6 Fragen an Dekan Matthias Meyer
| 28. August 2012Zwei Jahre war Matthias Meyer Vizedekan, nun folgt er Andrea Seidler als neuer Dekan der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien. Der Altgermanist freut sich auf die Herausforderung und hofft, daneben auch noch Zeit für die eigene Forschung zu finden.
1) Welche Erwartungen haben Sie an Ihre neue Position?
Mehr Durchschlagskraft und mehr Prägnanz für individuelle und übergreifende Forschungsinitiativen der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät. Das ist eine wichtige Aufgabe. Die interdisziplinäre Forschung ist, glaube ich, in vielen Bereichen bereits gut aufgestellt. Sie muss verstetigt und immer wieder erneuert werden. Und: Interdisziplinäre Forschung muss sich auch in der interdisziplinären Lehre niederschlagen. Hierfür vernünftige Rahmenbedingungen zu schaffen ist eine wichtige Aufgabe, wenn man die Lehre an der Universität international konkurrenzfähig halten möchte. Außerdem habe ich die Erwartung, wichtige Entwicklungsschritte der Fakultät, wie sie der Entwicklungsplan bis 2015 vorsieht – an dem ich bereits als Vizedekan mitgearbeitet habe – umzusetzen. Und die Hoffnung, daneben auch selber weiterhin forschen zu können.
2) Was stellt für Sie die größte Herausforderung dar?
Leider: Das Budget.
3) Wo sehen Sie die Universität Wien in zehn Jahren, und was ist auf dem Weg dorthin wichtig?
In zehn Jahren wird sich die Universität Wien von den Anstrengungen erholen, die die 650-Jahr-Feier und die damit verbundenen Aktivitäten zu einem riesigen Erfolg gemacht haben: Endlich wurde allgemein deutlich, welch zentrale Rolle Universitäten im Leben eines Landes, im Leben Europas spielen, endlich wurde die Finanzierung der Universität für die nächsten Jahrzehnte auf hohem Niveau abgesichert. Prognosen jenseits visionärer (oder, wie Arno Schmidt schrieb: visionärrischer) Anfälle sind schwer. Ich hoffe, dass die Universität Wien ihre guten, in vielen Bereichen exzellenten Leistungen halten kann und dass ihr dabei möglichst wenig politische Steine in den Weg gelegt werden. Wichtig ist natürlich das Schaffen von guten Arbeitsbedingungen. Lehren unter permanenter Überlast gehört ebenso wenig dazu wie ein Umfeld, das innovative Forschung (besonders in den Geisteswissenschaften) erschwert. Wichtig wäre also ein System, das Lehrkapazitäten und Studierendenanzahl in eine sinnvolle Korrelation bringt; wichtig wäre ein flexibles System der Forschungsförderung auf möglichst vielen Ebenen; wichtig ist vor allem eine sinnvolle Nachwuchsförderung, um das Abwandern der besten jungen WissenschafterInnen zu verhindern.
BIOGRAPHISCHES: | |
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Univ.-Prof. Dr. Matthias Meyer, geb. 1959 in Hannover, ist ab Oktober 2012 Dekan der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät. 1978-1980 Studium der Germanistik, der Mittleren und Neueren Geschichte und der Slavistik in Heidelberg. 1980-1985 Studium der Älteren Deutschen Literatur, Neueren Deutschen Literatur und der Slavistik (Russistik) an der FU Berlin. 1985-1986 Mitarbeiter an der Edition der Predigten Hartwigs von Erfurt. Beginn der Lehrtätigkeit am Fachbereich Germanistik der FU Berlin. 1986-1988 Promotionsstipendium des Evangelischen Studienwerks Villigst e.V., weitere Lehrtätigkeit an der FU Berlin. 1988-1993 Wiss. Mitarbeiter am FB Germanistik der FU Berlin. 1991 Promotion. 1993-1994 Vertretung der Stelle eines Akademischen Oberrats im Bereich Ältere Deutsche Sprache und Literatur (Schwerpunkt Literatur) an der Universität Bielefeld. 1994-1998 Freier Mitarbeiter / Autor in verschiedenen Bereichen und Lehrbeauftragter an der FU Berlin. 1998-2004 Wiss. Assistent an der FU Berlin. 2004 Habilitation und Erhalt der Lehrbefähigung für das Fach Deutsche Philologie. 2004-2005 Lehrbeauftragter an der FU Berlin. 2005-2007 Gastprofessuren an der Peking Universität, der Universität Wien und an der FU Berlin. Seit August 2007 Professur für Ältere deutsche Literatur an der Universität Wien. Seit Oktober 2010 gewähltes Mitglied des Betriebsrats der Universität Wien, Wiss. Personal. 2010-2012 Vizedekan der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät. Zum CV von Matthias Meyer (PDF) |
4) Ihr wissenschaftliches Vorbild?
Alle LiteraturwissenschafterInnen, die es geschafft haben, mich als Student für ihr Fach zu begeistern, besonders für Fragestellungen aus dem Bereich der Literaturtheorie, für Grenzüberschreitungen und schließlich für das Fach, in dem ich meine wissenschaftliche Heimat gefunden habe: die Altgermanistik. Denn als Altgermanist werden die wenigsten geboren. Man wird dazu gemacht.
5) Ihr Lieblingsplatz an der Universität Wien?
Im Moment mein Ausweich-Büro in der Porzellangasse, es hat eine Klimaanlage (geschrieben bei 33 Grad Außentemperatur). Ansonsten viele Lieblingsorte: Zum Draußen sitzen: der Campus. Der Lesesaal der Germanistikbibliothek, vor allem nach Ende der Öffnungszeiten. Der Sternwartepark in Währing.
BLICK INS FOTOALBUM: | ||
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"Als man noch viel Zeit zum Reisen hatte ...", schwärmt der neue Dekan der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät Matthias Meyer in Erinnerung an seinen ersten Italienaufenthalt. (Foto: Privat) | ||
6) Welches Buch liegt zurzeit auf Ihrem Nachtkästchen?
Mehr als eines: "Die Räuber vom Liang Schan-Moor" (ich hoffe auf den Urlaub); Till Roenneberg: "Wie wir ticken"; und auf einem ebook-Reader wird aktuell gelesen: Michael Polan: "The Omnivore's Dilemma. A Natural History in Four Meals". Und einige Diplomarbeiten; Dissertationen sind zu schwer für den Nachtschrank.
VORSCHAU: 6 Fragen an die DekanInnen und ZentrumsleiterInnen der Universität Wien: von 20. August bis 12. September 2012 täglich in uni:view. |
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