Kastalia: "Die Universität Wien feiert Gleichstellungsarbeit"

Die Nymphe Kastalia ist als Statue im Arkadenhof der Universität Wien verewigt und weiß als Zeitzeugin der letzten hundert Jahre so einiges zu berichten. Im Interview mit der Abteilung Gleichstellung und Diversität räumt sie mit einem Mythos auf: Gleichstellung ist der Universität Wien keineswegs egal.

Kastalia, zu Beginn unserer Interviewreihe meinten Sie, in Dingen Gleichstellung wäre noch viel zu tun. Im Laufe des Jubiläumjahres haben wir über viele Themen gesprochen, über Probleme, aber auch Initiativen und Fortschritte. Hat sich in den letzten zwanzig Jahren also doch etwas verändert?
Kastalia:
Auf jeden Fall, Antidiskriminierungsarbeit ist auch schon in den Jahren zuvor passiert und nicht nur in der Abteilung Gleichstellung und Diversität! Es gab viele Vorkämpfer*innen, die den Weg geebnet haben und es gibt viele Mitstreiter*innen, die sich tagtäglich dafür einsetzen, die Universität zu einem diskriminierungsfreieren Ort zu machen. Das haben wir auch bei unserer Mitmach-Aktion anlässlich des Jubiläums gesehen, wo wir einige Zusendungen bekommen haben von Menschen, denen Gleichstellung an der Universität ein großes Anliegen ist. Dieses Engagement soll wieder einmal gewürdigt werden: Diesen Juni feiert die Universität Wien Gleichstellungsarbeit!

20 Jahre Abteilung Gleichstellung und Diversität - das gehört gestreamt gefeiert!

Die Abteilung Gleichstellung und Diversität feiert ihr 20-jähriges Jubiläum online am 16. Juni, 17:00-18:30. Thema der Feier sind Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Gleichstellungsarbeit an der Universität Wien. Durch das Programm begleitet das portraittheater mit Anita Zieher und Sandra Schüddekopf mit musikalischer Unterstützung von Ingrid Oberkanins und Ilse Riedler. Zudem wird die Festschrift, die alle Jubiläumsaktivitäten noch mal zusammenführt, präsentiert. Feiern Sie mit!

Hier finden Sie alle Informationen zur Feier und zur Anmeldung.


Schauen wir kurz gemeinsam zurück: Auf welche Meilensteine können wir seit 2000 zurückblicken?
Kastalia:
Ich sehe große Fortschritte bei der Förderung von Frauen in der Wissenschaft. Auch in der Forschung und Lehre sind Geschlechterperspektiven vermehrt verankert. Ich denke, dass auch für andere Diversitätsdimensionen das Bewusstsein steigt, aber da sehe ich noch Luft nach oben. Insgesamt ist die Universität Wien mit drei Ansätzen auf einem guten Weg: Erstens versuchen wir durch Sensibilisierung und Wissensvermittlung rund um Gender und Diversität einen Kulturwandel zu fördern. Zweitens soll Diskriminierung durch individuelle Beratungs-, Vernetzungs- und Förderungsangebote abgefangen und ausgeglichen werden. Und drittens werden im Monitoring Daten zu Ungleichheiten erhoben und analysiert. Ich kann gar nicht alle Errungenschaften in diesen Bereichen aufzählen – es sind wirklich viele. Die Liste bliebe unvollständig. 


Wie sieht es denn mit der Zukunft aus? Was ist geplant?
Kastalia:
Zumindest für die Abteilung Gleichstellung und Diversität kann ich da aus dem Nähkästchen plaudern. In der Frauenförderung soll es ein neues Mobilitätsstipendium geben – um das richtig nutzen zu können, müssen wir dieses Coronavirus aber zuerst in den Griff kriegen. Außerdem arbeitet die Abteilung an einem erweiterten Vereinbarkeitsverständnis für die Universität Wien. Gerade in Zeiten der Pandemie – Stichwort Home Office und Homeschooling – haben wir gesehen, dass das Thema wieder viel mehr Bewusstsein und Sichtbarkeit braucht. Im Bereich der Diversität wird in nächster Zeit der Fokus vor allem auf Geschlechtervielfalt und Rassismuskritik liegen. Und im Gender Monitoring werden immer neue Aspekte gesucht und gefunden, an denen Ungleichheiten sichtbar werden – in Kürze wird eine Erhebung zu Drittmitteln, Publikationen und Mobilität aus Genderperspektive erscheinen.

Die Nymphe Kastalia ist auf der Flucht vor der sexuellen Belästigung des Gottes Apollo in eine Quelle gestürzt, die danach sprichwörtlich zur Inspirationsquelle für hauptsächlich männliche Dichter wurde. Seit hundert Jahren ist sie als Statue im Arkadenhof der Universität Wien zur Ruhe gekommen. 2009 hat sie sich angesichts der fehlenden Repräsentation von Wissenschafterinnen im Arkadenhof das letzte Mal zu Wort gemeldet, um deutlich zu machen, dass es ihr reicht. Nun ist es dem Team der Gleichstellung und Diversität gelungen, sie für eine Interviewreihe zum Thema Mythen der Gleichstellung zu gewinnen.

Dann bleiben wir gespannt! Liebe Kastalia, was möchten Sie uns zum Schluss noch mitgeben?
Kastalia:
Ich bleibe bei meinem Eingangsstatement, dass wir noch viel zu tun haben. Mit lieben Grüßen an den Kollegen Sisyphos – Gleichstellungsarbeit ist mühsam und nimmt kein Ende. Denn selbst wenn etwas erreicht wurde, heißt das noch lange nicht, dass es bleibt. Danke an dieser Stelle an alle bereits engagierten Gleichstellungsbotschafter*innen. Es ist schön zu sehen, dass sich der Einsatz auszahlt und etwas weitergeht. Und es ist natürlich auch fein, wenn wir sehen, dass wir nicht alleine mit unserem Engagement sind. Insofern: Lasst uns jetzt feiern und hartnäckig bleiben!

Dann bedanken wir uns hiermit auch bei Ihnen vielmals für die Interview-Reihe und Ihr Wissen!

Kastalia:
Immer gerne – Sie wissen ja, wo Sie mich finden…