Vorlesungsstreams für Studierende
| 30. Juni 2011Seit Sommersemester 2010 läuft das Service "Vorlesungsstreaming" für Video- und Audioaufnahmen von Lehrveranstaltungen. Von den Studierenden wird dieses Service, das mittlerweile in sechs ausgewählten Hörsälen zur Verfügung steht, eifrig genutzt: Bis Ende Mai 2011 wurden 39.163 Zugriffe auf Vorlesungsstreams gezählt, einzelne Streams verzeichneten bis zu 2.400 Zugriffe. Im Interview erzählt Projektleiterin Silvia Grillitsch über den gelungenen Start des Service und beantwortet Fragen rund um Urheberrecht und Support.
Der Bedarf der Studierenden an online verfügbaren Materialien bei Vorlesungen ist groß. Mit dem neuen Aufzeichnungsservice ist es Lehrenden möglich, Vorlesungsstreams zu erstellen und Studierende optimal bei der Prüfungsvorbereitung zu unterstützen. Seit Wintersemester 2010/11 wurde das Service auch um Livestreamings erweitert, die gerade bei Großlehrveranstaltungen zu Studienbeginn genutzt werden. Derzeit sind Vorlesungsstreamings in folgenden Hörsälen möglich: Hörsaal C1 am Campus der Universität Wien, Audimax Translationswissenschaften, Hörsaal 1 des UZA1, Hörsaal 1, Neues Institutsgebäude (NIG), Juridicum HS U10 sowie im Audimax, Hauptgebäude der Universität Wien.
uni:view: Das Vorlesungsstreaming läuft seit zwei Semestern auf hohem technischen Niveau. Können Sie kurz den Ablauf skizzieren?
Silvia Grillitsch: Da ist zuallererst dem gesamten Projektteam Anerkennung auszusprechen, das eine sehr weitsichtig gedachte, profunde technische Infrastruktur geschaffen hat. Wir haben nun ein standardisiertes Service, das für Lehrende einfach handhabbar ist: Nach der Anmeldung mittels User-ID wählen sie per Knopfdruck das gewünschte Profil. Hier stehen Audio, Video vom Pult oder vom Hörsaal-PC zur Auswahl. Nach Beendigung der Aufzeichnung funktioniert die Verarbeitung voll automatisch, bis hin zur Veröffentlichung auf der jeweiligen Lernplattform. Dabei liefern wir zwei Varianten, die dem Lehrenden zur Auswahl stehen, entweder eine automatische Veröffentlichung nach jeder Aufzeichnung oder die Einbindung eines Links.
uni:view: Wie werden die Vorlesungsstreams bis dato von den Lehrenden angenommen?
Grillitsch: Momentan wird das Service von Seiten der Lehrenden sehr stabil genutzt. Wir haben durchschnittlich 30 Anmeldungen pro Semester, also 30 Lehrveranstaltungen werden aufgezeichnet. Mit der Einführung von Livestreaming konnten wir eine leichte Steigerung feststellen. Die Biologie zum Beispiel nutzte Livestreaming ganz konkret, um zur Hörsaalentlastung beizutragen: Die Vorlesung wurde im Audimax aufgezeichnet und live in einen zweiten Hörsaal an der Universität Wien übertragen.
uni:view: Was sagen Sie zu diesen Zahlen?
Grillitsch: Die sind natürlich ausbaufähig und das ist auch unser Ziel über die nächsten zwei Semester hinweg – offiziell ist das Projekt im Sommer 2012 abgeschlossen, dann wird das Service in den Regelbetrieb übernommen.
uni:view: Was sind die Hauptgründe für gewisse Bedenken gegenüber Vorlesungsstreaming bei manchen Lehrenden?
Grillitsch: Viele befürchten dadurch einen erhöhten Zeitaufwand. Ich kann dem entgegenhalten, dass Streamings eine sehr einfache Variante sind, um einer großen Anzahl von Studierenden ergänzende Lernmaterialien zur Verfügung zu stellen. Und die Technik ist wirklich ganz einfach zu bedienen. Beim ersten Mal ist auch jemand von unserem Team für den technischen Support vor Ort.
uni:view: Wahrscheinlich machen sich auch einige Gedanken über die rechtliche Seite?
Grillitsch: Ja, das stimmt. Dazu muss ich ganz klar sagen, die Lehrende sind die alleinigen UrheberInnen dieser Aufzeichnung und haben somit auch alle Rechte daran: Sie entscheiden wo, wann und wie lange die Aufzeichnung z.B. auf der Lernplattform zur Verfügung steht. Im Gegensatz zu Aufzeichnungen von Studierenden haben sie die Kontrolle über ihre Vorlesungsaufzeichnung. Auf Wunsch können die Streams auch nachbearbeitet, geschnitten oder früher aus dem Netz genommen werden.
uni:view: Wie sieht es mit den Rechten rund um in der Vorlesung gezeigte Abbildungen, Fotos, etc. aus, wenn die Lehrveranstaltung gestreamt und die gezeigten Bilder dadurch öffentlich zugänglich werden?
Grillitsch: Die Beachtung urheberrechtlicher Aspekte ist wichtig, wenn z. B. fremde Inhalte mit aufgezeichnet werden. Entsprechende Quellenangaben oder die Einbindung von lizenzfrei verwendbaren Materialien ist zu empfehlen. Dieser Punkt trifft natürlich nur in dem Fall zu, wo direkt vom Hörsaal-PC gestreamt wird, zum Beispiel bei der Aufzeichnung der Power Point Präsentation. Generell verfügen wir am Center for Teaching and Learning über die nötige Expertise, um die Lehrenden diesbezüglich zu beraten; in Einzelfällen stellen wir auch Kontakte zu Juristen her. Zudem bietet der Leitfaden für E-Learning Rechtsfragen, der auf unserer Website zum Download bereitsteht, eine hilfreiche Grundlage.
uni:view: Im Juni 2012 ist das Projekt "Vorlesungsstreaming" beendet, ab dann sind die Streams fixer Bestandteil des Vorlesungswesens. Was sind Ihre Ziele in der zweiten Projekthälfte?
Grillitsch: Ich persönlich wünsche mir im Sinne der verstärkten Unterstützung von Studierenden mehr Akzeptanz unter den Lehrenden und möglichst viele Aufzeichnungen, die den Studierenden zur Verfügung gestellt werden, um ihnen das Studium und insbesondere den Studieneinstieg zu erleichtern. (td)
Das Service wurde im Rahmen des vom Rektorat beauftragten dreijährigen Projekts "Standardisierte Aufnahme von Lehrveranstaltungen" entwickelt und wird in Zusammenarbeit des Center for Teaching and Learning / CTL mit dem Zentralen Informatikdienst (ZID) umgesetzt. Projektleiterin ist Mag. Silvia Grillitsch, Center for Teaching and Learning / CTL. Projektende ist Juni 2012.
Interessierte Lehrende, die in den ausgewählten Hörsälen Lehrveranstaltungen abhalten, können ihre Lehrveranstaltung über eine Anmelde-Webmaske mittels User ID registrieren. Studierende können seit kurzem im Vorlesungsverzeichnis gezielt nach Lehrveranstaltungen suchen, die gestreamt werden.