Sommerpost: Dem Höhlenbären auf der Spur
| 11. August 201115 Studierende führte es heuer im Rahmen der jährlich stattfindenden höhlenkundlichen Exkursion des Departments für Anthropologie, – geleitet von Gernot Rabeder und Christine Frischauf – nach Kroatien und Slowenien: Ziel war es, wichtige Fundstellen des paläolithischen Menschen und der damaligen Fauna kennenzulernen. Für uni:view berichtet Christine Frischauf von vier Tagen Höhlenerkundungen.
Das erste Ziel des Exkursionsteams ist die im Norden Kroatiens gelegene Vindija Höhle, die als paläoanthropologische Fundstelle bekannt ist. Neben Neandertalerknochen und Steinartefakten barg man hier auch Reste von spätpleistozänen Tieren – Höhlenbären, Höhlenhyänen und Höhlenlöwen. Zerschmetterte Schädel und Knochen von Neandertalern geben bis heute Rätsel auf: Ein Erklärungsansatz wäre das rituelle Zerschlagen der Knochen zur Befreiung der Seele.
Am nächsten Tag geht die Reise weiter nach Slowenien: Die "Križna jama" (Kreuzberghöhle) im slowenischen Ort Cerknica zählt zu den schönsten Höhlen des Landes. In der acht Kilometer langen Križna jama, die von einem kristallklaren Fluss unterspült wird, sind zahlreiche Tropfsteinfiguren zu finden. (Foto: Gerhard Withalm)
Die Kreuzberghöhle ist es eine bedeutende Fundstelle des Höhlenbären Ursus ingressus. Eine Besonderheit dieses spätpleistozänen Pflanzenfressers ist seine beachtliche Größe. (Foto: Gerhard Withalm)
Ursus ingressus, vor rund 50.000 Jahren aus dem Osten nach Zentraleuropa eingewandert, ist die am höchsten evolvierte Höhlenbärenart. Im Bild ist ein Höhlenbärschädel zu sehen. (Foto: Gerhard Withalm)
Der nächste Stopp führt die ExkursionsteilnehmerInnen nach Rakov Skocjan, einem im Karstgebirge gelegenen Ort. Der Fluss Rak, der hauptsächlich unterirdisch fließt, erscheint hier für eine kurze Strecke an der Oberfläche und verschwindet anschließend wieder in einem rund 30 Quadratmeter großen Loch. In dieser Gegend können vom Wasser erzeugte Felsdurchgänge sowie diese wunderschöne Naturbrücke bewundert werden.
Der dritte Exkursionstag startet mit einem Besuch der Zijalka Höhle. Sie befindet sich in den Karawanken, an der Grenze zwischen Österreich und Südslowenien. Die Höhle liegt auf 1.700 Meter und wurde zwischen 1928 und 1935 von Srecko Broder erforscht. In dieser Zeit fanden die ersten Ausgrabungen statt. Eine weitere Ausgrabungskampagne erfolgte von 1997 bis 2000 durch eine Kooperation der Universitäten Wien und Ljubljana. Beide Ausgrabungen förderten 305 Steinartefakte, 130 Knochenspitzen und zahlreiches paläontologisches Fundmaterial zutage. Die Tierreste bestehen hauptsächlich aus Knochen von Höhlenbären, die vor rund 30.000 Jahren in dieser Höhle überwinterten. Da sie sich rein pflanzlich ernährten, mussten sie wegen mangelnden Nahrungsangebots in der kalten Jahreszeit einen Winterschlaf halten.
Am vierten und letzten Tag der Exkursion besuchten die TeilnehmerInnen die Griffener Tropfsteinhöhle. Sie liegt im Inneren des Burgbergs von Griffen in Kärnten. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie als Luftschutzbunker genutzt, seit 1957 ist die Tropfsteinhöhle ein Naturdenkmal. Spuren des paläolithischen Menschen sowie weitere Höhlenbärenfunde machen sie zu einer weiteren interessanten Fundstelle.
An der von Christine Frischauf und Gernot Rabeder vom Department für Anthropologie geleiteten Exkursion nahmen 15 Personen teil.
In der uni:view-Sommerserie "Sommerpost" berichten Lehrende und Studierende von spannenden Exkursionen und lassen so die "Daheimgebliebenen" an ihren Lehr- und Lernerfahrungen fernab des Hörsaals teilhaben.
Christine Frischauf vom Department für Anthropologie sowie Department für Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsökologie und emer. O. Univ.-Prof. Mag. Dr. Gernot Rabeder vom Department für Anthropologie leiteten die Exkursion "Höhlen Österreichs und der Nachbarländer".