Resveratrol aus Rotwein hemmt Entzündungsfaktoren
| 18. November 2014Der Naturstoff Resveratrol, der in Rotwein vorkommt, hemmt die Bildung von Entzündungsfaktoren, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen, und hat damit therapeutisches Potential. Dies fand u.a. Verena Dirsch, Pharmazeutin an der Universität Wien, heraus.
"Ein Glaserl in Ehren kann niemand verwehren!" Wie das in Rotwein enthaltene Resveratrol tatsächlich wirkt, das haben nun WissenschafterInnen der Universität Wien, der Universitätsmedizin Mainz und der Universität Jena gemeinsam herausgefunden.
Gesundes Frankreich
Trotz fettreichem Essen ist die Herzerkrankungsrate in Frankreich geringer als in Deutschland. Dieses sogenannte "French paradox" wird vermehrtem Rotweingenuss zugeschrieben und gab schon mehrfach Anlass zu verschiedenen Studien. "In einigen Forschungsprojekten konnte nachgewiesen werden, dass der in Rotwein enthaltene Naturstoff Resveratrol eine schützende Wirkung gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat. Doch bis jetzt war nicht klar, wie genau die Wirkzusammenhänge sind", erklärt Verena Dirsch, Pharmazeutin an der Universität Wien.
Unterdrückte Entzündungsfaktoren
Ein Teil der schützenden Wirkung entsteht, indem die Bildung von Entzündungsfaktoren durch Resveratrol unterdrückt wird. Das fanden PharmakologInnen Andrea Pautz und Hartmut Kleinert von der Universitätsmedizin Mainz in einer gemeinsamen Forschungsarbeit mit den PharmazeutInnen Verena Dirsch von der Universität Wien und Oliver Werz von der Universität Jena heraus. Konkret konnten sie nachweisen, dass der Naturstoff Resveratrol an ein bestimmtes Protein – kurz KSRP genannt – bindet und dieses dabei aktiviert. KSRP verringert wiederum die Stabilität von Molekülen, die für die Bildung von entzündlichen Mediatoren gebraucht werden und hemmt so deren Entstehung.
"Angeln" im Proteingemisch
"Der interessante Ansatz an dieser Arbeit war, dass wir mit dem Naturstoff Resveratrol nach der unbekannten Zielstruktur gesucht haben. Wir wussten aus vorangegangenen Forschungsergebnissen, dass eine funktionelle Gruppe an dem Molekül für eine bestimmte Wirkung entbehrlich war. Das haben wir uns zunutze gemacht, um dort eine 'Angel' zu befestigen. Damit haben dann die KollegInnen aus Jena das Protein KSRP aus einem zellulären Proteingemisch 'gefischt'", sagt Pharmazeutin Verena Dirsch, die zusammen mit ihrem Kollegen Thomas Erker von der Fakultät für Lebenswissenschaften der Universität Wien so die Initialzündung zu diesem Projekt geliefert hat.
Großes Potential
Entzündungsfaktoren, wie sie von Resveratrol über die Bindung an KSRP gehemmt werden, können auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall treten gehäuft bei chronisch entzündlichen Erkrankungen – wie Rheuma – auf. Der Naturstoff Resveratrol hat also insbesondere bei entzündlichen Erkrankungen, die mit einer starken Schädigung des Herz-Kreislauf-Systems einhergehen, ein großes therapeutisches Potential.
Die Publikation "Resveratrol post-transcriptionally regulates pro-inflammatory gene expression via regulation of KSRP RNA binding activity" (AutorInnen: Andrea Pautz, Hartmut Kleinert, Oliver Werz, Verena Dirsch, et al.) erschien kürzlich im Fachmagazin Nucleic Acids Research.