Im Kampf gegen den Krebs
| 27. September 2011Amerikanische Medien berichten über einen neuen Krebswirkstoff aus Österreich: Der Wirkstoff – ein kleines, an Transferrin bindendes Molekül – wurde von Bernhard Keppler, Dekan der Fakultät für Chemie, im Rahmen eines gemeinsamen Projekts mit der Medizinischen Universität Wien entwickelt.
Laut neusten Ergebnissen einer US-amerikanischen klinischen Studie mit PatientInnen, für die es keine weiteren Therapiemöglichkeiten mehr gab, wirkt das neue Medikament NKP-1339 krebshemmend. In den letzten Jahren zeigten nur wenige in Europa entwickelte Antikrebsmittel in derartigen klinischen Testphasen Wirksamkeit.
"N steht für das Unternehmen Niiki Pharma, KP für Keppler, und 1339 ist unsere laufende Labornummer", erklärt Bernhard Keppler den Namen der neuen Substanz, der zurzeit in der US-amerikanischen Medienlandschaft große Aufmerksamkeit geschenkt wird. Der Dekan der Fakultät für Chemie und Leiter der Forschungsplattform "Translational Cancer Therapy Research" beschäftigt sich schon seit Jahren mit der Entwicklung von Tumortherapeutika. Vor kurzen wurde die erste Testphase einer klinischen Studie an PatientInnen mit metastasierten festen Tumoren abgeschlossen. Mit Erfolg: Das neue Medikament wirkt krebshemmend und ist außerdem gut verträglich. Eine Sensation nicht nur in Österreich: Denn bis jetzt gab es wenige "europäische" antitumorale Wirkstoffe, die derart vielversprechende Ergebnisse zeigen.
In die Zelle eingeschleust
NKP-1339 ist das erste Krebsmittel auf Rutheniumbasis: Der Wirkstoff wird über das Protein Transferrin – und zum Teil auch über Albumin – in die Tumorzelle eingeschleust. Im Tumor wird es aktiviert und bringt über den sogenannten "mitochondrialen pathway" die Tumorzelle zum programmierten Zelltod (Apoptose). Parallel dazu wird das Protein GBR78 gehemmt, welches für die Korrektur missgestalteter Proteine und somit für die Resistenz zahlreicher Tumorarten verantwortlich ist. "Durch diesen Prozess reichern sich Abfallprodukte in der Tumorzelle an, die letztlich auch den Zelltod der Tumorzelle bewirken", erklärt Keppler, der den Wirkstoff in Kooperation mit der Arbeitsgruppe von Walter Berger am Institut für Krebsforschung der Medizinischen Universität Wien entwickelt hat.
Der Weg zum Erfolg
Die Anfänge der erfolgreichen Forschung liegen jedoch etwas weiter zurück: Bereits vor vielen Jahren hat Keppler an der Universität Heidelberg und anschließend am Deutschen Krebsforschungszentrum mit der Entwicklung des mittlerweile patentierten antitumoralen Wirkstoffs begonnen. In Wien hat er seine Arbeit bis zum "proof of principle" an PatientInnen vorangetrieben. Das Pharmaunternehmen Niiki Pharma Inc, das sich der Entwicklung von Krebstherapeutika widmet, hat die ersten Studienergebnisse vor kurzem bekanntgegeben: Bei den teilnehmenden PatientInnen – die auf frühere Standardbehandlungen und neue experimentelle Therapien nicht mehr reagiert haben – wurde eine krebshemmende Wirkung festgestellt.
"Die Ergebnisse der Studie stützen das, was bereits aus unseren vorklinischen Studien hervorgegangen ist: Das Medikament greift die Tumore selektiv an und ist gegen verschiedene Tumore wirksam", freut sich Keppler vom Institut für Anorganische Chemie. (red)
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