Eine Gruppe von Studierenden um Reinhold Steinacker und Manfred Dorninger vom Institut für Meteorologie entwickelte im Rahmen eines Praktikums ein wärmeisoliertes, automatisches Kamerasystem. Die PraktikumsteilnehmerInnen ließen den speziell präparierten Foto-Apparat in Turnau in der Steiermark mit einem Messballon in 35 Kilometer Höhe aufsteigen. Ein Teil des Ergebnisses sind die beiliegenden Luftbilder, die noch nie dagewesene Perspektiven auf den Großraum Wien eröffnen, z.B. ein Panoramablick von Krems über Wien bis zum Neusiedlersee.
Seit etlichen Jahren werden am Institut für Meteorologie und Geophysik von der Arbeitsgruppe für allgemeine Meteorologie und Klimatologie unter der Leitung von Reinhold Steinacker Feldmess-Praktika veranstaltet. Dieses Jahr fand ein segelflugmeteorologisches Praktikum in Turnau in der Steiermark statt, unterstützt vom dortigen Segelflugverein. Neben dem Training mit konventionellen meteorologischen Messgeräten kommen auch spezielle High-Tech-Instrumente zum Einsatz, wie z.B. die seit kurzem am Institut für Meteorologie verfügbare Radiosondieranlage. (Im Bild die Kamera- und Messvorrichtung)
Dieses Gerät - eine an einem Gasballon befestigte GPS-Funksonde mit bodengestütztem Funkempfänger - ermöglicht die Messung des atmosphärischen Zustands wie Temperatur, Feuchtigkeit, Druck und Wind vom Boden bis in eine Höhe von rund 35 Kilometer. Im Rahmen dieses Praktikums entwickelte eine StudentInnengruppe gemeinsam mit Manfred Dorninger vom Institut für Meteorologie ein wärmeisoliertes automatisches Kamerasystem, das bei einer Radiosondierung zusätzlich an einen Ballon angehängt wurde. Im Bild: Start des Ballons
Die Reise des "fotografierenden" Ballons konnte mittels GPS-Ortungssystems mitverfolgt werden, sodass Kamera und Sonde kurz nach der Landung wiedergefunden wurden. Nach Auswertung der Speicherkarte einer handelsüblichen Digitalkamera, die im 30-Sekunden-Takt Aufnahmen machte, stehen einige hundert Bilder vom Flug der Sonde von der Steiermark bis zum südlichen Wienerwald zur Verfügung. Damit wurden erstmals Fotos von 35 Kilometer Höhe u.a. vom Großraum Wien gemacht. Im Bild: die wiedergefundene Kamera
In 35 Kilometer Höhe beträgt der Luftdruck nur noch ca. ein Hundertstel des Bodenwertes. Weder Überschallflugzeuge noch die Zivilluftfahrt erreichen diese Höhe, in der Temperaturen um minus 50 Grad Celsius herrschen. Der alltägliche Flugverkehr spielt sich in einer Höhe von zehn bis zwölf Kilometer ab. Im Bild: Luftaufnahmen vom Großraum Wien / Wienerwald
Mit dieser Methode könnte bei systematischer Anwendung wesentlich einfacher und billiger Fotomaterial gewonnen werden, das z. B. für Google-Earth oder ähnliche Plattformen benötigt wird. Im Bild: Neusiedlersee und Umgebung
Neben Panoramaaufnahmen vom Großraum Wien finden sich auch Schnappschüsse unter den Fotos, wie ein unter der Sonde fliegendes Verkehrsflugzeug oder Wolkenkonfigurationen, die an Satellitenbilder erinnern. Im Bild: Verkehrsflugzeug über den Wolken. (vs)