START-Preis für Mathias Beiglböck
| 16. Juni 2014Mathias Beiglböck von der Fakultät für Mathematik der Universität Wien erhält für sein Projekt "Optimaler Transport und Robuste Finanzmathematik" einen der insgesamt acht START-Preise 2014 – die höchst dotierte Forschungsförderung für NachwuchswissenschafterInnen in Österreich.
Die START-Auszeichnung ist die höchst dotierte und anerkannteste Förderung für Spitzen-NachwuchsforscherInnen in Österreich. Sie erhalten aufgrund ihrer bisher geleisteten wissenschaftlichen Arbeit die Chance, in den nächsten sechs Jahren finanziell weitgehend abgesichert, ihre Forschungsarbeiten zu planen, eine eigene Arbeitsgruppe auf- bzw. auszubauen und diese eigenverantwortlich zu leiten. Nach drei Jahren haben sie sich einer Zwischenevaluierung zu stellen. Die START-Projekte sind mit jeweils bis zu 1,2 Mio. EUR dotiert.
START-Preise 2014
Am Montag, 16. Juni, gab der FWF den diesjährigen Wittgenstein-Preisträger (Josef Penninger vom Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften) sowie die insgesamt acht START-PreisträgerInnen 2014 bekannt. An der Universität Wien wird der Finanzmathematiker Mathias Beiglböck im Rahmen seines START-Preises zum Thema "Optimaler Transport und Robuste Finanzmathematik" forschen. Zwei weitere START-PreisträgerInnen sind derzeit an der Universität Wien tätig (Bettina Bader am Institut für Ägyptologie und Alexander Grüneis in der Gruppe Elektronische Materialeigenschaften der Fakultät für Physik).
"Herzliche Gratulation an den Finanzmathematiker Mathias Beiglböck sowie Bettina Bader und Alexander Grüneis, die beide über die Universität Wien eingereicht haben. Der START-Preis ist eine sehr hohe Auszeichnung für einen Wissenschafter", so Rektor Heinz W. Engl. "Die Durchführung von eigenständigen Forschungsprojekten ist entscheidend in der wissenschaftlichen Karriere. Der START-Preis des FWF ist ein wichtiges Instrument, um dies zu ermöglichen."
Die weiteren der insgesamt acht START-Förderungen gingen heuer an Markus Aichhorn (Technische Universität Graz), Sigrid Neuhauser (Universität Innsbruck), Manuel Schabus (Universität Salzburg) sowie Karin Schnass und René Thiemann (Universität Innsbruck).
Über Mathias Beiglböck
Mathias Beiglböck, geb. am 3. April 1980 in Wien, hat an der Technischen Universität Wien Mathematik studiert, dort promoviert und sich 2010 an der Universität Wien habilitiert. Seit 2009 ist er als Universitätsassistent an der Fakultät für Mathematik der Universität Wien tätig. 2012 erhielt er den Förderungspreis der Österreichischen Mathematischen Gesellschaft (ÖMG). Zu seinen Forschungsstationen zählen die Ohio State University (Columbus, USA) und das Mathematical Sciences Research Institute (Berkeley, USA). Einer der jüngsten in seiner langen Liste wichtiger Publikationen ist der Artikel "Model-independent Bounds for Option Prices: A Mass Transport Approach" im Journal "Finance and Stochastics".
Zwei "zuvor nicht verwandte" Forschungsbereiche verbinden
Im Rahmen seines START-Projekts an der Fakultät für Mathematik der Universität Wien verbindet Mathias Beiglböck die Forschungsbereiche "optimaler Transport" und "robuste Finanzmathematik". Die Theorie des optimalen Massentransports hat in der jüngsten Vergangenheit einen großen Aufschwung erfahren, was u.a. auch mit der renommierten Fields-Medaille für Cedric Villani gewürdigt wurde. Diese Theorie, die auf Monge (1781) und Kantorowitsch (1942) zurückgeht, ist heute vor allem für ihre große Bandbreite von Anwendungen in verschiedensten Teilgebieten der Mathematik bekannt, von Mathematischer Physik, der Theorie partieller Differentialgleichungen bis hin zu geometrischen Ungleichungen.
Die Disziplin der robusten Finanzmathematik ist deutlich jünger, hat jedoch in den letzten Jahren ebenfalls eine rasante Entwicklung durchlaufen. Im Gegensatz zur klassischen Finanzmathematik, die versucht, unter spezifischen Modellannahmen einen exakten Preis zu bestimmen, besteht das Ziel der modellunabhängigen Finanzmathematik darin, konservative, aber robuste Schranken für Optionspreise zu bestimmen.
"Die Verbindung dieser beiden, zuvor nicht verwandten, Gebiete – jüngst von Galichon, Labordere, Penkner, Touzi und mir selbst entwickelt – steht im Zentrum meiner Forschung", erklärt der START-Preisträger Mathias Beiglböck. Grundlegender Ausgangspunkt sei dabei folgender: "Interpretiere die zeitliche Entwicklung eines stochastischen Prozesses als eine Methode, um Verteilungen von einem Zeitpunkt zum nächsten zu transportieren."
Welches Risiko gehen Finanzinstitutionen tatsächlich ein?
"Dieser Ansatz ermöglicht weitreichende Fortschritte in der robusten Finanzmathematik", sagt Beiglböck. In der aktuellen Praxis werde das Modellrisiko weitgehend ausgeblendet und dadurch das Gesamtrisiko im Finanzsektor (zum Teil gravierend) unterschätzt. Übergeordnetes Ziel des Projekts sei es, das Modellrisiko zu quantifizieren. "Dies ist eine notwendige Voraussetzung, um zu verstehen, welches Risiko Finanzinstitutionen tatsächlich eingehen und um den Finanzsektor kompetent zu regulieren", sagt der neue START-Preisträger: "Darüber hinaus eröffnet unsere Sichtweise neue Perspektiven auf ganz klassische Themen der Wahrscheinlichkeitstheorie, beispielsweise die Theorie Skorokhod'scher Darstellungen in der Brown'schen Bewegung und stochastischer Ungleichungen." (red)