Zwei neue Spezialforschungsbereiche an der Universität Wien

In der abschließenden Kuratoriumssitzung 2010 hat der FWF zwei neue Spezialfoschungsbereiche (SFB) an der Universität Wien genehmigt: "Visions of Community: Comparative Approaches to Ethnicity, Region and Empire in Christianity, Islam and Buddhism (400-1600 CE)" und "RNA regulation of the transcriptome". Gemeinsam mit den Nationalen Forschungsnetzwerken und den Doktoratskollegs sind die SFBs mit einer Gesamtfördersumme zwischen 1,2 Mio. und 4,3 Mio. Euro pro Projekt die "Königsklasse" der diesjährigen FWF-Bewilligungen.

Spezialforschungsbereiche (SFB) sind eng vernetzte Forschungsverbünde, die Zentren der Spitzenforschung ("Centers of Excellence") in internationalem Maßstab darstellen. Sie können über mehrere Universitäten verteilt sein und werden jeweils für zehn Jahre konzipiert. Neubewilligungen ab November 2009 sind hingegen für acht Jahre konzipiert und werden nach vier Jahren zwischenbegutachtet. Das durchschnittliche Fördervolumen beträgt 900.000 Euro pro Jahr.

Walther Pohl: "Visons of Community"

Beim Projekt "Visions of Community: Comparative Approaches to Ethnicity, Region and Empire in Christianity, Islam and Buddhism (400-1600 CE)" setzen sich WissenschafterInnen der Universität Wien und der Akademie der Wissenschaften mit den drei Weltregionen Christentum, Islam und Buddhismus in der Zeit von 400 bis 1600 n. Chr. auseinander.

Renommierte Forscher - wie die beiden Wittgensteinpreisträger Walter Pohl vom Institut für Geschichte, der auch als SFB-Sprecher fungiert, und Andre Gingrich vom Institut für Kultur- und Sozialanthropologie - gehen hier der Frage nach der unterschiedlichen Entwicklung der politischen Rolle von ethnischen und religiösen Identitäten in diesen Kulturräumen nach.

Anhand ausgewählter Fallbeispiele werden zudem bestehende Modelle der Gemeinschaftsbildung ("Community Building") und deren Relevanz für Identitätsbildung kritisch hinterfragt. Dabei soll ein systematischer Vergleich den Weg für einen differenzierteren Blick auf die unterschiedlichen "visions of community", die hinter politischer Integration liegen, öffnen. Durch die Interdisziplinarität des Projekts, das methodische  Ansätze der Geschichte und Sozialanthropologie aber auch der Philosophie, Philologie, Kultur- und Religionswissenschaft verbindet, wird eine komplexere und differenzierteres Interpretation dieses Themas möglich.

Renée Schroeder: "RNA regulation of the transcriptome
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Dieser neue Spezialforschungsbereich - Sprecherin ist Renée Schroeder vom Department für Biochemie und Zellbiologie - möchte die Funktionen von regulatorischen RNAs aufklären und die zugrunde liegenden Mechanismen verstehen. Die Ergebnisse der Forschungsarbeit sollen es ermöglichen, die diversen RNA-gesteuerten Prozesse in einem Netzwerk zu verknüpfen und daraus die beobachten Phänotypen und Krankheitsbilder abzuleiten.

Der Zeitpunkt für diesen SFB ist optimal, da es der technische Fortschritt auf dem Gebiet der Sequenzierung und der bioinformatischen Datenanalyse erstmals ermöglicht, einen unvoreingenommenen und spezifischen Zugang zu umfangreichen Genexpressionsanalysen zu bekommen, die das Konzept der Genregulation auf eine neue Komplexitätsebene hebt.

Die klassische Sichtweise des genetischen Informationsflusses, "Gen-mRNA-Protein" hat sich in letzter Zeit zu "Gen-RNA-Funktion" gewandelt. Neben den mRNAs, die die Information für die Proteinproduktion weitergeben, gibt es viele RNAs, die selbständige Genprodukte sind. Diese RNAs können vielfältige unterschiedliche Aktivitäten aufweisen: Sie können einerseits mit anderen RNAs oder Proteinen wechselwirken, anderseits chemische Reaktionen katalysieren, ganze Chromosomenregionen stilllegen oder überhaupt DNA aus den Chromosomen eliminieren. RNA-Moleküle stehen daher im Zentrum von Netzwerken, die die Genexpression regulieren. (red)