NaturTalente: Sich selbst vertrauen
| 12. Juni 2017Die Molekularbiologin Irena Corbic nahm am High Potential Programm der Universität Wien, NaturTalente, teil. Der Workshop gab ihr nicht nur Einblicke in wissenschaftliche Karrieren, sondern auch in persönliche Lebensgeschichten von ProfessorInnen.
uni:view: Was fasziniert Sie an Ihrem Fach, der Molekularbiologie?
Irena Corbic: Da ich schon am Ende meines Doktoratsstudiums bin, habe ich mich auf molekulare Virologie spezialisiert. Die Virologie hat mich immer fasziniert, vor allem wegen der Erkrankungen, die Viren bei den Menschen verursachen. Erst in den letzten Jahren hatten wir eine Verbreitung von Viren wie Ebola, Chikungunya und Zika. Weltweit sind hunderte von Menschen mit Hepatitis B und C Viren chronisch infiziert und Viren sind deutlich an der Anzahl von Krebserkrankungen mitschuldig. Nur durch die Forschung können wir die Virenbiologie, die Mechanismen der Invasion und die Interaktion mit Zellen verstehen und gegen Viren kämpfen, indem wir wertvolle Impfstoffe und antivirale Therapien entwickeln.
uni:view: In dem Programm NaturTalente werden bestimmte Kompetenzen vermittelt und Persönlichkeitstrainings angeboten. Welche Skills wurden im Rahmen Ihres Moduls vermittelt?
Corbic: Im Rahmen des Moduls haben wir über Verhandlungen und schwierige Gespräche gesprochen. Im Bewerbungsprozess, wie auch am Arbeitsplatz und im Privatleben, befinden wir uns in Situationen, die unangenehm sein können, weil unser Gegenüber unsere Meinung nicht respektiert, oder wir mit der Persönlichkeit unserer MitarbeiterInnen schwer umgehen können. Das Modul hat übermittelt, wie man möglichst gelassen diese Situationen überwinden und Missverständnisse vermeiden kann. Was mir besonders beim Workshop gefallen hat, waren die theoretischen Methoden, die man nutzen soll, um schwierige Gespräche aufzulösen, die wir danach auch praktisch in Kleingruppen simuliert haben. Als nützlichen Tipp habe ich mitgenommen, wie man mit Gegenfragen unerfreulichen Interviewfragen ausweichen kann.
"NaturTalente" ist ein High Potential Programm der Universität Wien: 35 exzellente Master- und PhD-Studierende aus der Mathematik, den Naturwissenschaften und der Informatik (MINT-Fächer) treffen auf sechs Unternehmen aus Industrie und Wirtschaft. NaturTalente ist eine Initiative von UNIPORT, dem Karriereservice der Universität Wien, der so die Sichtbarkeit der MINT-Fächer stärken und den Austausch zwischen Universität und Wirtschaft fördern möchte.
uni:view: Der Workshop fand an der Universität Wien statt, um auch Informationen über wissenschaftliche Karrieren zu erhalten. Wie war die Teilnahme der Universität Wien am NaturTalente Programm für Sie?
Corbic: Da ich am Vienna Biocenter in der Forschung arbeite, habe ich schon einen gewissen Einblick an möglichen weiteren Karrieren. Trotzdem war es für mich sehr interessant, die persönlichen Geschichten von ProfessorInnen zu hören, wie sie ihre Karrieren geschafft hatten, und welche Hindernisse, Unsicherheiten und Enttäuschungen, aber auch Erfolge und glückliche Momente sie dabei erfahren und erlebt haben.
uni:view: Welche interessanten Einblicke konnten Sie durch diese Kooperation gewinnen?
Corbic: Das absolute Highlight für mich waren die organisierten Rundtische, wo wir in kleinen Gruppen nicht nur etwas über das Berufs- sondern auch über das Privatleben der Mitarbeiterin der Universität erfahren konnten. Die eingeladenen ProfessorInnen waren sehr offen und ihre beruflichen Laufbahnen waren einzigartig und inspirierend. Besonders aufgefallen ist mir die Tatsache, dass sich niemand von den Gesprächspartnern seine Karriere so vorgestellt hat, wie sie am Ende verlaufen ist. Und alle waren schon mehrmals in der Situation, schwierige Entscheidungen treffen zu müssen. Die Take-home-message war: Man müsse mutig sein, sich selbst vertrauen, aber es muss auch ein Quäntchen Glück dabei sein, um erfolgreich zu werden.
uni:view: Was nehmen Sie aus dem High Potential Programm mit für Ihre weitere Karriere?
Corbic: Das High Potential Programm hat uns die notwendigen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Bewerbungsprozess geboten. Es ist eine angenehme Mischung aus Workshops, wo wir Tipps und Tricks lernen, im engen Kontakt mit Partnerunternehmen. Ich habe einen besseren Einblick in große Pharmaunternehmen und die Prozesse, die sie ausführen, gewonnen. Meiner Meinung nach ermöglicht das Programm uns, erste Kontakte mit potenziellen Arbeitgebern zu knüpfen, und die Informationen aus erster Hand zu kriegen, was in der Zukunft sicherlich ein Vorteil gegenüber MitbewerberInnen sein wird. Momentan beschäftige ich mich mit dem Schreiben meiner Dissertation und Publikation, anschließend mit der Defensio. Da ich in die Industrie einsteigen möchte und noch extra Erfahrung und Kompetenzen sammeln möchte, nehme ich noch am Universitätslehrgang "Clinical Trial Specialist" an der MedUni Graz und an der BioBussines School in Amsterdam Ende Juni teil. Danach sehe ich meine Zukunft in einem großen Pharmakonzern.
Irena Corbic hat das Masterstudium in der Molekularbiologie an der Zagreb Universität in Kroatien absolviert. Nach ihrem Studienabschluss begann sie in der Gruppe von Dieter Blaas am Vienna Biocenter zu forschen und später in der Gruppe von Heinrich Kowalski zu arbeiten. Derzeit absolviert sie das Doktorat in der Molekularbiologie an der Universität Wien. Im Fokus ihres Projektes stehen Picornaviren, insbesondere Rhinoviren, die für mehr als die Hälfte aller Erkältungskrankheiten sorgen, und die Coxsackieviren, die Viralmyokarditis (Herzmuskelentzündungen) verursachen. Was sie dabei besonders interessiert, ist die Interaktion zwischen den Wirtszellen und den Viren und die Mechanismen, mit denen die Viren die zellularen Ressourcen für eigene Multiplikation nützen.