Julia Hüttner: Die Fachdidaktik des Englischen

Porträtfoto von Julia Hüttner

Die Anglistin Julia Hüttner fühlt sich sowohl beruflich als auch privat in Österreich und Großbritannien zuhause. Nach mehreren Jahren auf der Insel ist die gebürtige Wienerin nun seit Februar 2018 als neue Professorin für Didaktik der Englischen Sprache wieder zurück in ihrer Heimatstadt.

"Ich gehöre nicht zu denen, die mit 15 schon wussten, dass sie Lehrer*in werden wollen", erinnert sich Julia Hüttner an ihre Jugendzeit. Eigentlich war sie noch mit 18 der festen Überzeugung, nie wieder an die Schule zu wollen, aber das brennende Interesse an Fremdsprachen war damals schon fest verankert. Durch positive Erfahrungen in der Arbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen in der Fremdsprachenbildung kam mit 20 der Wechsel zum Lehramtsstudium, das die Wissenschafterin als etwas sehr Bereicherndes erfahren hat.

Der Grundstein für ihre Begeisterung für Sprachen wurde schon früh gelegt: "Ich bin zweisprachig in einer österreichisch-britischen Familie aufgewachsen und hatte immer ein wenig das Gefühl, mich nicht nur in Österreich, sondern auch in Großbritannien zuhause zu fühlen".

Vor diesem Hintergrund erscheint es nur logisch, dass Hüttner schon während ihres Studiums der Anglistik und Romanistik einen ersten Auslandsaufenthalt an der University of Exeter absolvierte. Etwas später legte sie dann mit dem Abschluss zum Master of Science an der University of Edinburgh nach, bevor sie für eine Stelle als Universitätsassistentin und ihre Promotion wieder nach Wien wechselte. "Die wichtigste Station für mich war die University of Southampton, wo ich zunächst als Lecturer anfing und 2015 zum Associate Professor befördert wurde", verrät die Wissenschafterin.

Dieses Foto ist 2017 während eines Wochenendtrips auf die Isle of Wight entstanden, als Julia Hüttner an der University of Southampton lehrte und forschte: "Die wunderschöne Insel ist Southampton vorgelagert und bietet für Natur- und Wanderfreunde viele Erholungsmöglichkeiten – manchmal sogar bei strahlendem Sonnenschein." (© privat)

Rückkehr und Neuanfang

Als "Rückkehr" würde die gebürtige Wienerin ihren neuen Job nur in privater Hinsicht bezeichnen. "Beruflich gesehen ist es eigentlich ein Neuanfang", meint Hüttner. Denn schließlich sei die Professur für Didaktik der Englischen Sprache neu an der Universität Wien geschaffen worden. "Damit wird die Fachdidaktik des Englischen, ein Kernbereich der Lehrer*innenausbildung, auch wissenschaftlich verankert. Ich habe nun die spannende Aufgabe, diesen hier aufzubauen und weiterzuentwickeln", freut sich die Forscherin.

Mit ihrer Professur bewegt sie sich auch inhaltlich auf einem spannenden Terrain, nämlich der Schnittstelle verschiedender Bezugswissenschaften, wie auch zwischen Theorie und Praxis. "Lehrer*innenbildung ist ein Fach, das davon lebt, Kontakte zur Praxis auf möglichst vielen verschiedenen Ebenen zu pflegen", betont die Expertin. Am Institut gibt es deshalb regelmäßig Veranstaltungen und Projekte, die einen Austausch zwischen zukünftigen und bereits berufstätigen Lehrer*innen ermöglichen. "Davon profitieren beide Seiten", stellt Hüttner klar.

Atypische Lernkontexte

Mit welchen Herausforderungen diese heute im Unterricht zu kämpfen haben, ist für die Wissenschaft von großem Interesse. Eine davon betrifft das Thema "Content and Language Integrated Learning", das die Didaktik-Professorin bereits seit längerem beschäftigt. Dabei geht es um den zunehmenden Trend, Englisch neben dem normalen Englisch-Unterricht auch in anderen Fächern als Unterrichtssprache einzusetzen. "Auf diese Weise werden auch Schüler*innen zum Englischlernen motiviert, die der klassische Englisch-Unterricht nicht begeistert", erklärt die Anglistin: "Mich interessiert das Potenzial solcher atypischen Englisch-Lernkontexte."


"In der Schule bereiten wir die nächsten Generationen auf eine bestmögliche Teilhabe an unserer Gesellschaft vor." Lehrer*innen leisten dabei einen maßgeblichen Beitrag. Mehr dazu erzählen die Fachdidaktiker*innen Julia Hüttner, Jutta Ransmayr und Hannes Schweiger im Video und in ihrer kommenden gemeinsamen Antrittsvorlesung am Montag, 20. Jänner (Einladung zur Antrittsvorlesung).

Ihr zweiter großer Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich des sogenannten "Teacher Learning", also dem reflektierten Lernen von Lehrer*innen. "Hier versuche ich, viel mit Videos zu arbeiten", schildert Hüttner: "Wir gehen zum Beispiel in Partnerschulen und filmen – natürlich mit Erlaubnis von Schüler*innen, Eltern und Lehrer*innen – den Unterricht mit. Die Analyse des Unterrichtsgeschehens hilft angehenden Lehrer*innen bei der Entwicklung eines professionellen Blicks auf ihr Arbeitsumfeld, während sie Forscher*innen genaue Einblicke in die Komplexität des Englischunterrichts ermöglicht."

Musik als "große Leidenschaft"

Wenn sie nicht gerade Unterrichtsvideos studiert oder sich theoretisch und praktisch mit den pädagogischen Herausforderungen von heute und morgen beschäftigt, nutzt Hüttner die Zeit, um die kulturelle Vielfalt in ihrer Heimatstadt zu genießen. "Musik ist meine große Leidenschaft, das geht quer durch alle Genres – von Klassik bis Jazz", erzählt die Wissenschafterin, die früher selbst Gitarre gespielt hat: "Und Wien hat hier einfach ein fantastisches Angebot." Manchmal ist sie aber auch außerhalb der Stadtgrenzen anzutreffen: "Ich bin sehr gerne in der Natur unterwegs und erkunde bei meinen Wanderungen regelmäßig das Wiener Umland." (ms)

Univ.-Prof. Mag. Dr. Julia Hüttner, MSc ist seit Februar 2018 Professorin für Didaktik der Englischen Sprache am Institut für Anglistik und Amerikanistik der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät und am Zentrum für LehrerInnenbildung. Am Montag, 20. Jänner 2020, hält sie um 17 Uhr im Großen Festsaal der Universität Wien ihre Antrittsvorlesung zum Thema "Directions in English Language Education: Researching New Contexts" gemeinsam mit Ass.-Prof. Mag. Dr. Jutta Ransmayr, Assistenzprofessorin für Sprachdidaktik Deutsch am Institut für Germanistik und am Zentrum für LehrerInnenbildung, und Ass.-Prof. Mag. Dr. Hannes Schweiger, Assistenzprofessor am Institut für Germanistik (Fachbereich Deutsch als Fremd- und Zweitsprache) sowie am Zentrum für LehrerInnenbildung.