6 Fragen an Dekanin Sigrid Müller
| 20. August 2012Am 1. Oktober starten die DekanInnen und ZentrumsleiterInnen der Universität Wien in die neue Funktionsperiode. Für uni:view haben sie einige Fragen über ihre Amtszeit beantwortet und im Fotoalbum gestöbert. Heute: Sigrid Müller, neue Dekanin der Katholisch-Theologischen Fakultät, über ihre Erwartungen und Ziele, den internationalen wissenschaftlichen Nachwuchs an der Fakultät und die wichtigsten Momente ihrer Studienzeit.
1) Welche Erwartungen haben Sie an Ihre neue Position?
Für mich ist diese Position eine Fortsetzung meiner bisherigen Tätigkeit in der Fakultätsleitung als Vizestudienprogrammleiterin, Studienprogrammleiterin für das neue Doktorat und Vizedekanin. Das Ziel wird sein, im engen Austausch mit Studierenden und Fakultätsmitgliedern im Sinne der kürzlich abgeschlossenen Evaluation die positiven Entwicklungen an unserer Fakultät zu konsolidieren. Dazu gehört u.a., gewisse Adjustierungen in den Studien vorzunehmen, bauliche und personelle Veränderungen im Dekanat zu begleiten und die Zusammenarbeit an den Instituten und Forschungsschwerpunkten der Fakultät sowie mit KollegInnen anderer Fakultäten an gemeinsamen Forschungsplattformen weiter zu fördern.
2) Was sehen Sie als größte Herausforderung an?
Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien gehört zu den drei größten im deutschen Sprachraum. Zahlreiche, nicht nur römisch-katholische, Institutionen in Mitteleuropa, Asien, Afrika, den USA und vielleicht bald auch Lateinamerika senden ihren wissenschaftlichen Nachwuchs für das Doktorat an unsere Fakultät. Wir haben bereits begonnen, Schritte zu setzen, um diesen NachwuchstheologInnen trotz ihren heterogenen internationalen Vorstudien und der für eine adäquate Betreuung erforderlichen Mehrsprachigkeit sowie in Anbetracht der oft prekären finanziellen Studienbedingungen eine sehr gute theologische Bildung und das Hineinwachsen in die internationale wissenschaftliche Forschungsgemeinschaft zu ermöglichen.
BIOGRAPHISCHES: | |
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Univ.-Prof. Dr. Sigrid Müller, geb. 1964 in Salach (Deutschland), ist ab 1. Oktober 2012 Dekanin der Katholisch-Theologischen Fakultät. 1984-1991 Studium der Katholischen Theologie, Lateinischen Philologie und Italienischen Philologie an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. 1987-1993 Mitarbeit an Drittmittel-Projekten zu u.a. Interkultureller Ethik. 1993-1995 Forschungs- und Lehrtätigkeit am St. John's College, Cambridge. 1996-1997 Wissenschaftliche Koordinatorin des Graduiertenkollegs "Ars und Scientia im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit". 1997-2000 Aufbaustudium (Master) und Praxis in Systemischer Familienberatung an der Päpstlichen Universität Salamanca bzw. am Zentrum für Familienberatung der Dominikaner von Andalusien. 1999 Promotion an der Kath.-Theol. Fakultät der Universität Tübingen. 2001-2005 Postdoc an der Universität Nijmegen. 2003-2005 Mitarbeiterin des De-Wulf-Mansionscentrums an der Universität Leuven. 2005-2007 Hertha-Firnberg-Stelle an der Kath.-Theol. Fakultät der Universität Wien. 2006 Habilitation an der Universität Tübingen. Seit Sept. 2007 Univ.-Prof. für Moraltheologie der Kath.-Theol. Fakultät der Universität Wien. 2007-2011 Vorständin des Instituts für Moraltheologie. Seit 2008 Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Junge Kurie). 2009-2010 Doktorats-Studienprogrammleiterin. 2010-2012 Vizedekanin für Forschung. Zum CV von Sigrid Müller (PDF) | |
3) Wo sehen Sie die Universität Wien in zehn Jahren, und was ist auf dem Weg dorthin wichtig?
Die Universität Wien wird ihr Gewebe aus größeren und kleineren Fakultäten und Forschungszentren verfeinern, um den gesellschaftlichen Bedarf an Bildung und die Forschungslogiken der Fächer bestmöglich miteinander zu verbinden. Trotz der Konkurrenz mit kleineren, teilweise spezialisierten Hochschulen erlauben es die Nachbardisziplinen im eigenen Haus, mit Interdisziplinarität und Kombinationsmöglichkeiten zu werben. Kleinere Fächer werden sich an der Universität Wien konzentrieren und zu Kompetenzzentren zusammenschließen, die eng mit thematisch verwandten nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen kooperieren und attraktive Orte für NachwuchsforscherInnen sein werden. Um in dieser Weise Forschungslogiken und gesellschaftliche Erfordernisse verbinden zu können, ist es wichtig, als Universität die nötige Kontinuität zu wahren, aber auch Instrumentarien zu entwickeln, die Beweglichkeit ermöglichen.
4) Ihr wissenschaftliches Vorbild?
Vorbildlich sind für mich solche WissenschafterInnen, die ihrer Zeit voraus sind. Welche Wegbereiter sie waren, merkt man oft erst nach Jahren, sie inspirieren auch noch nachfolgende Generationen. Ihr wissenschaftlicher Spürsinn ist mit persönlichem Wissensdurst gepaart und besitzt eine erstaunliche Sensibilität für anstehende Entwicklungen.
5) Ihr Lieblingsplatz an der Universität Wien?
Die Cafeteria im Arkadenhof.
6) Welches Buch liegt zurzeit auf Ihrem Nachtkästchen?
"Laizität und Gewissensfreiheit" von Jocelyn Maclure und Charles Taylor. Es handelt vom rechten Selbstverständnis des demokratischen Staates im Umgang mit Religions- und Gewissensfreiheit, eine derzeit vieldiskutierte Frage.
VORSCHAU: 6 Fragen an die DekanInnen und ZentrumsleiterInnen der Universität Wien: von 20. August bis 12. September 2012 täglich in uni:view. |
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