Exotische Tiere, nasse Füße und erste Ergebnisse
| 08. Februar 2011Bei gefühlten 40 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von 96 Prozent kamen die TeilnehmerInnen der Costa Rica-Exkursion ins Schwitzen. Im Nationalpark Piedras Blancas stellten die angehenden MeteorologInnen am fünften Tag Messstationen auf und gerieten in eine Fotofalle für Raubkatzen. Auch am nächsten Tag machte das Team um Reinhold Steinacker und Felizitas Zeitz spannende Entdeckungen: Neben Stachelrochen und Spitzmaulkrokodilen stellten sie eine Sandtemperatur von 57°C fest. Der siebte Tag hielt detaillierte Ergebnisse der Messuntersuchungen bereit.
Tag 5: In die Fotofalle getappt
Der fünfte Tag in der Tropenstation begann zeitig um 5.30 Uhr bei angenehmen Temperaturen, wir brachen zu einer Wanderung im Piedras Blancas Nationalpark von der Tropenstation bis zur Küste des Golfo Dulce auf. Die erste Etappe führte uns im Regenwald über eine kleine Anhöhe in Richtung Rio Bonito, wo wir unabsichtlich in eine Fotofalle tappten: Diese war von ForscherInnen dort angebracht worden, um die Bestände des Jaguars und anderer Raubkatzen zu dokumentieren. Ein Highlight dieses Tages war die Entdeckung eines ca. 300 Jahre alten Kapokbaums, dessen Brettwurzeln uns überragten, und den wir alle gemeinsam nicht umfassen konnten.
Von Knoblauchbäumen und Spinnen
Um 11.20 Uhr erreichten wir den höchsten Punkt unserer Wanderung (415 m), zu diesem Zeitpunkt herrschte eine Lufttemperatur von 25°C und eine Luftfeuchte von 96 Prozent. Kein Wunder, dass wir ins Schwitzen gekommen sind! Während des Abstiegs hinunter zum Meer begegneten wir ein paar interessanten Pflanzen und Tieren: dem Knoblauchbaum, dessen Blüte einen sehr markanten Geruch hatte, einem Fossiliengewächs, dem Palmenfarn und einer Spinne, Nephelia Claviceps, deren Netzfäden zu kugelsicheren Westen verarbeitet werden können.
Tag 6: Im Mangrovenwald
Der sechste Tag hielt weitere spannende Überraschungen für uns bereit: Wir starteten in Golfito, der einstigen Hauptstadt Chiquitas. Es leben heute nur noch circa 4.000 Ticos (wie sich die Einheimischen selbst nennen) in dieser Stadt, die nahegelegene Halbinsel wird bei Flut zur Insel. Auf unserer Bootsfahrt konnten wir das besondere Ökosystem des Mangrovenwalds beobachten, der eigentlich eher in indopazifischen Gebieten verbreitet ist. Dort fließt durch die Gezeitenbewegung salz- und süßhaltiges Wasser zusammen, gemeinsam mit dem Wechsel von Ebbe und Flut eine Herausforderung für Pflanzen. Es entwickeln sich Monokulturen, der lokale Hauptvertreter heißt Ricoferro Mangle.
Delphine, Affen und heißer Sand
Auf unserer Fahrt durch die Mangroven beobachteten wir Stachelrochen, Delphine, Monokongos (Brüllaffen) und Weißkopfkapuzineraffen. Am Ende des ereignisreichen Tags machten wir einen kurzen Stopp beim Playa Zancudo. Hier haben wir die Möglichkeit genutzt, Vergleichsmessungen in einem Profil vom Wasser bis zum küstennahen Wald mit vier Kestrel-Klimatstaionen zu machen. Erstaunliche Ergebnisse unseres Infrarotthermometers ergeben 57°C an der Sandoberfläche.
Tag 7: Erste Ergebnisse:
Tag Sieben wurde für die Auswertung der bisherigen Daten genutzt und führte zu ersten Ergebnissen:
La Torre
Eine Station wurde beim Restaurant Mirador la Torre (625 m NN) aufgestellt, um die Frage zu klären, ob Hangwinde trotz Hangnebels existieren.
Als Ergebnis stellten die Studierenden deutliche Hangwinde fest – trotz niedriger Windgeschwindigkeit: In der Nacht Hangabwind (Nordwind) und untertags Drehung auf Hangaufwind (Südwind).
Playa Zancudo
Am Playa Zancudo wurden vier Kestrels in einer Linie quer zur Küste in ca. 15 m Abständen aufgestellt, um den Temperatur- und Feuchtegradient landeinwärts zu messen:
Die Grafik lässt eine Zunahme in Richtung des Landesinneren erkennen. Dabei ist dunkelblau die Station, die dem Meer am nächsten ist (Station 4) und dunkelbraun die entfernteste (Station 1). Die Zunahme entsteht dadurch, dass die kühle Luft über dem Meer durch den heißen Sand um knapp 1°C/15 m landeinwärts erwärmt wird.
Casa de Orquidias
Das Niederschlagsmaximum des Landes liegt bei La Gamba und es wird vermutet, dass die Land-See-Zirkulation an der Entstehung dieses Phänomens beteiligt ist. Um die Stärke dieser Zirkulation abschätzen zu können, wurde sie mit unseren Stationen etwa einen Tag lang vermessen. Weiters sollte überprüft werden, ob starke Feuchte- oder Temperaturgradienten zwischen der Küste und dem Landesinneren existieren. Der warme Golfo Dulce hat vermutlich einen starken Einfluss darauf.
Man erkennt hier deutlich den Richtungswechsel im Windsprung. Untertags weht der Wind landeinwärts aus Südosten und dreht in der Nacht auf Nord, d.h. in Richtung Meer. Zusammen mit dem Windsprung am Morgen nimmt die Windgeschwindigkeit zu, da sich die Erdoberfläche schneller erwärmt als das Meer.
Passo Real
Im Trockental von Passo Real wurden zwei Kestrels , einer davon in einer Mulde, aufgestellt, um das vorherrschende Mikroklima zu erfassen. Dazu wurde eine Analyse der relativen Feuchte zur Charakterisierung des Trockentals durchgeführt. Weiters wurde die kleinräumige Temperaturvariabilität aufgrund der Orografie aufgezeichnet.
Trotz der geringen horizontalen Distanz zwischen den aufgestellten Messgeräten von etwa 15 m und einer Höhendifferenz von 2 m wurden während der nächtlichen Abkühlung in der Mulde konstant niedrigere Temperaturen als am Hügel gemessen. Nach dem Sonnenaufgang zeichneten wir einen annähernd gleich turbulenten Verlauf der Temperaturwerte an beiden Standorten auf.