Diplomatie gelernt
| 27. Juni 2012Auf Einladung des Informationsdiensts der Vereinten Nationen (UNIS) fand am 20. Juni 2012 eine inszenierte UN-Konferenz statt, die zum mittlerweile fünften Mal im Rahmen der Lehrveranstaltung "Internationale Entwicklung im historischen Kontext" organisiert wurde.
Auf die fiktive UNO-Generalversammlung mit der Agenda "Weltflüchtlingstag" hatten sich die Studierenden ein Semester lang vorbereitet. Aufgabe war es, sieben Resolutionen zu verhandeln, die zu Beginn des Planspiels präsentiert wurden. Die verschiedenen regionalen Gruppen besprachen ihre Strategien und bereiteten sich vor, um entsprechend ihren Interessen mit den anderen Ländern verhandeln zu können. Schnell fanden sich alle Beteiligten in ihre Rollen ein und begannen zu diskutieren. In der ersten Verhandlungsperiode konnten die Regionen Veränderungsvorschläge einbringen. Ähnlich wie bei einer Generalversammlung der UNO mussten 60 Stimmen gesammelt werden, um die Umgestaltungen der Resolutionen durchzusetzen. Dabei eilte man von einem Regionstisch zum anderen und besprach die Resolutionsvorschläge. Schnell verging der Tag: Plötzlich fehlte die Zeit und man hatte noch keine 60 Stimmen geschafft.
Nach der Mittagspause fand im Rahmen einer Pressekonferenz eine Zusammenfassung der Diskussionsinhalte statt. Anschließend organisierte die "Presse-Gruppe" eine fiktive Club2-Diskussion, in der ExpertInnen – MitarbeiterInnen des UNHCR, der NGO Asyl in Not und der International Organization for Migration – gemeinsam mit Studierenden über die weltweite Flüchtlingssituation sprachen.
Im Anschluss daran hatte die "UNO-Gruppe" die Aufgabe, die Änderungen vorzustellen und die zweite Phase der Verhandlungen einzuleiten. Die "Länder-Gruppen", die Gruppe der Weltbank und des IWF sowie die "NGO-Gruppe" fingen erneut an "Geschäfte zu machen", um die Stimmen für die endgültige Abstimmung auf ihre Seite zu ziehen. In den veränderten sieben Resolutionen ging es um Flüchtlingsschutz und -rechte sowie verbesserte Verfahren für Klimaflüchtlinge.
Aufgrund der wenigen Interessensübereinstimmungen konnte gegen Ende des Tages nur eine Resolution durchgesetzt werden: Die Regionen waren sich einig, dass allen Flüchtlingen der Zugang zu einem fairen Verfahren zur Feststellung des Flüchtlingsstatus gewährleistet werden muss. Das beinhaltet einen zugesicherten Rechtsbeistand, keine Inhaftierungen während des Verfahrens sowie Zugang zur Gesundheitsversorgung und zum Arbeitsmarkt.
Abschlussfoto mit allen beteiligten Studierenden, dem Lehrveranstaltungsteam sowie dem UNIS-Team. "Insgesamt war es eine sehr gute Erfahrung. Es hat uns gezeigt, wie schwierig es ist, Verhandlungen mit vielen Mitgliedern – die sehr unterschiedliche Interessen vertreten – zu führen und auf einen Konsens zu kommen. Trotz eines anstrengenden Tages haben wir viel Spaß gehabt und sind mit einem sehr guten Gefühl nach Hause gegangen", so die Studentin Sofia Elosegui. (Fotos: Institut für Internationale Entwicklung)
Die Autorin Sofia Elosegui ist Erasmusstudierende an der Universität Wien und Teilnehmerin der Lehrveranstaltung "Internationale Entwicklung im historischen Kontext".
