Symposium: Grenzen der Lebenswissenschaften überschreiten

Max F. Perutz wäre heuer 100 Jahre alt geworden. Anlässlich der erneuerten Kooperationsvereinbarung zwischen der Universität Wien und der MedUni für die erfolgreichen Max F. Perutz Laboratories, findet am 11. und 12. September das Symposium "Crossing Frontiers in Life Sciences" statt.

Max F. Perutz, der an der Universität Wien studierte und an der Universität Cambridge sein Doktorat machte, 1962 den Nobelpreis erhielt und ein renommiertes Forschungsinstitut in Cambridge aufbaute, ist Namenspatron der Max F. Perutz Laboratories (MFPL). Die MFPL, 2005 gründet, sind ein Joint Venture der Universität Wien und der Medizinischen Universität Wien am Campus Vienna Biocenter. Anfang September unterzeichneten die Rektoren beider Universitäten eine neue Kooperationsvereinbarung und bestätigten damit die erfolgreiche Zusammenarbeit.

Schärfung des Profils

Ziel der Erneuerung der Kooperationsvereinbarung ist eine Weiterentwicklung der international renommierten Forschungseinrichtung MFPL mit einer Schärfung des Profils auf Basis der derzeitigen Forschungsschwerpunkte und verstärkter Betonung der Kombination molekularbiologischer Grundlagenforschung mit medizinisch relevanten Fragestellungen. Auf Basis dieser Kooperationsvereinbarung und als wesentliche Voraussetzung zur Zielerreichung werden die beiden Universitäten demnächst gemeinsam eine Professur für Molekulare Biologie international ausschreiben.

"Wichtiger Beitrag zu einem der größten Forschungscluster Österreichs"

Heinz W. Engl, Rektor der Universität Wien, gratuliert: "Ich freue mich über die Erfolgsgeschichte MFPL, die wir auch in den nächsten Jahren gemeinsam mit der Medizinischen Universität Wien fortsetzen möchten. Eingebettet im Vienna Biocenter liefern die MFPL einen wichtigen Beitrag zu einem der größten Forschungscluster Österreichs. Die Universität Wien will in Zukunft an diesem Standort noch stärker vertreten sein, indem die Fakultät für Lebenswissenschaften dorthin übersiedelt. Um das realisieren und den Standort damit deutlich stärken zu können, sind Investitionsentscheidungen des Bundes dringend erforderlich."

Wolfgang Schütz, Rektor der MedUni Wien, sieht die Kooperation als beispielgebendes Erfolgsmodell: "Mit der Zusammenarbeit im Rahmen der Max F. Perutz Laboratories verbinden beide Universitäten ihre Potenziale und schaffen dadurch einen optimalen Ort für Forschung. Die Internationalität der Forschungsgruppen bietet ein großartiges Entwicklungsfeld für junge Wissenschafter und Wissenschafterinnen. Ich bin zuversichtlich, dass dadurch Forschung in Wien auch in Zukunft auf höchstem Niveau gewährleistet bleibt."

An den 2005 gegründeten MFPL sind heute rund 500 MitarbeiterInnen in 60 Forschungsgruppen mit Grundlagenforschung im Bereich Molekularbiologie beschäftigt. Jährlich werden rund 700 Bachelor- und MasterstudentInnen im Bereich der Lebenswissenschaften unterrichtet. Anlässlich des 100. Geburtstages von Perutz veranstalten die MFPL mit Unterstützung der beiden Partneruniversitäten das Symposium "Crossing Frontiers in Life Sciences", welches am 11. und 12. September in den Festsälen der Universität Wien stattfindet.

Symposium "Crossing Frontiers in Life Sciences"

Am Donnerstag, 11. und Freitag, 12. September 2014, stellen 23 hochkarätige WissenschafterInnen, 13 geladene und zehn MFPL-ForscherInnen, ihre neuesten Erkenntnisse und Methoden aus den Bereichen Strukturbiologie, zelluläre Signalübertragung, Bioinformatik, Chromosomendynamik und RNA-Biologie vor. Unter ihnen ist auch Michael Rossmann, der Anfang der 1960er Jahre gemeinsam mit Perutz in Cambridge gearbeitet hat. Rossmann entwickelte die ersten Computerprogramme zur Auswertung der von Perutz bereit gestellten, röntgenkristallographischen Daten zur Strukturvorhersage.

"Wir sind hoch erfreut, dass Größen wie Michael Rossmann, Tom Steitz, David Baulcombe, Richard Henderson und James Darnell für das Symposium nach Wien kommen. Es zeigt einerseits ihre Wertschätzung für die Arbeit Perutz', andererseits aber auch für den Standort als Hub führender Forschung im Bereich der Lebenswissenschaften", erklärt Graham Warren, wissenschaftlicher Direktor der MFPL und Professor für Molekularbiologie an der Universität Wien.

Kristallograph Max F. Perutz

Tim Skern, Strukturbiologe und Gruppenleiter an den MFPL sowie Mitorganisator des Symposiums, erklärt: "Perutz hatte es sich zum Ziel gesetzt, die Röntgenkristallstruktur eines für damalige Verhältnisse riesigen Moleküls aufzuklären. Letztlich erreichten er und sein Kollege John Kendrew dieses Ziel, indem sie schwere Quecksilberatome in das Hämoglobinmolekül einführten, was es ihnen ermöglichte, das sogenannte Phasenproblem zu lösen und so die Grenzen der möglichen Auflösung von Proteinstrukturen um ein Vielfaches zu verbessern." In Anlehnung hieran und auch, dass zum ersten Mal physikalische Methoden zur Erklärung biologischer Mechanismen verwendet wurden, rührt der Titel des Symposiums "Crossing Frontiers in Life Sciences".

Internationales Jahr der Kristallographie

Das Jahr 2014 wurde von den Vereinten Nationen zum internationalen Jahr der Kristallographie erklärt. Ein Jahrhundert zuvor, 1914, wurde nicht nur Max F. Perutz geboren, sondern es ist auch das Jahr, in dem der Deutsche Max von Laue den Nobelpreis für seine Erkenntnisse zur Streuung von Röntgenstrahlen durch Kristalle bekam, und diese bildeten die Grundlage der von Perutz genutzten Röntgenstrukturanalyse.

Die Universität Wien widmet dem Jahr der Kristallographie ein eigenes Dossier und zeigt auf, wo überall Kristallographie "drin steckt" und woran KristallographInnen der Universität Wien und der MFPL forschen. (vs)

Soiree "Austrian Science Funding and Max Perutz"
Mittwoch, 10. September 2014, 19 Uhr
Kleiner Festsaal der Universität Wien
Universitätsring 1, 1010 Wien

Crossing Frontiers in Life Sciences
Donnerstag, 11. und  Freitag, 12. September 2014
Festsäle der Universität Wien
Universitätsring 1, 1010 Wien
Programm



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