Von wertvollen Szeptern, Ketten und Talaren (Teil 1)
| 29. Juli 2010Die Insignien der Universität Wien - beispielsweise das Rektorsszepter, Amtsketten und Talare - sind eng an universitäre Traditionen geknüpft. Sie verleihen offiziellen Anlässen wie der Angelobung eines Rektors, Sponsionen, Promotionen oder der Verleihung von Ehrendoktoraten besonderen Glanz. In Zusammenarbeit mit Falk Pastner und Helga Schandl vom Veranstaltungsmanagement sowie Kurt Mühlberger vom Archiv der Universität Wien wurden die wertvollen Symbole und ihre Geschichte näher betrachtet.
Ob bei Krönungen von KaiserInnen oder bei Amtsantritten von Päpsten: Insignien (lat. Abzeichen) wurden im Laufe der Geschichte dazu verwendet, die Würde eines Amtes und dessen TrägerIn bei offiziellen Ereignissen hervorzuheben. Noch heute werden solche Symbole in politischen wie religiösen Bereichen zu Repräsentationszwecken genutzt und tauchen so auch im universitären Alltag immer wieder auf. Die Insignien der Universität Wien werden, sofern sie nicht bereits im Archiv lagern, vor allem bei universitären Feierlichkeiten eingesetzt.
Der Schwur auf das Rektorsszepter
Eine der Insignien, die heute noch verwendet wird, ist das Szepter des Rektors: Dieser prunkvolle Stab nimmt vor allem bei Sponsionen oder Promotionen eine besondere Rolle ein, denn auf das Szepter legen die zukünftige AbsolventInnen ihren akademischen Schwur ab. Mit den Worten "Spondeo!" oder "Ich gelobe!" schwören die Studierenden hier, dass sie die Universität nach ihrem Abschluss weiterhin würdig vertreten werden.
Doch der Stab des Rektors ist mehr als nur eine Requisite für einen Schwur. Seit nun mehr 400 Jahren symbolisiert er nicht nur die höchste akademische Würde der Universität Wien, sondern verweist auf eine lange, traditionsreiche Geschichte.
Zeichen der Autonomie, Freiheit und Einheit
Bis ins Jahr 1783 war das Szepter des Rektors ein Zeichen von hoher Gerichtsbarkeit. Als Vorsitzender des universitären Gerichts-Senats konnte der Rektor Universitätsangehörige rechtskräftig verurteilen. Sein Szepter war somit zu dieser Zeit nicht nur ein Zeichen von Würde, sondern auch von tatsächlicher Macht.
Der Stab des Rektors ist weiters ein Sinnbild für die universitäre Selbstständigkeit, die Freiheit und Einheit von Forschung und Lehre. Auch die sogenannten Fakultätsszepter sollen diese Werte symbolisieren.
Die Fakultätsszepter
Die Universität Wien besitzt insgesamt fünf Fakultätsszepter - eines für jede der im Mittelalter gegründeten Fakultäten: die Katholisch-Theologische Fakultät, die Rechtswissenschaftliche, die Medizinische und die Philosophische Fakultät. Das fünfte und letzte Sezpter bekam die Evangelisch-Theologische Fakultät nach ihrer Eingliederung im Jahr 1922.
Die einzelnen Universitätsstäbe unterscheiden sich vor allem durch ihre unterschiedliche Bekrönung: An der Spitze des Rektorsszepters ist die Kaiserkrone zu finden, auf den Fakultätsszeptern hingegen sind die Skulpturen der jeweiligen SchutzpatronInnen der Fakultäten abgebildet. (pp/Bilder: Universität Wien, Archiv der Universität Wien)
Literaturtipps:
Gall, Franz: Die Insignien der Universität Wien. Studien zur Geschichte der Universität Wien, Band IV, Graz/Köln 1965.
Mühlberger, Kurt: Die Universität Wien. Kurze Blicke auf eine lange Geschichte. Mit einem Vorwort von Georg Winckler. Wien/Holzhausen 1996.