Sommerpost: Wie das Wasser nach Wien kommt
| 06. Juli 2011Lernen und lehren fernab des Hörsaals: In der uni:view-Sommerserie "Sommerpost" berichten Studierende und LV-LeiterInnen von spannenden Exkursionen. Der erste Beitrag kommt vom Institut für Geographie und Regionalforschung und beschreibt den Weg des Wassers nach Wien – der weltweit einzigen Millionenstadt, die zum Großteil mit frischem Quellwasser versorgt wird. Bei der Exkursion "Die Wiener Wasserversorgung. Anlagenstruktur und naturräumliche Grundlagen", die von Christian Maso geleitet wird und alljährlich stattfindet, besichtigten die TeilnehmerInnen die wichtigsten Quellen im Schneeberg-, Rax-, Schneealpen- und Hochschwabgebiet sowie Anlagen wie den Leitungsspeicher Neusiedl am Steinfeld und den Wasserbehälter Rosenhügel.
Schwerpunkte der Exkursion bilden die naturräumlichen Gegebenheiten in den Quellgebieten sowie die technischen Hintergründe der I. und II. Wiener Hochquellenleitung. (Foto: Angelika Riegler)
Am Wasserbehälter Rosenhügel erklärt Exkursionsleiter Christian Maslo u.a. Details über das rund 3.300 Kilometer lange Rohrnetz der Stadt Wien … (Foto: Bernadette Kastler)
… sowie über die Besonderheiten des Pionierbaus am Rosenhügel. Dieser Speicher wurde 1873 in Betrieb genommen und ist somit der älteste aktive Wasserbehälter in Wien. Er wurde bis 1894 sukzessive auf sechs Kammern erweitert und hat ein Fassungsvermögen von rund 145 Mio. Litern. (Foto: Bernadette Kastler)
Der besichtigte Kaiserbrunnen ist die größte Quelle im Einzugsgebiet der I. Hochquellenleitung (Schneeberg, Rax, Schneealpe und östliche Ausläufer des Hochschwabs/Zeller Staritzen). Das Gebäude der Quellkammer – auch "Wasserschloss" oder "Quellstube" genannt –, wurde direkt vor- bzw. über den im Kalkgestein befindlichen Quellspalt am Fuße des südlichen Schneebergs im Höllental errichtet (1873). Die Quellkammer des Kaiserbrunnens gilt als eine der schönsten und erweckt mit ihren Gewölben im Inneren einen mystischen Eindruck. (Foto: Angelika Riegler)
Die Kläfferquelle ist die Hauptquelle im Einzugsgebiet der II. Wiener Hochquellenleitung (Hochschwab) und die größte gefasste Karstquelle Mitteleuropas. Über einen 90 Meter langen Zugangsstollen kann man zum Hauptquellspalt der Quelle ins Berginnere vordringen, wo zu Spitzenzeiten bis zu 10.000 Liter pro Sekunde austreten können. Die erlaubte Konsensmenge (ca. 1.500 l/sec.) wird in den Leitungskanal Richtung Wien eingeleitet, das restliche Überwasser in die Salza ausgeleitet. (Foto: Angelika Riegler)
Zur Zeit der Schneeschmelze oder nach starken Regenfällen können im Waldbereich der eingezäunten Schutzzone der Kläfferquelle unzählige Tagquellwässer oberflächlich austreten. Diese Tagquellwässer (bis zu 30.000 l/sec) fließen über moosbewachsene Steine äußerst malerisch der Salza zu – ein wunderschönes und beeindruckendes Naturschauspiel. (Foto: Angelika Riegler)
Im Museum "HochQuellenWasser Wildalpen" wird den BesucherInnen ein interaktiver, multimedialer Einblick in die Welt des Wassers gewährt. (Foto: Angelika Riegler)
Die "Sieben Quellen" im Karlgraben am Fuße der Schneealpe wurden im Jahr 1899 durch den damaligen Bürgermeister Karl Lueger für die Stadt Wien erworben. Bei ausreichendem Karstwasserspiegel im Berginneren treten Tagquellwässer im Karlgraben aus. Indikatoren wie Köcherfliegenlarven und Brunnenkresse sind Anzeiger für hervorragende Wasserqualität und können bei den "Sieben Quellen" sehr zahlreich beobachtet werden. (Foto: Bernadette Kastler)
Die Quelle "Totes Weib" – oberhalb der Mürz in der Nähe der Ortschaft Frein an der Schneealpe gelegen – gilt als ein wunderschönes Beispiel für eine Karstquelle. Mit ihrem anschließenden Wasserfall stellt sie ein beeindruckendes Naturdenkmal dar. Die Quelle wird nicht für die Trinkwasserversorgung genutzt. (Foto: Bernadette Kastler)
In den beiden Leitungskanälen der I. und II. Hochquellenwasserleitung fließt das Trinkwasser dem Gefälle folgend (Gravitationsleitungen) aus den Quellengebieten in Richtung der Bundeshauptstadt. Mit Ausnahme der Einleitung der Pfannbauernquelle muss das Trinkwasser auf seinem Weg nach Wien niemals gepumpt werden. Talüberquerungen wie hier im Hopfgartental erfolgen mittels Aquädukten. (Foto: Angelika Riegler)
An der von Christian Maslo (zweite Reihe, zweiter von links) geleiteten Exkursion nahmen in diesem Jahr insgesamt neun Studierende des Instituts für Geographie und Regionalforschung teil. (Foto: Angelika Riegler)
Ing. Angelika Riegler ist Diplomandin (Angewandte Geomorphologie) am Institut für Geographie und Regionalforschung. Bernadette Kastler, BA ist Masterstudentin (Geoökologie) am Institut für Geographie und Regionalforschung.
Die von Mag. Christian Maslo vom Institut für Geographie und Regionalforschung geleitete Exkursion "Die Wiener Wasserversorgung. Anlagenstruktur und naturräumliche Grundlagen" findet jedes Jahr statt und soll den Studierenden zeigen, wie die Wasserversorgung der Stadt Wien funktioniert. Neben der Besichtigung von Anlagen und der naturräumlichen Gegebenheiten werden wissenschaftliche Forschungsprojekte im Rahmen der Karstforschung berücksichtigt.