In den Trockenwald und auf den Vulkan "Rincon de la Vieja"
| 15. Februar 2011Im Morgengrauen des elften Tages der Costa Rica-Exkursion geht es ganz ohne Alkohol feuchtfröhlich zu. Vier Studierende machen sich sehr zeitig in der Früh daran, die Kestrels von Monteverde abzubauen. Obwohl es bei ihrer Wanderung durch den Nebelwald nicht regnet, tropft es beständig von den Blättern. Vom Wind abgelagert sammeln sich dort Nebeltröpfchen und fallen in die Tiefe. Tags darauf werden ziemliche Kraftanstrengungen in Kauf genommen, um in trockeneren Gefilden zum "Schlupfwinkel der alten Frau" – dem Vulkan Rincón de la Vieja – zu gelangen.
Tag 11: Durch den Trockenwald ...
Die Fahrt entlang der Cordillera de Guanacaste führt uns vom immergrünen Monteverde in den – zu dieser Jahreszeit trockenen – Nordwesten Costa Ricas. Hier herrschen stabile Wetterverhältnisse, Trocken- und Regenzeit sind sehr stark ausgeprägt, weshalb derzeit viele Touristen aus den USA und Europa ihren Urlaub hier verbringen. Die klimatischen Verhältnisse spiegeln sich auch in der Pflanzenwelt des Nationalparks Santa Rosa wider. Hier dominiert der sogenannte "Trockenwald", welcher im Allgemeinen niedriger ist als die bisher besuchten Wälder.
Laubabfall
Während der Trockenzeit leiden die meisten Pflanzen unter Wassermangel, sodass sie gezwungen sind, ihre Blätter abzuwerfen. Ein Verhalten vergleichbar mit dem unserer Laubbäume im Winter. Jedoch fällt nur vom Kronendach das Laub ab, der Unterwuchs bleibt immergrün. Zwei typische laubwerfende Bäume sind der Guanacastebaum – der Nationalbaum Costa Ricas – und der "Nackte Indianer". Dieser schält sich, wodurch seine grüne, chlorophyllhaltige Rinde zum Vorschein kommt. Damit kann der Baum - zusätzlich zu den Blättern - Photosynthese betreiben.
Auch messtechnisch lassen sich Unterschiede zum Nebelwald feststellen. Die Strahlungstemperatur der Blätter lag um 2°C unter der Umgebungstemperatur, was darauf hindeutet, dass Verdunstung stattfindet – allerdings nicht in großem Ausmaß, da nicht genug Wasser vorhanden ist. Im Nebelwald von Monteverde konnte kein Unterschied zwischen Blatt- und Umgebungstemperatur festgestellt werden. Die Luft war gesättigt und es konnte kein Energieaustausch stattfinden, ergo keine Verdunstung.
Im Nationalpark Santa Rosa kann die vierte Affenart Costa Ricas bestaunt werden, die Klammeraffen. Alle vier hiesigen Affenarten haben, wie alle Affen der Neuen Welt, einen Greifschwanz, den sie geschickt beim Klettern einsetzen. Auch grüne und schwarze Leguane sind in Guanacaste beheimatet. Die Cordillera de Guanacaste ist ein Gebirgszug vulkanischen Ursprungs und besteht aus den Vulkanen Tenorio, Miravalles, Rincòn de la Vieja und Orosi. Deren Aktivität macht sich in heißen Quellen bemerkbar. In einem Thermalbad können wir diese dazu nutzen, um unsere müden Beine für den morgigen Aufstieg auf den Volcàn Rincòn de la Vieja vorzubereiten.
Tag 12: Aufstieg zum Vulkan Rincón de la Viaja
Heute steht uns die anstrengendste Wanderung der ganzen Exkursion bevor. Wir werden den Vulkan Rincón de la Vieja besteigen und Messungen auf einer Windkante am oberen Ende der Waldgrenze durchführen. Der Name des Vulkans bedeutet übersetzt "Schlupfwinkel der alten Frau" – laut einer Sage wurde eine alte Hexe von einem Magier in den Krater des Vulkans verbannt.
Nach einem besonders reichhaltigen Frühstücksbuffet in unserem Hotel Hacienda Guachipelin fahren wir zum Eingang des Nationalparks, in dem sich der Vulkan befindet. Es stehen uns acht Kilometer Fußmarsch mit über 1.000 Metern Anstieg bevor, die Gruppe ist hochmotiviert. Die ersten zweieinhalb Stunden führen uns durch einen Trockenwald, vorbei an zahlreichen Würgefeigen und einigen tierischen Waldbewohnern: Weißkopfkapuzineraffen, Brüllaffen und Agoutis. Agoutis sind mit Meerschweinchen verwandte Nagetiere und wichtige Samenverbreiter. Wie auch viele andere Nagetiere vergraben sie die gefundenen Früchte für den späteren Verzehr. Aus jenen, die sie vergessen, keimen die Samen und so tragen sie zur Verbreitung der Pflanzen bei.
Über den Kraterrand blicken
Aufgrund der intensiven Sonneneinstrahlung brauchen wir mehrere Pausen um unseren Sonnenschutz aufzufrischen. Wir wandern weiter bis zum vegetationsarmen Kamm und führen auch dort unsere Messungen durch. Da wir gut in der Zeit liegen, steigen wir noch 500 weitere Höhenmeter zum Von-Seebach-Krater auf. Ein besonderes Erlebnis ist der Abstieg in die Mitte des inaktiven Kraters, den einige Wenige noch wagen. Nun geht es weiter den Kamm entlang bis zum aktiven und geruchsintensiven Krater des Rincón de la Vieja. Die letzte Eruption wurde 1991 verzeichnet, die letzte intensive vulkanische Aktivität gab es im Zeitraum zwischen 1966 und 1975. Der Vulkan ist fast immer in Wolken gehüllt, aber wir haben, wie schon so oft zuvor, großes Glück und müssen nur wenige Minuten warten, bis sich die Sicht bessert und wir über den Kraterrand schauen können.
Beschwerlicher Abstieg
Auch auf den gegenüberliegenden See Laguna Jilgueros können wir blicken und durch das passende Nebel-Sonnen-Spiel können wir auch wieder Brockengespenster sehen. Die schwefelhaltige Luft erschwert uns jedoch das Atmen, so verlassen wir den Krater und beginnen mit dem Abstieg. Dieser ist sehr beschwerlich, teilweise benutzen wir dort angebrachte Seile, um sehr steile Passagen zu bewältigen. Auch einen kleinen Bach müssen wir überqueren bevor wir unseren Messplatz an der Windkante erreichen und unsere Geräte abbauen.
Weitere Highlights und ein gemeinsamer Ausklang
An diesem Punkt teilt sich die Gruppe, die meisten haben die schon gestern besuchten heißen Quellen zum Entspannen als Ziel. Ein kleines Grüppchen beschleunigt ihren Abstieg, um noch die Laguna Fumarólica (rauchende Lagune) und die Pailes de barro, die "Kessel des Schlamms", besichtigen zu können. Die heißen Blasen schlagende Schlammquellen stellen ein weiteres Highlight des Tages dar und lenken von bereits schmerzenden Füßen ab. Meteorologische Messungen zeigen, dass es hier am Fuße des Vulkanes bei Temperaturen um 29°C und einer relativen Luftfeuchte um 55% weit trockener ist als am Weg nach oben. Da wir heute den letzten gemeinsamen Abend verbringen, gibt es beim Abendessen noch eine kleine Dankesrede und ein Präsent für Werner Huber und unseren Busfahrer.