Konto der Endvierzigerinnen. Es mache nach wie vor Spaß und gebe ökonomische Sicherheit, sagt Elke Raab: "Bei den Übersetzungen weiß man nie, ob und wann sie kommen. Die Rätsel sind unser Fixeinkommen."


Zwei Rätsel pro Tag

Zwei bis drei Tage pro Woche wird in der Rätselwerkstatt gearbeitet, zwei Rätsel erstellen sie pro Tag. Am Beginn stehen die Lösungen, die in das Raster eingetragen werden. Jede phoenixe hat eine Sammlung von sieben- bis 13-stelligen Wörtern, der Rest wird mit viel Routine und ein wenig Recherche ausgefüllt. Anschließend verfassen zwei phoenixen die Definitionen, im Sommer im Garten des Übersetzungsbüros, sonst am runden Holztisch, den Laptop stets dabei. "Wir werfen uns die Dinge an den Kopf, die uns zum Begriff einfallen", erzählt Beuren, "und schauen, was am besten passt." Die phoenixen verwenden Anagramme und Wortspiele, Doppelbedeutungen und Synonyme. Raab: "Die Lösungen sollen nicht so 'gerade' herauskommen und nicht total ernsthaft sein."

Löst eine Rätselmacherin eigentlich selbst gerne Rätsel? Daniela Beuren verneint, für Elke Raab kommen privat nur Sudokus in Frage, Susanne Ofner löst alles gern, "wenn auch nicht ganz unbefangen". Bedauernd-stolzer Nachsatz: "Den Großteil dieser um die Ecke gedachten Rätsel, der in Österreich erscheint, produzieren wir selbst, da ist der Nachschub nicht so groß." So bleibt mehr Zeit fürs Rätselerstellen – die Fans wird es freuen.

Lesen Sie hier den Originalartikel in der aktuellen Ausgabe von univie, dem Alumni-Magazin der Universität Wien.