NaturTalente: Stark im Team
| 26. Mai 2015Zellen kommunizieren durch Signalübertragung. Dass die Kommunikation im "menschlichen" Team auch gewissen Regeln unterliegt, hat die Zellbiologin Lea Flocke im Rahmen des "NaturTalente"-Programms erfahren. Ansonsten forscht die PhD-Studentin bei Bernhard Keppler am Institut für Anorganische Chemie.
uni:view: Sie haben Zellbiologie studiert und machen nun den PhD am Institut für Anorganische Chemie. Was fasziniert Sie an diesem Fach?
Lea Flocke: Da ich schon im Doktoratsstudium bin, habe ich mich spezialisiert: Ich promoviere im Fach Bioanorganische Chemie in der Krebsmedikamentenforschung – Onkologie ist ein sehr faszinierendes Forschungsgebiet. Hippokrates gab dem Geschwür ja bereits 400 v. Chr. den Namen. Aber auch wenn vieles erreicht wurde – geheilt ist die Krankheit noch lange nicht. Die Komplexität der Krankheit fesselt mich immer wieder.
uni:view: Sie sind eine von 35 Studierenden, die heuer am Programm "NaturTalente" teilnehmen. In Ihrem Modul ging es um Teamwork und Kommunikation im Team. Was haben Sie gelernt?
Flocke: Auch wenn wir natürlich alle schon im Team gearbeitet haben, war es interessant die Dynamiken, die zu 80 Prozent durch implizite Normen – d. h. Normen die nicht klar kommuniziert, aber dennoch jedem bewusst sind – geformt werden, zu analysieren und anhand von Teamarbeit bewusst zu erfahren.
"NaturTalente" ist ein High Potential Programm der Universität Wien: 34 exzellente Master- und PhD-Studierende aus der Mathematik, den Naturwissenschaften und der Informatik (MINT-Fächer) treffen auf sechs Unternehmen aus Industrie und Wirtschaft. NaturTalente ist eine Initiative von UNIPORT, dem Karriereservice der Universität Wien, der so die Sichtbarkeit der MINT-Fächer stärken und den Austausch zwischen Universität und Wirtschaft fördern möchte.
uni:view: Der Workshop fand bei der Firma Roche statt. Wie war der Besuch bei dem Partnerunternehmen für Sie?
Flocke: Beeindruckt hat mich vor allem, dass dort jährlich fast neun Milliarden Schweizer Franken in Forschung und Entwicklung investiert werden. Interessant fand ich außerdem, wie weit in die Zukunft gedacht werden muss, damit ein Unternehmen auch 2030 noch ein innovativer Arbeitgeber sein kann.
uni:view: Welche interessanten Einblicke konnten Sie durch die Unternehmenskooperation gewinnen?
Flocke: Die Firma hat echtes Interesse und Engagement gezeigt – viele Führungskräfte haben sich die Zeit genommen, unsere Fragen zu beantworten: Sie haben uns von vielen Seiten Einblicke in das Unternehmen gewährt. Wir hatten außerdem die Möglichkeit, mit drei MitarbeiterInnen über ihren Einstieg und ihre Erfahrungen mit dem Unternehmen zu sprechen. Recruiter haben uns Tipps und Tricks für eine erfolgreiche Bewerbung verraten und in einem interaktiven Quiz konnten wir unser Wissen in der Onkologie prüfen. Außerdem haben wir auch die Laborstraßen und viele andere interessante Sachen zu sehen bekommen.
uni:view: Wo sehen Sie sich in naher Zukunft?
Flocke: Als nächsten Schritt plane ich die Einreichung eines Papers, dann das Schreiben meiner Dissertation und in nicht allzu ferner Zukunft wird meine Defensio anstehen. Danach sehe ich mich in einem großen Pharmakonzern. Am liebsten wäre ich in der Onkologie tätig – inwieweit sich diese Vorstellung mit der Arbeit im Labor kombinieren lässt, wird sich zeigen. (red)
Lea Flocke schloss 2011 ihr Studium der (Zell)biologie an der Eberhard Karls Universität Tübingen ab. Die Erfahrungen, welche sie am Bioquant in Heidelberg, dem MPI für Entwicklungsbiologie in Tübingen und einem vom MIT in Boston organisierten Studentenwettbewerbs sammelte, ließen ihr die Entscheidung zu promovieren einfach fallen. Die Entscheidung "mit Krebs" zu arbeiten hatte sie schon früh gefasst und ist nun bei Bernhard Keppler am Institut für Anorganische Chemie in der Cell culture facility u.a. für die Aufklärung des molekularen Wirkmechanismus von NKP1339 mitverantwortlich. NKP1339 ist eine Substanz, welche die erste klinische Studie erfolgreich abgeschlossen hat und große Hoffnungen für die Behandlung solider Tumore, v. a. gegen gastrointestinale neuroendokrine Tumoren, weckt.