Regina Hitzenberger: "Die Chance, selber mehr zu tun"
| 16. Februar 2016Seit 1. Oktober 2015 ist Physikerin Regina Hitzenberger Vizerektorin der Universität Wien, zuständig für Infrastruktur. Kein kleiner Bereich, immerhin hat die Universität über 60 Standorte. Im Interview spricht sie über ihre neuen Aufgaben und erzählt, was auf ihrer persönlichen Wunschliste steht.
uni:view: Frau Vizerektorin Hitzenberger, was erwarten Sie sich von den neuen Aufgaben?
Regina Hitzenberger: Ich war ja von der Studierendenvertretung und Mittelbauvertretung über ProfessorInnenvertretung bis hin zur Vizedekanin der Fakultät für Physik immer involviert in die Agenden der Universität. Dabei habe ich sehr viel Einblick erhalten, auch in AGs des Rektorats. Jetzt habe ich die Chance, selber noch mehr zu tun, und das finde ich sehr spannend.
uni:view: Die Universität Wien verteilt sich auf rund 60 Standorte – das sind viele Gebäude, Büros etc. Infrastruktur klingt nach weniger als es tatsächlich ist. Was gehört nun genau zu Ihren Aufgaben?
Hitzenberger: Zum Bereich Infrastruktur gehören die Dienstleistungseinrichtungen (DLE) Raum- und Ressourcenmanagement, der Zentrale Informatikdienst (ZID), das Bibliotheks- und Archivwesen sowie das Veranstaltungsmanagment. Darüber hinaus zählt auch noch die Koordination der Dienstleistungsbereiche insgesamt zu meinen Aufgaben. Weiters bin ich stellvertretende Vorsitzende des Forum Budget der Österreichischen Universitätenkonferenz (UNIKO), Vorsitzende einer Arbeitsplattform der UNIKO und gemeinsam mit Vizerektor Heinz Faßmann im Aufsichtsrat des Universitären Gründerservice INITS. Es ist also ein ziemlich umfassender Aufgabenbereich, wobei der Schwerpunkt natürlich auf dem Infrastrukturbereich liegt.
Was auch noch zu meinen Aufgaben zählt, ist das zweite Augenpaar fürs Vier-Augen-Prinzip der Universität Wien. Das heißt, regelmäßige Budgetgespräche bei Rektor Engl mit Finanz-DLE-Leiter Alexander Hammer.
uni:view: Montagmorgen im Büro. Was ist eine typische Anfrage, die Sie erwartet?
Hitzenberger: Eine typische Sache ist, dass sich eine Dekanin oder ein Dekan mit dem Anliegen meldet, dass die Fakultät mehr Platz braucht.
uni:view: Was für Ziele haben Sie sich für Ihre vierjährige Funktionsperiode gesetzt?
Hitzenberger: Unter den gegebenen Umständen – sprich Finanzen – die Infrastruktur so mitzugestalten, dass an der Universität im Rahmen des Entwicklungsplans möglichst viele möglichst gut arbeiten können. Das ist ein Ziel. Ich weiß natürlich, dass nicht alles finanziell machbar ist. Ein paar Wünsche habe ich noch auf meiner inneren Wish-List.
uni:view: Was steht da zum Beispiel drauf?
Hitzenberger: Genug Platz für alle. Oder: wir haben zum Beispiel einen riesigen Instandhaltungsrückstau. Hier ist mir daran gelegen, diesen zu verbessern bzw. abzubauen. Oder: dass die Universität ihre Strategien auch wirklich alle verfolgen kann, ohne von Geldmangel geplagt zu werden. Das wären so meine internen Wünsche. Aber Sie wissen, es gibt keinen "Esel-streck-dich", es gibt keinen magischen Bankomaten. Und wir müssen mit dem umgehen, was wir haben.
uni:view: Wo sehen Sie die Universität Wien in zehn Jahren, und was ist auf dem Weg dorthin wichtig?
Hitzenberger: Es wird mit uns sehr wohl gut in die Zukunft gehen. Übrigens habe ich das 650-Jahr-Jubiläum sehr interessant gefunden. Das war wirklich ein Push für das Wir-Gefühl. Ansonsten würde ich sagen, ist diese Strategiefrage besser bei Rektor Engl aufgehoben. Für mich und meinen Bereich ist es wichtig, dass wir den schon eingeschlagenen guten Weg weitergehen – in Richtung Bereitstellung der optimalen Infrastruktur für optimale Forschung und Lehre. Und im Rahmen der budgetären Möglichkeiten.
uni:view: Sie sind begeisterte Physikerin. Wird Ihnen die Forschung abgehen?
Hitzenberger: Sie tut es bereits. In den letzten drei Monaten habe ich kein einziges wissenschaftliches Paper gelesen. Gänzlich weg bin dennoch nicht. Ich habe ja noch zwei Dissertantinnen und einen Dissertanten, die ich selbstverständlich weiter betreue.
Es ist aber auch an der Zeit, dass die jungen Leute übernehmen. Es hängt ja nicht alles nur an mir. In den letzten Jahren habe ich eine sehr gute Gruppe aufgebaut, die mich gar nicht mehr braucht. Wir bleiben im Kontakt, wir bleiben in der Diskussion, und meine Erfahrung und mein Wissen können sie jederzeit haben. In die Zukunft gehen müssen jetzt die Jungen.
uni:view: Das heißt, Sie sehen sich auch in Zukunft nicht in der Forschung?
Hitzenberger: Wenn das jetzt die Frage ist, was nach den vier Jahren als Vizerektorin kommt ... Ich habe noch sehr, sehr viele Daten und Ideen, und das wird mich sicherlich in den Jahren bis zur Pension beschäftigen. Außerdem lehre ich sehr gerne. Ich habe genug zu tun.
uni:view: Vielen Dank für das Gespräch! (td)