Biodiversität der Ionischen Inseln online
| 14. Januar 2016Am Freitag, 22. Jänner, ist es soweit: Die umfassende "Flora Ionica"-Website geht online. Über 1.750 Pflanzenarten und ihre Verbreitung auf den Ionischen Inseln werden dargestellt. Im Rahmen eines Symposiums zum Thema wird sie präsentiert.
Seit rund 30 Jahren erforscht der Botaniker Walter Gutermann die Flora der Ionischen Inseln in Griechenland. Begonnen hat alles Mitte der 1980er-Jahre mit einer Exkursion der Universität Wien, bei der Gutermann mit Studierenden botanisch die Inselgruppe erkundete. "Vor Ort ist mein Interesse an der dortigen Flora entstanden, da das Gebiet interessant war und es auch noch so viel Neues zu entdecken gab", sagt Walter Gutermann rückblickend.
Blütenstand der Haferwurz (Tragopogon porrifolius), einer auf den Ionischen Inseln weit verbreiteten Art aus der Familie der Korbblütler. Die Wurzeln können ähnlich der Schwarzwurzel als Gemüse gegessen werden. (Foto: Flora-Ionica-Team)
Historisches Erbe
Doch die Geschichte der Universität Wien und den Ionischen Inseln begann schon viel früher, und zwar Mitte des 19. Jahrhunderts. Damals machten sich die ersten Wiener Botaniker auf nach Griechenland – ihre Belege finden sich bis heute im Herbarium der Universität Wien und bildeten eine Basis für Gutermanns Forschung. "In dem Zusammenhang habe ich dann den ersten Katalog, ein vollständiges Verzeichnis für die Inseln angelegt, der unsere Arbeitsgrundlage für die neue Website war. Der Katalog ist mit der Zeit vollständiger geworden, aber bis heute noch nicht ans Ende gekommen", schmunzelt der Botaniker: "Aber jetzt ist es soweit, dass wir über mehr als 100.000 Datensätze für dieses Gebiet verfügen, die auf Veröffentlichung drängen."
Das Besondere der Ionischen Inseln
Griechenland als Ganzes gehört zu jenen mediterranen Ländern mit der höchsten Biodiversität. Die Ionischen Inseln sind insofern interessant, als sie eine erhebliche Nord-Süd-Erstreckung aufweisen, gleichzeitig liegen sie an der Grenze von Mittel- und Ostmediterrangebiet. So ergeben sich pflanzengeografisch Überschneidungen, die trotz geringer Fläche zu einem relativ hohen Pflanzenreichtum führen.
Die steil abfallenden Westküsten der Inseln (hier im Südwesten Lefkadas) sind aufgrund ihrer Geologie und Exposition ein Extrem-Habitat das nur von gut angepassten Spezialisten besiedelt werden kann. (Foto: Flora-Ionica-Team)
Botanischer Nachwuchs
Die Begeisterung Walter Gutermanns für die Flora des Gebiets war eindeutig ansteckend. Mittlerweile umfasst die Arbeitsgruppe "Flora Ionica" acht NachwuchswissenschafterInnen, die ebenso mit großem Eifer die Pflanzen der griechischen Inselgruppe erforschen und kartieren.
"Walter hat uns zunächst in die Pflanzenwelt der heimischen Flora eingeführt und dann auch Griechenland schmackhaft gemacht" erzählt Christian Gilli: "2011 sind wir dann das erste Mal auf die Ionischen Inseln gefahren. Das war sehr spannend, wir haben dabei einige Erstfunde für die besuchten Inseln gemacht. Aufgrund dessen haben wir beschlossen, das Projekt weiterzuführen und es auch online zu präsentieren."
Dynamische Florenliste
Gesagt, getan. Innerhalb von drei Jahren ist nun eine dynamische Florenliste der Ionischen Inseln entstanden, die permanent ergänzt werden kann – und die ab 22. Jänner öffentlich zugänglich ist.
Die Website wurde von Markus Hofbauer vom Flora-Ionica-Team programmiert, der als Botaniker genau die Ansprüche einer online-Flora kennt. Mit einer eigenen App – programmiert in Kooperation mit SchülerInnen der HTBLA Spengergasse – wird es in Zukunft möglich sein, direkt im Feld Pflanzenbeobachtungen in die Datenbank einzugeben.
Das Herzstück der Website ist die sogenannte Checkliste, die aus einer Auflistung aller bereits nachgewiesenen Farn- und Blütenpflanzen besteht. Zu jeder Art finden sich neben Verbreitungskarten und Bilderleisten zusätzliche Informationen zur Pflanze wie Synonyme oder kritische Kommentare. Botanische Literaturangaben zu den Inseln, inklusive Direktlink zum Volltext – so online verfügbar – komplementieren die umfassende Datenbank, die derzeit rund 1.750 Pflanzenarten umfasst. (td)
Symposium "Plant biodiversity on the Ionian Islands"
Freitag, 22. Jänner, 18.15 Uhr
Department für Botanik und Biodiversitätsforschung, Hörsaal
Rennweg 14, 1030 Wien
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