Über den Äquator
| 25. Mai 2016Über die Hälfte der insgesamt fünfwöchigen Forschungsfahrt hat die "Sonne" mitsamt der sechsköpfigen Uni Wien Crew bereits hinter sich. Kürzlich überquerte das Team den Äquator und es wird zusehends kühler. Crewmitglied Barbara Bayer erzählt dieses Mal von ihren Erfahrungen an Bord.
Mittlerweile habe ich mich schon sehr gut eingelebt und ich gehe meiner täglichen Arbeitsroutine nach. Man gewöhnt sich schnell an das Schiffsleben. Nur einmal hieß es "Land in Sicht!" und ich konnte kleine Inseln erkennen, ansonsten ist man der Weite des Ozeans ausgeliefert, weit und breit keine Zivilisation, und ich fühle mich ganz klein.
Das Forschungsschiff Sonne hat bereits die Hälfte ihrer langen Reise zurückgelegt. Vor ein paar Tagen haben wir den Äquator überquert und langsam wird es immer kühler. Wenn man auf einem Schiff das erste Mal den Äquator überquert, muss man eine sogenannte "Taufe" über sich ergehen lassen. Das musste auch ich schmerzlich erfahren. Wie genau das abläuft, bleibt jedoch Schiffsgeheimnis und darf nicht verraten werden, denn bekanntlich ist die Angst vor Dingen viel schlimmer als die Sache selbst … Hier wird es auch nie langweilig!
Probennahme im Tagestakt
Jede Probennahme ist mit großer Aufregung verbunden. Alle WissenschafterInnen warten sehnsüchtig auf die CTD-Rosette, die das heiß begehrte Wasser von der Tiefe des Ozeans nach oben bringt. Danach werden die 24 Zwanzig-Liter Niskinflaschen, die Wasser aus unterschiedlichen Tiefen beinhalten, eifrig beprobt und bald sind alle wieder in den Laboren verschwunden, um ihre Filtrationen und Analysen zu starten.
Experimente in der Kühlkammer
Meine Aufgabe an Bord besteht darin, den Metabolismus von Mikroorganismen in der Tiefsee zu erforschen. Ich führe an Bord der Sonne verschiedene Experimente durch, bei denen ich Meerwasser in oftmals riesigen Kanistern mit unterschiedlichen Substraten, wie z.B. Aminosäuren, für mehrere Tage inkubiere und untersuche, ob diese von Mikroorganismen aufgenommen werden. Hier an Bord sind wir sehr gut ausgestattet und können mit einem Durchfluss-Zytometer Zellzahlen bestimmen, was eine große Hilfe bei der Gestaltung von Experimenten darstellt. So kann ich wichtige Informationen über das Wachstum von Mikroorganismen schon vorab bekommen. Der Großteil meiner Arbeit findet dann aber natürlich zu Hause an der Universität Wien statt.
Thomas Reinthaler und Christian Baranyi transportieren Wasser für die Experimente von Barbara Bayer in den vier Grad Celsius kalten Kühlraum.
Man bekommt nicht so häufig die Gelegenheit, an solch gewaltigen Forschungsfahrten teilzunehmen und daher versuchen wir alle, so viele Daten wie möglich zu erheben, um eines der am wenigsten erforschten Ökosysteme der Erde etwas besser verstehen zu können.
Die Autorin:
Fortsetzung folgt …
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