Wie isst Österreich?

ÖsterreicherInnen essen zu viel Zucker und zu viel Fett. Das zeigt der aktuelle Österreichische Ernährungsbericht, den WissenschafterInnen der Uni Wien erstellten. In ihrem Gastbeitrag für uni:view fassen sie die zentralen Ergebnisse zusammen und erklären, warum solche Studien wichtig sind.

Eine ausgewogene Ernährung spielt eine wichtige Rolle für unsere Gesundheit. Wie sich die ÖsterreicherInnen ernähren und welche Auswirkungen das Ernährungsverhalten auf ihre Gesundheit hat, wird daher in regelmäßigen Abständen erhoben. Nach den Ernährungsberichten 1998, 2003, 2008 und 2012 wurde nun der fünfte Ernährungsbericht 2017 mit Ergebnissen zur Ernährungssituation österreichischer Erwachsener im Alter von 18 bis 64 Jahren präsentiert. Die Studie, die wir am Department für Ernährungswissenschaften der Universität Wien im Auftrag des Gesundheitsministeriums durchgeführt haben, zeigt: Ganz allgemein ist die Ernährung der österreichischen Erwachsenen hinsichtlich der Quantität gut, Probleme gibt es jedoch hinsichtlich der Qualität.

41 Prozent der Erwachsenen sind übergewichtig

So ist zwar die Zufuhr an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen mit wenigen Ausnahmen ausreichend, aber es werden insgesamt zu viel Energie, zu viel Zucker und zu viel Fett aufgenommen, dafür zu wenig Kohlenhydrate und Ballaststoffe. Das Zuviel an Energie macht sich auch beim Körpergewicht bemerkbar: so sind etwa 41 Prozent der erwachsenen Bevölkerung übergewichtig. Die Häufigkeit an Übergewicht steigt mit dem Alter und Männer sind häufiger betroffen als Frauen.

Männer essen zu viel Fleisch

Auch die Auswahl der Lebensmittel aus den verschiedenen Kategorien der Österreichischen Ernährungspyramide ist nicht ideal: besonders Männer konsumieren etwa das Dreifache der empfohlenen Menge an Fleisch und Fleischprodukten. Aber auch Frauen liegen über den Empfehlungen von drei Portionen pro Woche – jedoch deutlich geringfügiger. Ähnliches gilt für die Zufuhr an Eiern. Bei der Zufuhr von Milch- und Milchprodukten, Gemüse und Obst werden die Empfehlungen wiederum nicht erreicht. Beiden Geschlechtern gemeinsam ist ihre Vorliebe für Süßes: Interessanterweise unterscheiden sich hier die Männer kaum von den Frauen.

Was wir essen sollten und was wir essen, decken sich nicht immer. (Grafik: Universität Wien)

Österreichweites Ernährungsverhalten erhoben

Für die Studie haben wir insgesamt 2.129 ÖsterreicherInnen bundesweit zu ihrem Ernährungsverhalten und zu einigen relevanten Daten im Zusammenhang mit der Ernährung befragt. Die TeilnehmerInnen wurden in einem mehrstufigen Clusterverfahren so ausgewählt, dass die Stichprobe repräsentativ für die erwachsene Bevölkerung im Alter von 18 bis 64 Jahren ist.

Über ein standardisiertes computergestütztes Interviewprogramm fragten wir zunächst in einem persönlichen Interview und einige Tage ein zweites Mal in einem Telefoninterview nach ihrem Lebensmittelverzehr. Beim persönlichen Interview wurden Körpergröße, Körpergewicht, Hüft- und Taillenumfang gemessen. Außerdem füllten die TeilnehmerInnen einen online-Fragebogen zu sozioökonomischen Daten, körperlicher Aktivität, sowie einen Food Frequency Questionnaire (FFQ) aus.

Gesundheit und Sicherheit

Warum solche Studien wichtig sind? Lebensmittel liefern zum einen Energie und Nährstoffe, wie Eiweiß, Fette und Kohlenhydrate – aber auch Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, die für die Aufrechterhaltung von Gesundheit und Leistungsfähigkeit des menschlichen Organismus von Bedeutung sind. Durch die Erhebung der Art und Menge an verzehrten Lebensmitteln und die Verknüpfung der Lebensmittel mit Nährstoffdaten, kann die Gesamtaufnahme an ernährungsphysiologisch relevanten Inhaltsstoffen von Lebensmitteln ermittelt werden.

Nachdem Lebensmittel jedoch auch Stoffe beinhalten, die für die Sicherheit des Menschen relevant sind, wie etwa Lebensmittelzusatzstoffe, technische Hilfsstoffe, Rückstände von Pestiziden oder Schwermetalle, sind diese Erhebungen der Lebensmittelaufnahme auch für die Risikoabschätzung von Bedeutung. Daher unterstützt auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (European Food Safety Authority, EFSA) unsere Untersuchungen am Department für Ernährungswissenschaften.

Verbesserung der Ernährungssituation

Die erhobenen Daten werden auf eine Reihe von Zusammenhängen zwischen Lebensmitteln, Nährstoffen und anderen Inhaltsstoffen analysiert, um Ansätze zu Interventionen aufzuzeigen und auch um Aspekte der Lebensmittelsicherheit zu identifizieren. Damit stellen die Daten eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung von Maßnahmen zur Verbesserung der Ernährungssituation in Österreich dar, die etwa in den Nationalen Aktionsplanung Ernährung einfließen.

Ass.-Prof. Mag. Dr. Petra Rust, Mag. Dr. Verena Hasenegger und Univ.-Prof. Dr. Jürgen König vom Department für Ernährungswissenschaften der Universität Wien haben den Österreichischen Ernährungsbericht im Auftrage des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen erstellt.