Schwarze Liste für eingeschleppte Arten
| 12. Mai 2014In Österreich sind 2.000 gebietsfremde Arten bekannt. Die Eindringlinge zerstören die Lebensräume der heimischen Flora und Fauna und verursachen einen Rückgang der biologischen Artenvielfalt. Nun erschien eine internationale Schwarze Liste, an der auch die Universität Wien mitwirkte.
Die Verschleppung von Tier- und Pflanzenarten gehört zu den größten – von Menschen verursachten – globalen Veränderungen und hat langfristige Konsequenzen: Die gebietsfremden Eindringlinge zerstören die Lebensräume der heimischen Flora und Fauna und verursachen damit langfristig einen Rückgang der biologischen Artenvielfalt. Mit der Erstellung einer globalen Schwarzen Liste invasiver Arten sollen die schlimmsten Schädlinge priorisiert und deren Bekämpfung vereinfacht werden. Diese Schwarze Liste ist das Resultat einer internationalen Zusammenarbeit, an der auch die Universität Wien und das Umweltbundesamt Österreich mitwirkten und die aktuell im renommierten Fachjournal PLOS Biology erschienen ist.
Schön, aber leider problematisch: Die im Mai blühende und aus Nordamerika stammende Robinie verändert die von ihr besiedelten Magerwiesen und Eichenwälder massiv, so dass die Artenvielfalt massiv schwindet. (Foto: Franz Essl) |
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Allein in Europa sind mehr als 13.000 gebietsfremde Arten bekannt, in Österreich sind es rund 2.000. Invasive Arten können in ihrer neuen Umgebung große Schäden anrichten, wie zum Beispiel heimische Organismen ausrotten, Nährstoff- und Wasserkreisläufe unterbrechen und natürliche Störungszyklen (z.B. Feuer) ändern. Solche Umweltschäden zu verhindern oder abzuschwächen, verschlingt große Teile der spärlich vorhandenen Mittel für den Naturschutz.
Um effektive Regelungen für Prävention, Ausrottung und Kontrolle invasiver Arten entwerfen zu können, ist es wichtig zu wissen, welche Arten heute oder in Zukunft zu den schädlichsten gehören und welche keine großen Auswirkungen haben. Ein generelles Problem ist die Frage, wie man die enorme Palette an möglichen Schäden, die durch verschiedene invasive Artengruppen entstehen und sich in ihrer Komplexität sowie ihrer räumlichen und zeitlichen Ausdehnung stark unterscheiden können, vergleichen kann.
Durch Vergleich zum Ziel
Ein Team ausgewiesener ExpertInnen aus vier verschiedenen Kontinenten, darunter Franz Essl, Biodiversitätsforscher an der Universität Wien und dem Umweltbundesamt Österreich, hat in Zusammenarbeit mit der internationalen Naturschutzorganisation, der International Union for Conservation of Nature (IUCN), eine pragmatische Lösung zu diesem Problem erarbeitet: "Wir definierten verschiedene Szenarien von schädlichen Auswirkungen auf heimische Arten, die durch unterschiedliche Mechanismen verursacht werden. Die Szenarien beschreiben verschiedene Stärken von Schäden und sind so gestaltet, dass zunehmend höhere Schadenskategorien eine Zunahme in der Größenordnung der Auswirkungen reflektieren, z.B. Auswirkungen auf heimische Individuen, Populationen oder Lebensgemeinschaften", erklärt Franz Essl.
Der Botaniker ergänzt: "Dadurch kann die Höhe von Schäden, die durch verschiedene invasive Arten und unterschiedliche Mechanismen verursacht werden, direkt verglichen werden. Eine invasive Art, die so einer höheren Schadenskategorie zugeordnet wird, fügt der Umwelt damit einen höheren Schaden zu als Arten niederer Schadenskategorien, unabhängig vom Mechanismus."
Die Auswirkungen der gebietsfremden Arten auf die heimische Flora und Fauna lassen sich mit der nun – u.a. von Franz Essl von der Universität Wien – veröffentlichten Bewertungsmethode klassifizieren. (Foto: Franz Essl) |
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Gut gerüstet dank Schwarzer Liste
Das entworfene Schema ermöglicht die Anordnung von invasiven Tier- und Pflanzenarten entsprechend der Höhe des von ihnen verursachten Schadens und damit die Erstellung einer so genannten Schwarzen Liste von schädlichen gebietsfremden Arten. Das Schema entspricht in seiner Struktur und Logik der weithin anerkannten Roten Liste der IUCN zur Kategorisierung der vom Aussterben bedrohten Arten.
Wie auch die Rote Liste kann die Schwarze Liste eingesetzt werden, um Arten mit hohem Handlungsbedarf zu identifizieren, wie dies von internationalen Abkommen zur Bedrohung der Biodiversität verlangt wird. Die Liste kann damit sowohl als Basis zur Priorisierung dienen, aber auch weiterentwickelt werden zu einem formalen Indikator der Fortschritte in Richtung der erreichten EU-Biodiversitätsziele zur Identifizierung und zum Management von prioritären invasiven Arten und ihren Invasionswegen.
Das Paper "A Unified Classification of Alien Species Based on the Magnitude of their Environmental Impacts" (AutorInnen: Tim M. Blackburn, Franz Essl, Thomas Evans, Philip E. Hulme, Jonathan M. Jeschke, Ingolf Kühn, Sabrina Kumschick, Zuzana Marková, Agata Mrugała, Wolfgang Nentwig, Jan Pergl, Petr Pyšek, Wolfgang Rabitsch, Anthony Ricciardi, David M. Richardson, Agnieszka Sendek, Montserrat Vilà, John R. U. Wilson, Marten Winter,Piero Genovesi, Sven Bacher) erschien am 6. Mai 2014 in PLOS Biology.