In memoriam Gottfried Schatz (1936-2015)
| 05. Oktober 2015Der renommierte schweizerisch-österreichische Biochemiker, Emeritus der Universität Basel und ehemaliger Präsident des Schweizerischen Wissenschafts- und Technologierates Gottfried Schatz verstarb am 1. Oktober 2015 im Alter von 79 Jahren nach langer, geduldig ertragener Krankheit.
Am Donnerstag, den 1. Oktober, ist der gebürtige Österreicher Professor Dr. Phil. DDr. h.c. Gottfried Schatz, Emeritus für Biochemie an der Universität Basel, nach langer Krankheit im Alter von 79 Jahren in Basel gestorben. Mit ihm verliert die Universität Wien einen ehemaligen Kollegen und einen mit ihr eng verbundenen Freund und Mentor. Gottfried Schatz ist zusammen mit Hans Tuppy und Max Birnstiel einer der drei Vordenker und Förderer des heutigen "Vienna Biocenter" in Neu Marx im dritten Wiener Gemeindebezirk und der dort etablierten Max F. Perutz Laboratories (MFPL) der Universität Wien und der medizinischen Universität Wien. Die Entwicklung dieses inzwischen höchst erfolgreichen Forschungs- und Technologie-Campus hat Schatz über die Jahre mit Interesse und persönlicher Anteilnahme verfolgt, und immer wieder war sein Rat dort sehr gefragt.
Gottfried ("Jeff") Schatz, der aus dem kleinen burgenländischen Ort Strem stammte, besuchte das Akademische Gymnasium in Graz. Es folgte das Studium der Chemie und Biochemie an der Universität Graz (Promotion zum Dr. phil. sub auspiciis praesidentis 1961). Seine erste Post-Doc Ausbildung absolvierte er bei Professor Hans Tuppy an der Universität Wien. Nach einer erfolgreichen wissenschaftlichen Karriere in den USA wurde Gottfried Schatz 1974 als Professor für Biochemie an das damals noch im Aufbau befindliche Biozentrum der Universität Basel berufen, das er von 1983 bis 1985 leitete. Schatz leistete Unschätzbares für die weitere Entwicklung des Biozentrums der Uni Basel und er trug mit seinen Forschungserfolgen wesentlich zum heutigen herausragenden Ruf dieser Institution bei. Nach seiner Emeritierung im Jahre 2000 war er für vier Jahre Präsident des Schweizerischen Wissenschafts- und Technologierats (SWTR). Für seine bahnbrechenden Forschungen zur Natur und Funktion der Mitochondrien, der "Kraftwerke" der eukaryotischen Zellen, wurde Gottfried Schatz mit hochrangigen internationalen Auszeichnungen und Preisen geehrt.
Der Ehe von Jeff Schatz mit seiner dänischen Frau Merete entstammen drei Kinder. Tochter Kamilla wurde eine bekannte Solistin für Violine. Für Jeff Schatz (auch er selbst ein talentierter Violinist) war die Musik zeitlebens ein Quell der Freude.
Hochbegabt, vielseitig interessiert und auch nach seiner Aktivzeit als Universitätsprofessor und als Präsident des SWTR den Wissenschaften verpflichtet, war Gottfried Schatz in den letzten Jahren auch als Essayist und Buchautor erfolgreich. In seinen populären Aufsätzen und Büchern behandelte er die neuesten Entwicklungen seines Faches oder das Wesen der Forschung. Er diskutierte Themen wie Wissenschaft und Gesellschaft oder Wissen und Bildung. Es gelang ihm, einen breiteren Kreis für diese Grundsatzfragen zu interessieren.
Tief beeindruckend und bewegend war der sehr bedeutende Festvortrag "Universitäten – Hüter der Zukunft", den Gottfried Schatz am 12. März dieses Jahres am feierlichen Eröffnungsfestakt des 650-jährigen Gründungsjubiläums unserer Universität gehalten hat. Seine humanistische Mahnung: Die Universitäten sollten vor allem Orte der Bildung und weniger Stätten der Wissensvermittlung und der Fachausbildung sein.
Wir werden Gottfried Schatz in lebendiger und dankbarer Erinnerung behalten.
Dieter Schweizer für die Universität Wien.