REWIRE – Reinforcing Women in Research

Frau im Labor

Frauen in der Forschung fördern – das ist das Ziel des kürzlich gestarteten Förderprogramm REWIRE für weibliche Post-Docs an der Universität Wien. 16 vielversprechende Researcherinnnen werden die kommenden drei Jahre in Wien forschen und währenddessen dabei unterstützt, ihre weitere akademische Laufbahn auf Schiene zu bringen. 

Was haben eine Mathematikerin, die non-lineare Elastizität erforscht, eine Biologin, die am Amazonas gegraben hat und eine Historikerin, die in Afrika nach tschechoslowakischen Waffen sucht, gemeinsam? Sie alle gelten als vielversprechende Forscherinnen und sind drei der 16 ausgewählten Kandidatinnen des REWIRE-Programms (“Reinforcing Women in Research”)

Warum der Fokus auf Frauen?

Das Projekt, das vom DLE Forschungsservice und Nachwuchsförderung initiiert wurde und auch dort verankert ist, wird mit Hilfe des Marie Skłodowska-Curie COFUND der EU finanziert und ist eine Antwort auf die Ergebnisse des EU-Berichts "She Figures", der regelmäßig aufzeigt, dass Frauen in der Forschung, ganz besonders in fortgeschrittenen akademischen Karrieren und Professuren, nach wie vor unterrepräsentiert sind.

She Figures 2018
Die EU Kommission erstellt seit 2003 alle drei Jahre einen Bericht über die europaweite Lage der Geschlechtergerechtigkeit im Bereich Research und Innovation. Dieser zeigt auch 2018, dass das Ungleichgewicht vor allem am oberen Ende der akademischen Karriereleiter noch sehr groß ist: In allen EU-Ländern sind zwischen 45 und 55 % der Doktorand*innen weiblich, unter Post-Docs und Researchern ist es allerdings nur mehr ein Drittel und unter den Professor*innen sind es weniger als ein Viertel.

Wissenschaftliche Publikationen werden nur zu einem Drittel von Frauen veröffentlicht, drei Viertel der Patente werden von Männern angemeldet. Forschungsinstitutionen werden zu 22 % von Frauen geleitet, Forschungsgremien sind zu 27 % mit Frauen besetzt und nur ein Fünftel solcher Gremien werden von Frauen geleitet.

In einem mehrstufigen Peer-Review-Auswahl-Verfahren wurden 16 Kandidatinnen ausgewählt, die zu relevanten Themen forschen und denen eine spannende wissenschaftliche Karriere vorausgesagt wird; Researcherinnen, die zukünftig Chancen auf prestigeträchtige Förderungen wie ERC Starting Grants oder den START-Preis des Österreichischen Wissenschaftsfonds haben. 

Was ist speziell an dem Programm?

Ziel des REWIRE Programms ist nicht nur der Projektabschluss nach den drei Jahren an der Uni Wien, sondern auch, dass die Kandidatinnen danach die größtmöglichen Berufschancen haben und sich längerfristig der Frauenanteil in den höchsten akademischen Positionen erhöht. Den Stipendiatinnen werden daher zusätzlich zur Unterstützung ihres eingereichten Projekts auch nicht-forschungsorientierte Trainingsprogramme angeboten, sie werden Teil eines erweiterten Forschungsnetzwerks und bekommen durch Publikationen in prominenten Fachzeitschriften und Teilnahme an Konferenzen auch internationale Sichtbarkeit.

Welche Forscherinnen und Projekte wurden ausgewählt?

Entsprechend der Größe der Universität Wien haben auch die ausgewählten Projekte eine große thematische Bandbreite: Die Biologin Lucia Fuchslueger untersucht die Interaktionen von Pflanzen und Mikroorganismen in tropischen Böden sowie den wechselseitigen Einfluss dieser auf den Klimawandel.

Die Translationswissenschaftlerin Eva Spisiakova sucht nach Wegen, wie Behinderung in der Literatur thematisiert wird, ohne dabei ableistische Narrative zu formulieren. Die Biologin Marketa Schmidt forscht an strukturellen Änderungen in Tumorzellen. Die Musikwissenschaftlerin Leah Batstone erforscht den Einfluss von sozialen und politischen Umbrüchen auf Musik in der Ukraine des 20. Jahrhunderts. Die Historikerin Rosamund Johnston zeichnet den Weg tschechoslowakischer Waffen nach, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Kriegen auf der ganzen Welt eine Rolle spielten.

Die Mathematikerin Anastasia Molchanova beschäftigt sich mit der non-linearen Elastizität. Und die Geographin Jaanika Vider rekonstruiert die ethnographische Darstellung der Arktis und des russischen Nordens.

Auf uni:view werden in den kommenden Monaten alle Stipendiatinnen und ihre Forschungsprojekte vorgestellt.