Fußball für Flüchtlinge
| 01. Dezember 2015Seit Oktober geht es auf der Sportstätte des Universitätssportinstituts (USI) am Rennweg jeden Samstag heiß her: Im Rahmen der Initiative "Fußball für Flüchtlinge" treffen junge Hobby-Kicker der Bundesbetreuungsstelle Wien-Erdberg auf erfahrene USI-Trainer, um gemeinsam ihrer Leidenschaft zu frönen.
Egal, wo man herkommt, welche Sprache man spricht und welcher religiösen oder politischen Gruppierung man angehört – Fußball ist ein Sport, der die Menschen rund um den Globus gleichermaßen begeistert. Dabei braucht es eigentlich nicht viel, um die beliebteste Sportart der Welt auszuüben: ein paar MitspielerInnen, eine freie Fläche, zwei Tore und einen Ball – und schon kann der Spaß losgehen.
Wie leicht es sein kann, mit relativ geringen Mitteln viel Positives zu bewirken, zeigt die Initiative "Fußball für Flüchtlinge", ein Kooperationsprojekt zwischen der Universität Wien und der Bundesbetreuungsstelle für Flüchtlinge in Wien-Erdberg. "Durch einen Hinweis des Rektorats wurden wir auf die Flüchtlinge des Aufnahmezentrums Erdberg aufmerksam. Nach Gesprächen mit den dort zuständigen Koordinatorinnen freuen wir uns ganz besonders, dass wir kurzerhand diese Initiative ins Leben rufen konnten", erklärt USI-Projektkoordinatorin Evelyn Winkler. Das Angebot werde dankend und in großer Zahl angenommen. "Beim gemeinsamen Kicken können sich die Flüchtlinge so richtig austoben und zumindest ein wenig die Sorgen des Alltags vergessen", so Winkler.
Können, Disziplin und Teamgeist
Wieviel Freude die jugendlichen Flüchtlinge tatsächlich haben, wenn sie mit vollem Einsatz dem runden Leder hinterherjagen, zeigt sich bei einem Lokalaugenschein in der USI-Sportstätte am Rennweg. Seit Oktober kommen hier jeden Samstag bis zu 40 Hobby-Kicker aus Wien-Erdberg zusammen, um vier Stunden lang unter Anleitung von erfahrenen USI-TrainerInnen in verschiedenen Gruppen gegeneinander anzutreten.
"Mir ist wichtig, dass die Jungs ihren Spaß haben", meint USI-Kursleiter Ryadh Wette, der die Flüchtlinge vor Ort betreut und sowohl von ihrem Können als auch ihrer Disziplin und ihrem Teamgeist begeistert ist: "Da sind schon einige Talente dabei, die auch gut und gerne bei einem Verein spielen könnten. Außerdem gibt es keinerlei Streitigkeiten, alle sind sehr höflich und zuvorkommend."
Die Jugendlichen aus der Bundesbetreuungsstelle Wien-Erdberg sind leidenschaftliche Fußball-Fans und zeigen vollen Einsatz, wenn es darum geht, das Runde in das Eckige zu befördern.
"Freuen uns die ganze Woche darauf"
Was die Fußball-Initiative für die Jugendlichen selbst bedeutet, erfährt uni:view von Esmat Shirzad (Spitzname "Hessi"). Der 17-Jährige kommt ursprünglich aus Afghanistan und lebt mittlerweile bereits seit mehreren Monaten in Österreich. "Ich war ein Monat lang in Traiskirchen und bin jetzt seit über zwei Monaten in Wien-Erdberg untergebracht", erzählt "Hessi" während einer kurzen Spielpause. Die Unterkunft sei in Ordnung. "Aber leider gibt es dort keinen Fußballplatz in der Nähe", schildert Esmat, der gegenwärtig einen Deutschkurs besucht.
Umso schöner sei es dann, wenn endlich wieder Samstag ist. "Wir freuen uns jedes Mal schon die ganze Woche darauf und können es kaum erwarten, wieder hier spielen zu dürfen", so der junge Afghane. Fußball habe in Afghanistan traditionell einen hohen Stellenwert und sei insbesondere bei der Jugend enorm beliebt, ergänzt Esmat. Ob er hier in Österreich auch die Fußball-Bundesliga verfolgt? "Klar, meine Lieblingsmannschaft ist Rapid. Einmal war ich sogar schon im Stadion und habe bei einem Match zugeschaut", schildert der Hobby-Kicker voller Begeisterung.
Nicht unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle das überdurchschnittliche persönliche Engagement der USI-MitarbeiterInnen, ohne deren tatkräftige Unterstützung die Fußball-Initiative nicht in der Form umsetzbar wäre. "Unser Dank gilt nicht nur Kursleiter Ryadh Wette, sondern auch der Hallenaufsicht am Standort Rennweg – Gerhard Schott, Smilja Vasiljevic und Ibrahim Ciftci – sowie Thomas Gereben und Roman Weidenauer, die direkt auf der Schmelz mithilfe einer Sammelaktion Fußballschuhe und Bekleidung für die Flüchtlinge organisiert haben. Alle Teilnehmer sind nun versorgt und es werden derzeit keine weiteren Spenden benötigt", betont Koordinatorin Winkler. (ms)