Bausteine des Lebens gefunden

WissenschafterInnen der Universität Wien haben erstmals gemeinsam mit US-amerikanischen KollegInnen die Synthese der Bausteine des Lebens auf dem urzeitlichen Saturnmond Titan im Labor nachgestellt. Sie haben damit bewiesen, dass nicht immer nur reines Wasser Lebensbausteine entstehen lässt.

Es muss nicht immer Wasser sein: Das Team um Johannes Leitner konzipierte ein Experiment, das die Entstehung von Aminosäuren auf der Erde erklärte. Dazu schufen sie eine hypothetische urzeitliche Titanatmosphäre und verwendeten als besonderen Clou nicht Wasser, sondern ein alternatives Lösungsmittel. Der Erfolg des Experiments, basierend auf einem Gemisch aus Wasser und Ammoniak, stellt auch gleichzeitig einen weiteren Beweis dafür dar, dass es nicht immer nur reines Wasser sein muss, um Lebensbausteine entstehen zu lassen.

Wie Leben entsteht


Obwohl der heutige Saturnmond Titan mit minus 180 Grad Celius sowie flüssigem Methan und Ethan auf der Oberfläche für Leben, wie wir es kennen, ungeeignet ist, könnte der urzeitliche Mond deutlich lebensfreundlicher gewesen sein. Nach einem großen Asteroideneinschlag könnten Seen bestehend aus einem Wasser-Ammoniak-Gemisch bis zu 10.000 Jahre lang existiert haben. Zeit genug, damit zumindest Aminosäuren als Lebensbausteine entstehen konnten. "Dass es über diese Bausteine hinaus allerdings zu einer weiteren Entwicklung des Lebens auf dem Titan gekommen ist, ist höchst unwahrscheinlich", erklärt Johannes Leitner von der Forschungsplattform ExoLife der Universität Wien, unter der Leitung von Regina Hitzenberger und Maria Firneis. Er erforscht die astronomischen Voraussetzungen für die Entstehung von exotischem Leben.


 

 

 


Heutige Seenplatte auf dem Saturnmond Titan. Die Seen bestehen aus flüssigem Methan und Ethan. (Foto: NASA/JPL/USGS)



Eismonde mit unterirdischen Ozeanen

Das Ergebnis des Experiments ist auch für eine Fülle von anderen Himmelskörpern von großer Bedeutung. So gibt es in unserem Sonnensystem zahlreiche Monde, die unterirdische Ozeane mit flüssigem Wasser und mit Ammoniak angereichert beheimaten. "Nachdem wir jetzt wissen, dass Leben auch in einem solchen Lösungsmittel entstehen kann, besteht Hoffnung, in Zukunft im Inneren der Eismonde Hinweise auf Leben finden zu können", so Leitner. Diese Eismond-Ozeane sind im Unterschied zu Titan deutlich vielversprechender, da sie vor den schädlichen Einflüssen aus dem Weltall durch einen dicken Eispanzer geschützt sind. (miwe)

Das Paper "Simulations of Prebiotic Chemistry under Post-Impact Conditions on Titan" (AutorInnen:  Carol Turse, Johannes Leitner, Maria Firneis and Dirk Schulze-Makuch) erschien im Dezember 2013 im Journal "Life"
.