Der Campus der Universität Wien ist um eine Sehenswürdigkeit reicher: Seit Donnerstag, 15. März 2012, dürfen BesucherInnen eine Skulptur des US-amerikanischen Künstlers George Rickey bewundern, die vom Chemiker und Schriftsteller Carl Djerassi, emeritierter Professor der Stanford University und Erfinder der Pille, gestiftet worden ist.
George Rickey gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Kinetischen Kunst, einer künstlerischen Ausdrucksform, die Bewegung als integralen ästhetischen Bestandteil begreift. Auch in der Skulptur, die nun nahe dem Seiteneingang des Hörsaalzentrums im Hof 2 am Campus zu bestaunen ist, spielt dieser Aspekt eine zentrale Rolle: Das Metallkunstwerk besteht zum Teil aus Elementen, die schon bei leichtem Wind in Bewegung geraten.
Der Chemiker und Schriftsteller Carl Djerassi wurde 1923 als Sohn jüdischer Eltern in Wien geboren. 1938 musste er seine Heimat aus Angst vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten verlassen und emigrierte über London in die USA. Dort startete er seine wissenschaftliche Karriere und gelang schließlich mit der Erfindung der Antibabypille zu Weltruhm. 2003 spendete Djerassi der American-Austrian Foundation die Skulptur "Four Lines Oblique II" des US-amerikanischen Künstlers George Rickey.
Vor seiner neuen Heimat im Campus der Universität Wien war der ursprüngliche Aufstellungsort des Kunstwerks die Bastei neben der Albertina. Aufgrund der lokalen Windsituation musste es dort jedoch wieder demontiert werden.
(V.l.n.r.): Maria Luise Sternath, Vizedirektorin der Albertina, Carl Djerassi, Isabella Gregor, Regisseurin und langjährige Wegbegleiterin Djerassis und Vizerektor Karl Schwaha vor dem neun Meter hohen Kunstwerk mit seinen vier beweglichen Metallarmen. "Dieser Aufstellungsort gefällt mir auch deshalb so gut, weil sich die Skulptur in der Glasfassade des dahinterliegenden Gebäudes spiegelt und somit noch ein zusätzlicher Effekt entsteht", so Djerassi bei einem Lokalaugenschein am neuen Standort am Campus der Universität Wien.
Carl Djerassi zählt heute zu den bedeutendsten Forscherpersönlichkeiten der Welt. Sein unumstrittenes internationales Renommee verdankt er nicht nur seinen herausragenden wissenschaftlichen Leistungen wie der Entwicklung der Antibabypille oder entscheidenden Forschungsarbeiten im Zuge der Synthetisierung von Cortison, sondern auch seinem seit Mitte der 1980er Jahre wachsenden schriftstellerischen Engagement. Zum Campus der Universität Wien hat der gebürtige Wiener eine ganz besonders emotionale Beziehung: Er wurde nicht nur hier geboren, auch seine Eltern waren jahrelang im ehemaligen Allgemeinen Krankenhaus als Ärzte tätig. (Text und Fotos: Markus Steiner)