Schul-Gurgeltests: 40 von 10.000 waren positiv

COVID-19 Test

Eine groß angelegte SARS-CoV-2-Monitoringstudie misst das ganze Schuljahr mittels Gurgeltests aktive Corona-Infektionen bei Schüler*innen und Lehrer*innen in ganz Österreich. Im ersten Zeitraum waren 40 von etwa 10.000 Ergebnissen positiv.

Im Rahmen einer groß angelegten SARS-CoV-2-Monitoringstudie an Volksschulen, Mittelschulen und AHS-Unterstufen wird mittels Gurgeltests das ganze Schuljahr über die Häufigkeit aktiver Corona-Infektionen bei Schüler*innen und Lehrer*innen in ganz Österreich erhoben. Nun liegen die Ergebnisse der ersten Runde vor: Im Zeitraum 28. September bis 22. Oktober waren 40 von etwa 10.000 Teilnehmer*innen positiv, gaben das Bildungsministerium und die vier beteiligten Unis bekannt.

Mit dem regelmäßigen Monitoring will das Bildungsministerium einen Überblick über die Infektionslage erhalten. Für die repräsentative Studie an 243 Schulen in Österreich, die von den Universitäten Wien und Linz sowie den Medizinischen Universitäten Graz und Innsbruck durchgeführt wird, wurden Schüler*innen und Lehrer*innen der Primar- und Sekundarstufe I zufällig für die - freiwillige - Teilnahme ausgewählt. Im Laufe des Schuljahres werden sie alle drei bis fünf Wochen an zehn verschiedenen Zeitpunkten mittels Gurgeltest untersucht.

Im ersten Untersuchungszeitraum (28.9.-22.10.) wurden insgesamt 10.464 Personen getestet, jeweils rund die Hälfte davon von einer Volksschule (49,7 Prozent) bzw. einer Mittelschule/AHS Unterstufe (50,3 Prozent). 10.156 Proben konnten ausgewertet werden, 40 davon waren positiv. Dies entspricht einer Gesamtprävalenz von 0,39 Prozent, mit einer Schwankungsbreite (95 Prozent Konfidenzintervall) von 0,28 bis 0,55 Prozent.

Erstmals Daten über die Dunkelziffer

"Wir haben damit zum ersten Mal Daten über die Dunkelziffer von Infektionen an Schulen", erklärte der wissenschaftliche Koordinator der Studie, der Mikrobiologe Michael Wagner von der Uni Wien. Bei den positiv Getesteten handelt es sich um Personen, die keine offensichtlichen Symptome hatten. Zu ihrer Zahl würden noch jene Kinder und Lehrer kommen, die bereits anderweitig positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden oder aufgrund von Symptomen einer noch nicht diagnostizierten Infektion an den Testtagen nicht in der Schule waren.

Die Gesamtprävalenz lässt sich aber nur sehr schwer in einen Kontext setzen, warnte Wagner davor, "Äpfel mit Birnen zu vergleichen". So könnte man etwa versucht sein, die nun erhobene Prävalenz an den Schulen mit dem Anteil der im gleichen Zeitraum akut Infizierten an der Gesamtbevölkerung zu vergleichen, der sicher niedriger sei. "Aber das ist nicht plausibel, weil diese Zahl ja nicht die Dunkelziffer in der Gesamtbevölkerung beinhaltet und niemand ganz Österreich getestet hat", so Wagner.

Auch der Vergleich mit der Positivitätsrate unter den durchgeführten Tests hinke, "weil zu den Teststraßen ja primär Leute mit Symptomen gehen oder K1-Personen". Die Prävalenz von 0,39 Prozent könne auch nicht mit den kürzlich präsentierten Ergebnissen des Gurgeltests an Wiener Schulen verglichen werden, da dabei nur Verdachtsfälle überprüft wurden.

Jüngere Kinder haben gleich viel Infektionen

Keine statistisch signifikanten Unterschiede zeigten sich zwischen Volksschulen (Prävalenz: 0,38 Prozent) und Mittelschulen/AHS Unterstufe (0,41 Prozent) sowie zwischen Schülern (0,37 Prozent) und Lehrern (0,57 Prozent). Das oft gehörte Argument, dass jüngere Kinder weniger Infektionen haben als ältere, würden die Testergebnissen nicht stützen, betonte der Mikrobiologe. Oberstufen-Schüler*innen werden in dieser Studie nicht getestet.

Unterschiede in der Prävalenz zeigten sich dagegen zwischen Schulen mit unterschiedlichem Index sozialer Benachteiligung. An Schulen mit vielen Kindern aus sozial benachteiligten Familien war das Risiko infiziert zu sein um das 3,6-fache (Odds-Ratio) höher als an Schulen mit wenigen Kinder mit diesem familiären Hintergrund. Dieser Unterschied bleibe auch bei Berücksichtigung der durchschnittlichen Klassengröße, der Bevölkerungsdichte im Einzugsgebiet der Schule und dem Bundesland bestehen, so Wagner. Ob an Schulen Infektions-Cluster zu beobachten seien, könne man aufgrund des Studiendesigns nicht sagen, betonte der Wissenschafter. Sehr wohl habe aber die lokale Inzidenz einen signifikanten Einfluss auf das Geschehen an der Schule: Wie zu erwarten gab es in Orten mit vielen Infektionen auch eine höhere Wahrscheinlichkeit für positive Tests an den Schulen - "was dabei was treibt, also das Infektionsgeschehen im Ort jenes an der Schule oder umgekehrt, wissen wir aber nicht".

Vergleich mit Prävalenz-Studie der Statistik Austria

Da es einen Konnex mit der lokalen Inzidenz gibt, sei zu erwarten, dass die Zahlen in der zweiten, derzeit laufenden Testrunde auch an den Schulen in die Höhe gehen. Wissenschaftlich interessant ist für Wagner, dass gleichzeitig die - ebenfalls vom Bildungsministerium in Auftrag gegebene - Prävalenz-Studie der Statistik Austria an zufällig ausgewählten Erwachsenen läuft. "Mit den Ergebnissen beider Erhebungen wird es dann faktenbasiert möglich sein zu sagen, ob man an der Schule weniger, gleich viel oder mehr Infektionen hat als in der Gesamtbevölkerung."

Mit der Studie würde man der Politik auch Fakten für die Diskussion um Schulschließungen liefern. "Das tun aber auch Psycholog*innen, Soziolog*innen, Wirtschaftsforscher*innen, etc. und es ist dann die nicht beneidenswerte Aufgabe der Politik, das zu integrieren und evidenzbasiert zu entscheiden", so Wagner. Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) erhofft sich von den ersten Ergebnisse des Schul-Monitorings einen "wesentlichen Beitrag zur Versachlichung der Diskussion". Nur mit entsprechender Datengrundlage könne in den nächsten Monaten ein möglichst sicherer Schulbetrieb funktionieren, betonte der Minister in einem der APA übermittelten Statement. (APA/red)