6 Fragen an Dekan Matthias Meyer (2014-16)

Für Matthias Meyer beginnt am 1. Oktober 2014 die mittlerweile zweite Funktionsperiode als Dekan der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien. Im aktualisierten Interview erzählt der Altgermanist u.a. über alte und neue Herausforderungen.

1) Welche Erwartungen haben Sie an Ihre Position?
In diesem Semester bringen wir – hoffentlich erfolgreich – die turnusmäßige Evaluierung der Fakultät hinter uns. Ich hoffe, dass einige unserer Pläne für die neue Entwicklungsplanung hier noch zusätzliche Unterstützung bekommen. In unserer Selbstdarstellung sind wir weiter gekommen – schauen Sie mal auf unsere Website mit neuen Rubriken. Natürlich müssen wir daran arbeiten, dass unsere vielfältigen Aktivitäten und Erfolge innerhalb und außerhalb der Universität wahrgenommen werden. WissenschafterInnen unserer Fakultät haben in den letzten zwei Jahren zwei Forschungsplattformen einwerben können, und auch in anderen Förderbereichen sieht es gerade für unsere interdisziplinären Initiativen nicht schlecht aus. Sicher ist es eine meiner Aufgaben, hier für ein Klima innerhalb der Fakultät zu sorgen, dass sich solche Forschungsinitiativen weiterhin bilden. Die Hoffnung auf die Zeit für die eigene Forschung bleibt – auch wenn sich angesichts der Realitäten von zwei Jahren Dekanat die Erwartungen an die Realisierung dieser Hoffnung heruntergeschraubt haben.

2) Was stellt für Sie die größte Herausforderung dar?
Leider immer noch: Das Budget.

3) Wo sehen Sie die Universität Wien in zehn Jahren, und was ist auf dem Weg dorthin wichtig?
Ich weiß weniger denn je, wo die Universität Wien in zehn Jahren sein wird, denn mir ist zum einen die Entwicklung der Budgetlage unklar, zum andern hat die Erfahrung der letzten Jahre gelehrt, dass die Universität in einem beinahe unerträglichen Maße Spielball parteipolitischer Auseinandersetzungen ist, die ein sinnvolle Wissenschaftspolitik (wenn/falls überhaupt ein Minister da ist, der sie betreiben kann oder will) unmöglich macht. Es wäre dringend nötig, Studienbedingungen zu schaffen, die jenseits einer kaum mehr vertretbaren Mängelverwaltung liegen, wie es in den großen Fächern unserer Fakultät leider der Fall ist. Hierzu gehört entweder eine reale Studienplatzfinanzierung und/oder greifende Maßnahmen zur Zugangsregelung. Leider hat sich die Korrelation von Lehrkapazitäten und Studierendenzahlen in vielen Fällen in den letzten zwei Jahren deutlich verschlechtert. Und: Wir brauchen dringend weitere Aktivitäten zur Nachwuchsförderung. Das Rektorat hat hier einen richtigen Weg eingeschlagen – nur müsste aus diesen Tropfen auf heiße Steine zumindest ein sanfter Regen werden.


BIOGRAPHISCHES:

Matthias Meyer, geb. 1959 in Hannover, ist ab Oktober 2012 Dekan der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät. 1978-1980 Studium der Germanistik, der Mittleren und Neueren Geschichte und der Slavistik in Heidelberg.
1980-1985 Studium der Älteren Deutschen Literatur, Neueren Deutschen Literatur und der Slavistik (Russistik) an der FU Berlin. 1985-1986 Mitarbeiter an der Edition der Predigten Hartwigs von Erfurt. Beginn der Lehrtätigkeit am Fachbereich Germanistik der FU Berlin. 1986-1988 Promotionsstipendium des Evangelischen Studienwerks Villigst e.V., weitere Lehrtätigkeit an der FU Berlin. 1988-1993 Wiss. Mitarbeiter am FB Germanistik der FU Berlin. 1991 Promotion. 1993-1994 Vertretung der Stelle eines Akademischen Oberrats im Bereich Ältere Deutsche Sprache und Literatur (Schwerpunkt Literatur) an der Universität Bielefeld. 1994-1998 Freier Mitarbeiter / Autor in verschiedenen Bereichen und Lehrbeauftragter an der FU Berlin. 1998-2004 Wiss. Assistent an der FU Berlin. 2004 Habilitation und Erhalt der Lehrbefähigung für das Fach Deutsche Philologie. 2004-2005 Lehrbeauftragter an der FU Berlin. 2005-2007 Gastprofessuren an der Peking Universität, der Universität Wien und an der FU Berlin. Seit August 2007 Professur für Ältere deutsche Literatur an der Universität Wien. Seit Oktober 2010 gewähltes Mitglied des Betriebsrats der Universität Wien, Wiss. Personal. 2010-2012 Vizedekan der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät. Zum CV von Matthias Meyer (PDF)


4) Ihr wissenschaftliches Vorbild?

Alle LiteraturwissenschafterInnen, die es geschafft haben, mich als Student für ihr Fach zu begeistern, besonders für Fragestellungen aus dem Bereich der Literaturtheorie, für Grenzüberschreitungen und schließlich für das Fach, in dem ich meine wissenschaftliche Heimat gefunden habe: die Altgermanistik. Denn als Altgermanist werden die wenigsten geboren. Man wird dazu gemacht. Und dann: Alle KollegInnen, die im Laufe der Jahre menschlich geblieben sind.

5) Ihr Lieblingsplatz an der Universität Wien?
Immer mehr mein Büro in der Germanistik als mein Refugium von der Dekanatsarbeit. Und dann immer wieder das Hauptgebäude.


  BLICK INS FOTOALBUM:

"Als man noch viel Zeit zum Reisen hatte ...", schwärmt der Dekan der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät Matthias Meyer in Erinnerung an seinen ersten Italienaufenthalt. (Foto: Privat)




6) Welches Buch liegt zurzeit auf Ihrem Nachtkästchen?

Mehr als eines: "Der Traum vom Goldenen Berg" von Zhang Ling und "Bildungsroman" von Gerhard Henschel.