Initiativkolleg: Forschung für die Stärkung der Menschenrechte
| 17. März 2010"Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren", heißt es in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte aus dem Jahr 1948. Doch auch nach über 60 Jahren entspricht dieser Satz nicht der Wirklichkeit: Täglich werden Menschenrechte verletzt - auch in Österreich. Im Rahmen des Initiativkollegs (IK) "Empowerment through Human Rights", das im Jänner 2010 startet, untersuchen zwölf DoktorandInnen aus aller Welt verschiedene Formen der Menschenrechtsverletzungen und erarbeiten die nötigen Lösungsansätze.
Am 1. Jänner 2010 startete offiziell das österreichweit erste Doktoratsprogramm zum Thema Menschenrechte: Das Initiativkolleg "Empowerment through Human Rights" wurde im Rahmen der - seit 2008 bestehenden - Forschungsplattform "Human Rights in the European Context" an den Fakultäten für Sozialwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften, der Philologisch-kulturwissenschaftlichen Fakultät, der Fakultät für Psychologie, der Rechtswissenschaftlichen Fakultät sowie der Katholisch-Theologischen Fakultät installiert.
Zwölf DoktorandInnen aus den Bereichen Soziologie, Entwicklungsforschung, Psychologie, Rechtswissenschaft und anderen Disziplinen werden sich drei Jahre lang mit dem Thema Menschenrechte auseinandersetzen: "Dabei geht es um die Stärkung und Emanzipation des Individuums - vor allem innerhalb benachteiligter und besonders diskriminierter Gruppen - anhand des Menschenrechtsansatzes", erklärt der Sprecher des Initiativkollegs und Leiter der Forschungsplattform "Human Rights in the European Context" Manfred Nowak. Bis Ende September 2009 bewarben sich StudentInnen aus unterschiedlichen Regionen der Welt für das Doktoratsprogramm.
Angewandte …
Weltweit lebt ca. eine Milliarde Menschen in extremer Armut. Laut Nowak kann die Forschung dazu beitragen, diesen Menschen zu helfen: "Ich erwarte mir von den IK-TeilnehmerInnen nicht nur, dass sie an ein neues Thema ergebnisoffen herangehen, sondern vor allem, dass ihre Arbeit den diskriminierten Menschen zugutekommt", so der Menschenrechtsexperte. Welche Armutsreduzierungsprogramme können z. B. anhand des Menschenrechtsansatzes - im Rahmen von Entwicklungszusammenarbeit oder Corporate Responsibility - entwickelt werden?
Die DoktorandInnen sollen bestimmte Formen der Diskriminierung untersuchen und entsprechende Lösungsansätze erarbeiten: "In Europa stellt sich unter anderem die Frage nach dem Umgang mit MigrantInnen und AsylwerberInnen. Wenn wir die Grenzen dicht machen, so ist das eine Politik, die nicht nur aus demographischen Überlegungen fragwürdig ist, sondern auch Menschenrechte verletzt", nennt Manfred Nowak ein Beispiel. Hier könnte eine klare Empfehlung an die EU zu einer umfassenden Migrationsstrategie abgegeben werden.
… und interdisziplinäre Forschung …
Beim Thema Menschenrechte ist eine interdisziplinäre Herangehensweise besonders wichtig. Deshalb werden die zwölf DoktorandInnen von fünf ProfessorInnen aus unterschiedlichen Disziplinen betreut. "Wenn zu Themen wie Folter oder Migration geforscht wird, so sind neben rechtlichen natürlich auch psychologische und soziologische Aspekte relevant", so Manfred Nowak, der das Thema Menschenrechte stärker in der universitären Forschung und Lehre verankern will: "Im Unterschied zu anderen europäischen Ländern gibt es bisher an keiner österreichischen Universität ein Institut für Menschenrechte. Obwohl die bestehenden privaten Institute immer näher an die Universitäten herangeführt werden, hat Österreich noch sehr viel Nachholbedarf in diesem Bereich."
… für den Wandel in Politik und Gesellschaft
Menschenrechtsbildung von den Kindergärten bis in die Universitäten ist wichtig, um in der Gesellschaft das nötige Bewusstsein für die Menschenrechte zu schaffen. Denn an Institutionen und Normen mangelt es nicht: Es gibt unzählige Menschenrechtsverträge, doch fehlt der politische Wille, diese umzusetzen. "Es ist Aufgabe der Universitäten, MenschenrechtsexpertInnen auszubilden: Diese können in den entsprechenden politischen Institutionen - auf nationaler und internationaler Ebene - den für die Umsetzung und Einhaltung der bestehenden Menschenrechtsnormen nötigen Bewusstseinswandel herbeiführen", betont der IK-Sprecher, der sich für die Universität Wien ein eigenes Masterprogramm für Menschenrechte wünscht. (ps)
Ao. Univ.-Prof. Dr. Manfred Nowak, LL.M. vom Institut für Europarecht, Internationales Recht und Rechtsvergleichung ist Leiter der Forschungsplattform "Human Rights in the European Context" und Sprecher des Initiativkollegs "Empowerment through Human Rights", das mit 1. Jänner 2010 offiziell startete.