Die Architektur Jakutiens
| 13. Juni 2019Als Jakutien kolonialisiert wurde, lebten dort u.a. turksprachige Vieh- und PferdezüchterInnen, die sich selbst Sacha nannten. Die Kultur- und Sozialanthropologin Sigrid Schiesser interessiert sich für jene Menschen, die sich als deren Nachkommen betrachten. Für das Dossier "Eiskalte Forschung" berichtet sie aus Jakutsk.
Hintergrundinformationen:
Die Republik Sacha war in der Sowjetzeit Teil der russischen Sowjetrepublik. Ab den 1930ern zerstörte die Kollektivierung das bisherige Agrarsystem, und die Notwendigkeit für die spezifischen Bauwerke war nicht mehr gegeben. Der Zweite Weltkrieg und die Untergrabung der Denk-, Handlungs- und Lebensweisen der Sacha (turksprachige Vieh- und PferdezüchterInnen) führten zu einem tragischen Verlust kulturellen Wissens. Obwohl Studierende aus der Region eine europäisch-sowjetische Architekturausbildung erhielten, widmeten sich später viele der Wiederpositionierung der Sacha-Architektur und Sacha-Ästhetik im städtischen Raum.
Sigrid Schiesser ist Doktorandin am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie. In ihrem Projekt "Constructing buildings – constructing identities: An ethnography of making contemporary Sakha architecture" setzt sie sich mit der Entstehung und der Praxis von einer neuen, zeitgenössischen urbanen Sacha-Architektur auseinander. Während mehrmaligen längeren Aufenthalten versetzte sie sich in biografischen Gesprächen in die Lebensrealitäten, Studien- und Arbeitsbedingungen ihrer ForschungspartnerInnen. Sie beschäftigt sich v.a. mit den beiden Generationen von ArchitektInnen, die zu Sowjetzeiten studierten und in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begannen, Sacha-Architektur und Ästhetik neu zu definieren.