In Memoriam Herbert Gottweis (1958-2014)
| 01. April 2014Das Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien trauert um Herbert Gottweis, der am Montag, 31. März 2014, im Alter von 56 Jahren gestorben ist.
Herbert Gottweis verstarb am Montag, dem 31. März 2014, in Wien. Mit ihm verliert die österreichische Politikwissenschaft und das Institut für Politikwissenschaft an der Universität Wien eine wegweisende Persönlichkeit, einen leidenschaftlichen Wissenschafter und eine große Stütze. Während seiner 16-jährigen Tätigkeit an der Universität Wien vertrat er das Fach der Vergleichenden Politikwissenschaft, wobei er sich insbesondere zur vergleichend-interpretativen Politikfeldanalyse einen Namen machte. Seine Leidenschaft galt der Erforschung der Fragen, die die technischen Möglichkeiten der Manipulation des menschlichen Genoms und fundamentaler biologischer Prozesse für Gesellschaft und Politik aufwerfen. Mit seiner Habilitation, die 1998 als Buch mit dem Titel "Governing Molecules. The Discursive Politics of Genetic Engeneering in Europe and the United States" bei MIT Press erschien, legte er den Grundstein für sein wissenschaftliches Werk, das viele einflussreiche internationale Publikationen umfasst.
Herbert Gottweis gründete und leitete die Forschungsplattform "Life-Science-Governance (LSG)", die sich der interdisziplinären Untersuchung der Auswirkungen der Biotechnologie, der Bio-Medizin und der molekularen Biologie widmet. Dabei ging es ihm stets auch um die Herausforderung, wie die biotechnische Entwicklung demokratisch und partizipatorisch gestaltet werden kann. Sowohl in seiner Forschung als auch in der Lehre kann er als Vorreiter einer interdisziplinären, international vernetzten und an der Schnittstelle von Gesellschaft, Technik und Politik ansetzenden Politikwissenschaft gelten. Herbert Gottweis erkannte schon früh das Potential und die Relevanz der politischen Regulierung der Technikentwicklung.
Herbert Gottweis wurde am 8. Februar 1958 in Wien geboren, wo er auch 1976 maturierte. Schon während seines Politikwissenschaftsstudiums an der Universität Wien verbrachte er ein Studienjahr an der Universität Rochester/USA. Nach seiner Rückkehr wurde er Universitätsassistent am Institut für Politikwissenschaft an der Universität Salzburg. Schon bald zog es ihn wieder in die USA: Zuerst als Erwin-Schrödinger-Stipendiat an das Centre of European Studies an der Universität Harvard und kurz darauf als Visiting Research Fellow im Programm "Science, Technology, and Society" an das MIT, wo sein lebensbegleitendes Forschungsinteresse Gestalt annahm. Seine wissenschaftliche Karriere setzte er an der renommierten Cornell University fort, an der er von 1993 bis 1995 als Assistant Professor am Department of Science and Technology Studies tätig war. 1998 kehrte Herbert Gottweis nach Österreich zurück und wurde an das Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien berufen.
An der Universität Wien brachte Herbert Gottweis seine Forschungs- und Auslandserfahrungen höchst produktiv ein. Er wurde zu einem Proponenten der Internationalisierung der österreichischen Politikwissenschaft, die sich in zahlreichen internationalen Forschungskooperationen wie z.B. mit dem BIOS Center an der London School of Economics, in zahlreichen Forschungsprojekten mit internationaler Beteiligung im Rahmen der Forschungsplattform "Life-Science-Governance (LSG)" und in vielen Forschungsaufenthalten in die USA, nach Japan, Australien, Korea und China niederschlug. Sein Weitblick und seine Kenntnis der internationalen Forschungslandschaft prädestinierten ihn für die Funktion des Vize-Präsidenten des Fonds für die wissenschaftliche Forschung (FWF), wo er seit 2005 u.a. für die Förderung der sozialwissenschaftlichen Forschung zuständig zeichnete.
Für seine Studierenden und MitarbeiterInnen war Herbert Gottweis stets Vorbild und Mentor, der vielen NachwuchswissenschafterInnen die Gelegenheit bot, von ihm zu lernen, zu wachsen und ihren eigenen wissenschaftlichen Weg zu finden.
Das Institut für Politikwissenschaft trauert um Herbert Gottweis. Unser besonderes Mitgefühl gilt seiner Gattin und ihren drei Kindern.
Die MitarbeiterInnen des Instituts für Politikwissenschaft