6 Fragen an Dekan Harald Rindler (2014-16)

Harald Rindler startet am 1. Oktober 2014 in seine mittlerweile sechste Funktionsperiode als Dekan der Fakultät für Mathematik. Im Interview blickt der Mathematiker auf die größten Erfolge und Herausforderungen seiner Amtszeit zurück.

1) Sie sind bereits seit 2004 Dekan der Fakultät für Mathematik. Welche Veränderungen haben Sie während ihrer Amtszeit miterlebt?
Durch eine großartige Anzahl von hervorragenden Berufungen konnten wir uns, bestätigt durch internationale Evaluationen, wesentlich verbessern. Dies zeigt sich auch in vielen renommierten Preisen, Auszeichnungen und enormen Drittmittelerfolgen und der österreichischen Sonderstellung unserer Fakultät beim Shanghai-Fachranking.
Ich genieße nun den schönen neuen Standort im Turm am Oskar-Morgenstern-Platz 1, nach einem 26-jährigem Dauerkampf um Raumressourcen bei schwierigsten Anfangsbedingungen.

2) Welche Entwicklungen, die Sie begleitet haben, waren besonders herausfordernd?
Seit meiner Erstwahl zum Institutsvorstand im Juni 1987 war es mein Hauptziel, unser einst ruhmreiches Institut, das durch den Nationalsozialismus besonders gelitten hatte, wieder zur internationalen Spitze zu führen.



BIOGRAPHISCHES:

Harald Rindler, geb. 1948 in Techendorf/Weißensee (Kärnten), ist seit Oktober 2004 Dekan der Fakultät für Mathematik. Wintersemester 1968/69 Studienbeginn an der Universität Wien: Mathematik und Physik (im Folgenden zusätzlich mehrere Teilstudien mit Schwerpunkten in Philosophie, Geschichte, Theologie, Musik und weiteren Fächern, z.B. in Russisch). 1972 Promotion zum Dr. phil. (Dissertation in Mathematik bei Prof. J. Cigler). 1976 Ernennung zum Univ.-Doz. an der Fakultät für Mathematik. Seit Oktober 1980 Universitätsprofessor. Seit Oktober 1988 Vorstand des Instituts für Mathematik der Universität Wien. Zum CV von Harald Rindler (PDF)


3) Wo sehen Sie die Universität Wien in zehn Jahren, und was ist auf dem Weg dorthin wichtig?
Die Universitätsleitung ist auf einem guten Weg, der bei einer besseren Wissenschaftspolitik leichter realisierbar wäre.

4) Ihr wissenschaftliches Vorbild?
Früher Carl Friedrich Gauß. Ich realisierte aber schon sehr früh, dass dieses Vorbild für mich um einige Nummern zu groß ist. Da ich aber auch an vielen anderen Gebieten interessiert bin, gibt es auch in diesen viele unerreichbare Vorbilder.

5) Ihr Lieblingsplatz an der Universität Wien?
Nummer eins: An meinem elektronischen Klavier in meinem Dienstzimmer beim Bach-Spiel in der Nacht.
Nummer zwei: In Vorlesungen und Seminaren mit unseren begabten Studierenden. Dies ist für mich DIE Erholung. Ich bestreite durchschnittlich zwölf Semesterstunden Lehre seit Jahrzehnten.
Nummer drei: Der Erholungslauf zum Hauptgebäude ist nun zu kurz und wird durch entsprechende Aktivitäten am schönen Donaukanal ergänzt.

6) Welches Buch liegt zurzeit auf Ihrem Nachtkästchen?
Auf meinem "Nachtkästchen" am Institut liegen mathematische Rezensionsbücher, aber nicht mehr ein Buch von Mommsen über römische Geschichte. Stattdessen höre ich in den Nachtstunden die römische Geschichte Mommsens in LibriVox und übe dazu Sonaten von Schubert und Beethoven und Werke von Bach am schönen neuen Standort.



BLICK INS FOTOALBUM:


Dieses Bild aus dem Jahr 1977 zeigt den jungen Dozenten Harald Rindler (zweiter links vom Ball) in voller Aktion während eines denkwürdigen Fußballspiels. "Damals kämpften nur zwei Miniteams gegeneinander. Meines besiegte jenes von Prof. Siegfried Grosser, der stolz auf seine Fußballkünste war, überlegen mit 6:1, wobei ich fünf Tore schoss. Die Pointe ist, dass der mit Prof. Grosser 'verfeindete' berühmte Prof. Hlawka danach besonders freundlich zu mir war. Prof. Grosser war der erste Vorstand nach dem damaligen neuen Universitäts-Organisationsgesetz. Prof. Hlawka wollte selbst Vorstand werden", erinnert sich der Mathematik-Dekan. "Es sei erwähnt, dass es kurz vor dem Spiel geregnet hatte und deshalb fast alle Kollegen nicht mitspielten. Ein Kollege, den ich zum Mitspielen überreden wollte, verweigerte dies mit dem Hinweis auf Rheumagefahr in späteren Jahren. Wir spielten deshalb nur auf kleine Tore, mit Rucksäcken etc. markiert." (Foto: privat)