Countdown zum Uni-Budget
| 15. September 2020"Die Universitätsfinanzierung NEU brachte die größte Expansion der Universität Wien seit ihrem Aufschwung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Mit über 70 neuen Professuren wirkt die Universität Wien in die Gesellschaft", so Rektor Engl im Rahmen einer uniko-Pressekonferenz am 15. September.
Die Universitäten hätten mit ihrem aktuellen Budget für die laufende dreijährige Leistungsvereinbarungsperiode "viel Schwung bekommen, den wir gerne mitnehmen würden". Das sagte die Präsidentin der Universitätenkonferenz (uniko), Sabine Seidler, im Rahmen einer Pressekonferenz am 15. September. Mitgenommen werden soll der Schwung in das nächste Budget für 2022 bis 2024, das bis Ende Oktober fixiert sein muss.
Das Budget für die laufende dreijährige Leistungsvereinbarungsperiode beträgt rund elf Milliarden Euro für 22 Universitäten – ein Plus von 13 Prozent gegenüber den drei Jahren davor. Die Uni Wien etwa hat sogar 17 Prozent mehr bekommen. Rektor Heinz W. Engl stellt fest, dass die qualitative und quantitative Investition geglückt ist: "Die Universitätsfinanzierung NEU brachte die größte Expansion der Universität Wien seit ihrem Aufschwung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Mit über 70 neuen Professuren, größtenteils internationalen Berufungen in strategische Zukunftsfelder, wie Data Science, Molekular- und Mikrobiologie oder Klimaforschung, aber auch deren Verbindung in Geistes- und Sozialwissenschaften, schafft die Universität vielfältige Impulse und wirkt so in die Gesellschaft."
Coronakrise: Relevanz wissenschaftlicher Forschung
Die COVID-19-Pandemie hat eindrücklich gezeigt, wie relevant Wissenschaft und Forschung sind, so die uniko-Präsidentin, und den eingeschlagenen Pfad der Universitätsfinanzierung NEU bestätigt: "Es ist allgemein bekannt, dass Investitionen in Wissenschaft und Forschung dazu beitragen, Krisen besser zu bewältigen und sich rascher von ihnen zu erholen", fügt Seidl hinzu. Ob sich diese Erkenntnis auch im Universitätsbudget widerspiegele, liege jetzt im Ermessen der Bundesregierung. Die Universitäten können nur nachdrücklich auf ihren Bedarf aufmerksam machen.
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Für die nächste Leistungsvereinbarungsperiode haben die Unis wiederholt einen Mehrbedarf von 2,1 Mrd. Euro angemeldet. "Diese astronomisch Summe war möglicherweise schon vor der Pandemie illusorisch, aber bisher hat dem niemand widersprochen bzw. die Notwendigkeit per se angezweifelt", sagt Seidler. Die Forderung ergibt sich aus Teuerungs- und Struktureffekten in Höhe von 700 Mio. Euro, 550 Mio. Euro für Bauten, Mieten und Infrastruktur-Investitionen, 500 Mio. für die Fortsetzung der Studienplatzfinanzierung bzw. Verbesserung der Betreuungsrelationen sowie 350 Mio. Euro für den Ausbau der Stärkefelder bzw. Digitalisierung.
Es sei dies "ein Wachstumsbudget, ob das realistisch ist in Zeiten der Pandemie, muss die Politik beantworten", so die Rektorenchefin. Sie erinnerte daran, dass in der laufenden Budgetperiode 370 neue Professor*innen und Laufbahnstellen neu geschaffen wurden. "Es wäre ein Schildbürgerstreich, wenn wir bis Ende 2021 neue Leute einstellen und ab Anfang 2022 dann anfangen, wieder Personal abzubauen", so Seidler. Ein solcher Personalabbau würde vor allem den wissenschaftlichen Nachwuchs mit befristeten Verträgen betreffen und damit dem Wissenschaftsstandort schaden.
International konkurrenzfähiges Angebot
An der Uni Wien seien bereits rund 50 der insgesamt 70 neuen Professuren besetzt, wobei vor allem international berufen werde. "Das hat Schwung erzeugt. Wenn wir jetzt wieder einen Schritt zurückgehen, ist auf Jahre hinaus unsere Reputation geschädigt", so Engl.
Neue Professuren im September 2020
Im September 2020 gibt es 15 Neuberufungen an der Universität Wien: eine für das Entwicklungsfeld "Gesundheit & Mikrobiom", jeweils zwei in den Entwicklungsfeldern "Data Science & Digital Humanities" sowie "Molekulare Biologie & kognitive Neurowissenschaften" und drei für "Gesellschaft & Kommunikation". Zu den neuen Professuren der Universität Wien
Einer dieser neu berufenen Professoren ist Andreas Stohl vom Institut für Meteorologie und Geophysik der Uni Wien und seit Februar 2020 Professor für Allgemeine Meteorologie. Ausschlaggebend für seine Wahl war – nach 23 Jahren im Ausland mit Stationen in den USA, in Deutschland, und zuletzt in Norwegen – ein international konkurrenzfähiges Angebot. "Hier habe ich die Chance, Wien zu einem Zentrum der Atmosphärenforschung zu machen, ein höchst relevanter Aspekt angesichts der Klimakrise. Das gelingt allerdings nur dann, wenn in Ergänzung zum Unibudget die Projektförderung für Grundlagenforschung – und damit das Budget des Wissenschaftsfonds FWF – so dotiert ist, dass sie der veränderten Forschungslandschaft mit den zahlreichen neuen Professorinnen und Professoren gerecht wird".
Er sei bereits in den vergangenen Jahren erfolgreich bei der Einwerbung von Drittmittel auf EU-Ebene gewesen. Diese seien aber nur das "Topping", die Basis dagegen seien die nationalen Fördermittel - "und da ist Österreich nicht besonders gut aufgestellt", etwa im Vergleich zu Deutschland, wo es viele Förderstellen für Grundlagenforschung gebe, sagt Stohl.
Konkurrenz um Drittmittel
Durch die vielen neuen Professor*innen werde die Konkurrenz um Drittmittel steigen. Diese sei gut und wichtig, könne aber auch zu Frustration führen, wenn die Erfolgsaussichten so niedrig sind, dass sich der Aufwand für Anträge nicht rentiere, so Stohl. Aus diesem Grund forderte Engl nicht nur die Weiterführung des Expansionskurses bei den Unis, sondern auch eine entsprechende Ausstattung des v.a. Grundlagenforschung fördernden Wissenschaftsfonds FWF.
Allzuviel tun können die Unis in der derzeitigen Phase nicht. Derzeit würden die Verhandlungen auf Beamtenebene zwischen Bildungs- und Finanzministerium laufen, mehr wisse man dann mit der Budgetrede des Finanzministers am 14. Oktober, erklärt Seidler.
Rektor Heinz W. Engl ergänzt: "Die neue Universitätsfinanzierung hat uns die Verbesserung der Betreuungsrelationen und Impulssetzungen in der Forschung ermöglicht in Gebieten, wo der internationale Konkurrenzdruck groß ist. Dies muss nun konsolidiert und fortgesetzt werden im Interesse des Bildungs- und Forschungsstandorts." (APA/uniko/red)