Eine Wiener StudentInnengruppe besuchte kürzlich Smaragdlagerstätten in Kolumbien. Ziel der von Lutz Nasdala geleiteten Exkursion, welche von der Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie gefördert wurde, war die Etablierung einer Kooperation auf dem Gebiet der Mineralspektroskopie.
Smaragde wurden und werden von vielen Kulturen der Erde als besonders wertvolle Schmuck- bzw. Edelsteine geschätzt. Die Anfänge des Abbaus der kostbaren Mineralien mit dem "grünen Zauber" gehen bis in das alte Ägypten zurück. Schon um das 13. Jhdt. v. Chr. wurden die Edelsteine dort in Bergwerken abgebaut. Als die Spanier im 16. Jhdt. Südamerika eroberten, stießen sie dort auf einen regen Handel mit den begehrten Steinen, der von Kolumbien aus bis nach Chile und Mexiko reichte. Smaragde aus Kolumbien (Bild) gelten als die schönsten und wertvollsten der Welt.
Die studentische Exkursion unter Leitung von Lutz Nasdala, Professor für Mineralogie und Spektroskopie am Institut für Mineralogie und Kristallographie der Universität Wien, erfolgte auf Einladung der Arbeitsgruppe von Thomas Cramer (GEGEMA: Grupo de Estudios en Geología Económica y Mineralogía Aplicada) von der Universidad Nacional de Colombia in Bogotá. Grund für die Einladung war ein mehrtägiger DoktorandInnenkurs zur Raman- und Lumineszenzspektroskopie, den Nasdala zuvor am CDTEC (Centro de Desarrollo Technológico de la Esmeralda Colombiana) gehalten hatte. Das CDTEC organisierte im Gegenzug eine viertägige Exkursion der Wiener Gruppe zu den berühmten Smaradglagerstätten in den östlichen Kordilleren: Chivor und Muzo-Coscuez (Bild).
Kolumbien hat nicht nur die meisten Vorkommen an Smaragden, hier werden auch die schönsten und somit kostbarsten grünen Kristalle zu Tage gefördert. Insgesamt sind in dem südamerikanischen Land etwa 150 Fundstellen bekannt. Im Bild: die La Paz Mine in Coscuez. Einheimische warten außerhalb des Minengeländes darauf, dass das gewaschene Gesteinsmaterial auf die Halde geworfen wird, in der Hoffnung, bei nochmaligem Durchwaschen doch noch einige übersehene Smaragde finden zu können.
Die Gewinnung erfolgt durch den stufenweisen Abbau der Smaragd beinhaltenden Schicht im Untertagebau, was mit entsprechend einfachen Werkzeugen per Hand realisiert wird. Hin und wieder werden auch Sprengungen vorgenommen, um an die Edelsteine zu kommen. Im Bild: Bergarbeiter in der Fortaleza Mine nahe Muzo. Die Smaragde werden hier aus schwarzem Kalkgestein gewonnen, die Arbeiter müssen wegen der Staubbelastung Atemschutzmasken tragen.
Ein Hauptproblem beim Smaragdhandel besteht darin, dass der Markt mit behandelten Steinen sowie Fälschungen geradezu überschwemmt ist. Risse im Smaragd werden zumeist mit organischen Substanzen aufgefüllt, um Transparenz und Farbe des Edelsteins zu verbessern. Hierbei werden allerdings auch oft grüne Füllmaterialien verwendet – selbst smaragdgrün gefärbte, unsprünglich farblose Bergkristalle sind im Handel zu finden. Neben diesen und weiteren Behandlungen, die im Handel deklariert werden müssen, stellt vor allem die sogenannte Provenanzanalyse – die Ermittlung der tatsächlichen Herkunft von Rohsteinen – eine große Herausforderung an die mineralogische Analytik. Im Anschluss an die Exkursion zu den berühmten Smaradglagerstätten wurden im Rahmen eines abschließenden Vortrags von Lutz Nasdala am Servicio Geológico Colombiano weitere Kontakte geknüpft. In den kommenden drei Jahren wird es eine aktive Zusammenarbeit des Instituts für Mineralogie und Kristallographie der Universität Wien mit den kolumbianischen KollegInnen geben. (Text: Wolfgang Zirbs/red, Fotos: Lutz Nasdala)