Adiós, Costa Rica: Resümee zu Reiseende
| 16. Februar 2011Mit der Studienreise nach Costa Rica wagten sich die MeteorologInnen Reinhold Steinacker und Felizitas Zeitz buchstäblich und sprichwörtlich auf Neuland: Zum einen betrat die Mehrzahl der teilnehmenden Studierenden zum ersten Mal mittelamerikanischen Boden. Zum anderen hat es am Institut für Meteorologie und Geophysik bisher noch keine vergleichbare Exkursion dieser Größenordnung gegeben. Was sie von den zwei Wochen Costa Rica mit nach Hause nehmen, beschreiben die beiden ExkursionsleiterInnen in ihrem Abschluss-Bericht.
Warum eine meteorologische Exkursion nach Costa Rica? Der mittelamerikanische Staat bietet aufgrund seiner Orographie (Einfluss des Geländes auf die Wetterentwicklung), die ähnlich stark gegliedert ist wie die in Österreich, einen starken Bezug zu unserem Land. Die höchsten Erhebungen in Costa Rica erreichen eine Höhe von 3.800 Metern, ähnlich dem Großglockner. Insgesamt haben wir fast 10.000 Höhenmeter (9.678 Aufstiegsmeter laut GPS), sowohl mit dem Bus als auch zu Fuß, zurückgelegt. Natürlich bietet Costa Rica aufgrund der geographischen Lage in den Tropen eine weitere Vielfalt an meteorologischen Fragestellungen – eine "Spielwiese" an Möglichkeiten, die von Österreich aus nur theoretisch bearbeitet werden können.
Weiters unterhält die Universität Wien dort eine Tropenstation: La Gamba bei Golfito, am Golfo Dulce an der pazifischen Südküste Costa Ricas. Die "Estación Tropical" wird primär von BotanikerInnen und ZoologInnen genutzt, jedoch ist eine intensivere interdisziplinäre Nutzung durch andere Fachrichtungen gewünscht. Diesen Bestrebungen konnten wir im Rahmen unserer Lehrveranstaltung nachkommen.
Neuland für MeteorologInnen
Mit dieser Exkursion haben wir uns in absolutes Neuland gewagt. Noch nie wurde vom Institut für Meteorologie und Geophysik eine so aufwendige Reise mit Studierenden in Angriff genommen. Allein die Vorbereitungen und organisatorischen Fragen haben viele Stunden beansprucht. Wir wussten auch nicht, wie die TeilnehmerInnen – aber auch die Messgeräte, von denen jeder und jede eines mit auf die Reise bringen musste – auf das tropische Klima reagieren würden. Aber alle Befürchtungen waren umsonst: Selbst unter den anspruchsvollen tropischen Bedingungen lieferte nur ein Gerät von 19 bei einem Messparameter offensichtlich falsche Ergebnisse. Alle anderen Daten scheinen auf den ersten Blick vernünftig, müssen aber erst kontrolliert und überarbeitet werden.
Bereits jetzt können wir sagen, dass sich unsere Messstationen für die Feldarbeit und Datenauswertung vor Ort hervorragend eignen. Insgesamt war es aber auch sehr lehrreich, sämtliche Fehler und Falschanwendungen der mobilen Geräte aufzudecken. Bei einer so intensiven Nutzung bestand dazu natürlich reichlich Gelegenheit. Die umfangreichen Daten bieten noch auf lange Zeit Material für Bakkelaureats- und Diplomarbeiten. Außerdem konnten wir für weitere Exkursionen einen wertvollen Erfahrungsschatz gewinnen.
Dank an Werner Huber
Begleitet wurden wir von Werner Huber vom Institut für Botanik, dem Leiter der Tropenstation und somit exzellentem Costa Rica-Kenner. Seine botanischen und zoologischen Vorträge waren auch für uns MeteorologInnen hochinteressant. Begeistert hörten wir seinen lehrreichen und lebhaften Erläuterungen zu. Es war eine Freude, mit ihm durch den Regenwald zu wandern, Faultiere in Mangobäumen zu suchen oder sich an den Obstständen durchzukosten. Wir hätten uns für unsere Exkursion keinen besseren "Reiseleiter" vorstellen können. Seine Fachkompetenz, sowie sein Schwung und Elan wird uns noch lange in Erinnerung bleiben, selbst wenn unser Muskelkater endlich vorüber ist.
Neue Antworten, neue Fragen
Von der meterologisch-klimatologischen Seite ergaben sich bedingt durch die Reiseroute folgende Fragestellungen:
Entwickelt sich unter tropischen Klima das Land-See-Windklima so wie in den gemäßigten Breiten?
Wie stellt sich der Höhengradient der meteorologischen Parameter längs des Gebirges im Vergleich zur freien Atmosphäre dar?
Wie unterscheiden sich typische Tagesgänge der meteorologischen Elemente zwischen den Feucht- und Trockengebieten?
Inwieweit ähnelt die Gebirgsüber- und Durchströmung (gap flow) dem alpinen Föhn oder der Bora?
Lassen sich die Zentren der Niederschlagsmaxima in einen Zusammenhang mit der Gebirgsum- oder Gebirgsüberstömung bringen?
Viel Arbeit, gute Stimmung ...
Mit Ausnahme eines Nachmittags wurde täglich von der Morgendämmerung, die in den Tropen um 6 Uhr früh stattfindet und sehr kurz ist, bis in die Nacht hinein intensiv gearbeitet. Dadurch waren auch die TutorInnen vor Ort stark gefordert. Die Stimmung in der Gruppe war, bis auf belanglose Unstimmigkeiten, die sich bei einer so engen und intensiven Zusammenarbeit über 14 Tage immer ergeben, durchwegs sehr gut und zum Glück gab es bis auf wenige kleine Verletzungen keine Ausfälle.
... und intensive, praktische Erfahrungen
Sowohl die Studenten als auch die Exkursionsleiter sind der Meinung, dass diese Erfahrung unbedingt einmal im Studentenleben gemacht werden sollte. Die hohen Kosten, die von Studenten großteils selbst getragen wurden, haben sich auf alle Fälle gut für die akademische Ausbildung amortisiert.
Die meteorologische Exkursion des Instituts für Meteorologie und Geophysik nach Costa Rica unter der Leitung von O. Univ.-Prof. Dr. Reinhold Steinacker und Mag. Felizitas Zeitz fand von 29. Jänner bis 12. Februar 2011 statt. Begleitet wurde die Exkursionsgruppe von Mag. Dr. Werner Huber vom Department für Strukturelle und Funktionelle Botanik, dem Leiter der Tropenstation La Gamba.
Im Dossier "Das Wetter in Costa Rica" berichteten die Studierenden täglich von ihren Erfahrungen und Erlebnissen.